AUTOWELT

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter

Quantensprung bei der Crash-Sicherheit

Ein interessanter Crash-Test-Vergleich zwischen VW Käfer, Golf II und Golf IV zeigt die Entwicklung der Fahrzeugsicherheit deutlich auf.

Darüber, dass Autos über die Jahrzehnte sicherer geworden sind, besteht kein Zweifel. Um wie viel sie sicherer geworden sind, zeigt ein aktueller Crashtest, den der ÖAMTC mit seinen Schwesterclubs durchgeführt hat: Die VW-Modelle Käfer, Golf II und Golf IV wurden einem direkten Vergleich unterzogen.

Die Ergebnisse der speziellen "Zeitreise" sind teils frappant. "Nebeneinander gecrasht, offenbaren die drei Pkw-Generationen deutlich den Sicherheits-Fortschritt im Autobau", sagt ÖAMTC-Cheftechniker Max Lang. "Heute bedeutet ein Frontaufprall bei Tempo 64 keine grundsätzliche Lebensgefahr mehr."

Der ÖAMTC und seine europäischen Schwesterclubs führen seit 15 Jahren Crashtests durch. Die veröffentlichten Ergebnisse veranlassen die Autoindustrie ständig zu Verbesserungen. Der Club war unter der Federführung von Cheftechniker Max Lang von Anfang an dabei.

Im Vergleichstest wurde untersucht, wie sich das Crashverhalten bezogen auf das heutige EuroNCAP-Anforderungsniveau im Laufe der vergangenen 30 bis 40 Jahre entwickelt hat. Außerdem wurden Fahreigenschaften, Bremsverhalten, Verbrauch, Motor- und Antriebsverhalten sowie Schadstoffemissionen untersucht. Der Fortschritt bei der passiven Sicherheit - z.B. Knautschzone, Sicherheit der Passagiere - konnte dabei eindeutig nachgewiesen werden.

Achtung, Lebensgefahr: Bei den Crashtests fallen Käfer und Golf II durch

Beim Frontaufprall mit 64 km/h bieten Käfer und Golf II kaum Überlebenschancen. Die Fahrgastzellen sind stark deformiert, Lenkräder und Pedale dringen aggressiv in den Innenraum ein. Mit nur zwei Punkten schneidet der Golf II sogar noch schlechter ab als der Käfer (3 Punkte).

Beide Fahrzeuge haben Dreipunktgurte, aber noch keine Airbags. Der Golf IV erreicht hingegen mit 10 Punkten ein durchschnittliches Ergebnis. Mittleres Verletzungsrisiko gibt es für den Brustbereich des Beifahrers und die Unterschenkel des Fahrers, höheres Verletzungsrisiko für die Füße des Fahrers. Airbags sind mittlerweile Serie.

Beim Seitenaufprall dringt sowohl im Käfer als auch im Golf II die Seitenwand stark in den Innenraum ein, der Fahrersitz wird bis auf die halbe Breite zusammengedrückt. Seitenairbags gibt es keine. Der Käfer bringt es auf 13 Punkte, der Golf der zweiten Generation auf lediglich 9 Punkte. "Das überraschend bessere Ergebnis beim Käfer lässt sich in erster Linie durch die höhere Lage der Bodengruppe über der Fahrbahn und durch die erhöhte Sitzposition erklären", so Lang.

Recht gute Werte fährt der Golf IV in der Seitensicherheit ein: Die formstabile Seitenwand und Airbags bringen 15 von 16 möglichen Punkten, für den Pfahltest gibt es zwei Extra-Punkte. Das macht insgesamt 17 Punkte.

Das Gesamtergebnis im Crashtest:

VW Käfer: Insgesamt 16 Punkte hätten dem Käfer zwei Sterne eingebracht, doch bedingt durch das lebensgefährliche Verletzungsrisiko gab es eine Abwertung um 8 Punkte, also einen Stern.

VW Golf II: Ähnlich verhält es sich beim Golf II: 11 Punkte wären zwei Sterne gewesen, aber wegen der Lebensgefahr wurde auf einen Stern abgewertet.

VW Golf IV: Mit 27 Punkten und vier Sternen erreicht der Golf IV ein recht gutes Sicherheitsniveau. Vorhandene Lebensrisiken der Vorgänger wurden beseitigt, die passive Autosicherheit dafür erheblich erhöht.

"Erst bei den ab Ende der 80er Jahre entwickelten Fahrzeugen hat demnach eine deutliche Verbesserung des Crashverhaltens stattgefunden", leitet Lang aus den Ergebnissen ab.

Beim Bremsen, Lenken und Überholen machen sich 30 Jahre Entwicklung bemerkbar

Auch in puncto Bremsverhalten liegen Welten zwischen den drei getesteten Fahrzeugen. So hat sich aus Tempo 100 der Bremsweg von 55 Meter beim Käfer über 47 Meter beim Golf II auf 42 Meter beim Golf IV verkürzt. Ist der Käfer beim Bremsen in der Kurve noch besonders instabil, zeigt sich der Golf IV dank ABS, elektronischer Bremskraftverteilung und Bremsassistenten recht fahrstabil.

Für stressfreies Fahren und damit für die aktive Sicherheit von wesentlicher Bedeutung: ausgewogene und unkritische Fahreigenschaften. Der Käfer (aus der Mexiko-Produktion) ist wegen seiner Pendelachse und des Heckmotors nach heutigen Maßstäben sehr instabil, besonders in Kurven.

"Abrupt ist vor allem der Wechsel vom Unter- ins Übersteuern", erläutert Lang, "auf glatter Fahrbahn besteht ständig die Gefahr des Ausbrechens." Viel besser machte sich bei den Tests schon der Golf II: Die Fahrstabilität wurde deutlich verbessert, beim Kurvenfahren untersteuert er gutmütig. Tadellose Ergebnisse lieferte der Golf IV dank Verbesserungen in Fahrwerk, Lenkung und insbesondere durch ESP (Elektronische Stabilitätsregelung).

Die Leistungsfähigkeit beim Überholen war ein weiteres Prüfkriterium. Ermittelt wurde das Beschleunigungsvermögen von 60 auf 100 km/h. Der Käfer bringt es auf träge 29,4 Sekunden, der Golf II erreicht mit 14,6 Sekunden bereits nur noch den halben Wert.

Der Golf IV ist mit 13,6 Sekunden trotz deutlich angestiegenem Fahrzeuggewicht nochmals um eine Sekunde schneller. "Bei der Motorentwicklung konnten die Leistung und das Drehmoment laufend gesteigert werden", erläutert Lang.

Schadstoffemissionen von Käfer auf Golf IV um 97 Prozent reduziert

Sensationell ist die Reduktion der Schadstoffemissionen. Der Ausstoß konnte vom Käfer im Vergleich zum Golf II um 40 Prozent, zum Golf IV sogar um sagenhafte 97 Prozent reduziert werden. Dank Kat-Technologie sowie Verbesserungen bei Gemischbildung und Ventilsteuerung konnte die Luftbelastung erheblich eingedämmt werden.

Auch die Reduktion des Kraftstoffverbrauchs war von Anfang an ein wichtiges Entwicklungsziel. Der Benzinverbrauch für 100 Kilometer Stadtverkehr ging von 9,8 Liter beim Käfer über 8,9 Liter beim Golf II auf 7,9 Liter beim Golf IV zurück.

Passive Sicherheit wurde mit Crashtests der Automobilclubs messbar

"Zusammenfassend kann gesagt werden, dass sich die Arbeit der Automobilclubs gelohnt hat", schließt ÖAMTC-Cheftechniker Lang das Kapitel Automobil-Ahnenforschung. Anfangs standen die Hersteller den Crashtests noch misstrauisch gegenüber, heute ist Sicherheit eines der stärksten Kaufargumente. Die Sterne in den Crashtests der Automobilclubs trugen das Ihre dazu bei.

Fotos der einzelnen Crashtests sowie eine Gesamtübersicht finden Sie in der rechten Navigation!

News aus anderen Motorline-Channels:

- special features -

Weitere Artikel:

Gut organisiert ist halb geschraubt

Ordnung in der Werkstatt

Ein Handwerksbetrieb kann nur dann funktionieren, wenn alle Geräte nebst Zubehör geordnet und sicher verstaut sind, damit sie bei Bedarf erreichbar sind.

Lexus LBX – schon gefahren

Luxuriöser Einsteiger für Aufsteiger

Ein gewöhnlicher B-Crossover passt nicht mehr zur dienstlichen Position? Dann bietet Lexus mit dem LBX künftig das Passende. Das kleinste Modell der Japaner liefert gewohntes Premium-Flair.

Der Prozess bringt erstaunlich viel

Warum eine DPF-Reinigung sinnvoll ist

In der heutigen Zeit, in der Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit eine immer größere Rolle spielen, gewinnt die Reinigung des Dieselpartikelfilters (DPF) an Bedeutung.

Mit einem Fahrsimulator zur Entwicklung von neuen Reifen können nicht nur Zeit und physische Prototypen eingespart werden: Pirelli kommt damit auch seinem Ziel näher, bis 2030 CO2-neutral zu produzieren.

Vor allem der Benziner könnte preislich interessant werden

Omoda: Crossover-SUV Omoda 5 kommt nach Österreich

Für den Start auf dem österreichischen Markt bringtg Omoda ihr SUV-Modell 5. Den Anfang macht im ersten Halbjahr 2024 die Benziner-Variante, Hybrid und BEV folgen kurz darauf. Besonders erstaunlich: die Preise, die bei 26.000 Euro starten sollen.