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Ärger in Indien: Tata Nano Ladenhüter

Gerade mal 509 verkaufte Stück im November

Der anfängliche Hype um das Billigauto Nano ist wie weggeblasen. Spurensuche auf dem Subkontinent.

mid/mah

Wie eng Freud und Leid in der Automobilbranche beieinander liegen, bekommt Tata-Chef Carl-Peter Forster derzeit schmerzlich zu spüren. Erst hat sich der indische Konzern, dem der ehemalige GM-Europaboss seit Februar dieses Jahres vorsteht, vor Bestellungen seines viersitzigen Billigautos "Nano" kaum retten können.

Die ersten 100 000 Fahrzeuge mussten in dem mitten in der "Automobilisierung" befindlichen Schwellenland sogar über eine Vorbestellungsliste verlost werden. So groß war die Nachfrage unter den gut 1,1 Milliarden Menschen zählenden Indern.

Doch plötzlich will auf dem Subkontinent fast keiner mehr den umgerechnet rund 2.000 Euro "teuren" Kleinstwagen kaufen: Gerade einmal 509 Stück des als derzeit billigstes Auto der Welt geltenden, nur 630 Kilogramm schweren Minimobils haben im November einen Abnehmer gefunden.

Die Gründe für die verheerende Absatzflaute dürften vor allem in einer Serie von mysteriösen Fahrzeugbränden liegen, die weltweit für (Negativ-)Schlagzeilen über den Nano gesorgt haben. Zwar sieht sich Tata selbst nach eingehender Untersuchung der sechs bekannt gewordenen Fahrzeugbrände nicht in der Verantwortung stehen, auch wenn ein Nano nur 90 Minuten nach seiner Auslieferung wegen einer an der Auspuffanlage hängen gebliebenen Zeitung Feuer gefangen hat.

Und ein anderes Mal ein Fahrer längere Zeit ohne Kühlmittel unterwegs gewesen sei und die entsprechende Warnanzeige solange ignoriert habe, bis sein Fahrzeug dann Feuer fing. So haben sich die Fälle von "Spontanentzündungen" für den Tata-Konzern absatzmäßig zu einem Flächenbrand ungeahnten Ausmaßes entwickelt.

Offensichtlich spricht sich also auch in Wachstumsmärkten wie Indien das Verkaufsargument Qualität, beziehungsweise das Fehlen derselben, schnell herum, ohne dass dabei die Massenmedien eine so zentrale Rolle spielen wie in der westlichen Welt.

Hinzu kommt, dass sich der Markteinführungspreis von 100.000 Rupien, umgerechnet 1.660 Euro, inzwischen auf 140.000 Rupien (2.330 Euro) erhöht hat. Dies rückt den mit 26 kW/35 PS spärlich motorisierten Nano preislich in gefährliche Nähe zu den günstigsten Modellen des indischen Marktführers Maruti Suzuki, der für ähnlich kleines Geld deutlich mehr Auto anbietet.

Schadenfreude dürfte aus deutscher Sicht dennoch fehl am Platze sein. Denn die jüngsten Absatzzahlen sind nicht nur für Tata-Chef Forster schlechte Nachrichten. Auch hiesige Automobilzulieferer wie Continental, die für den Nano von ihrem indischen Werk aus die Benzinpumpe und den Sensor für die Füllstandsanzeige zuliefern, dürften die Entwicklung des "Indien-Abenteuers" mit Sorge sehen.

In erster Linie den Lerneffekt auf seiner Habenseite sieht dagegen Contis Wettbewerber Bosch. Die Schwaben steuern für den spartanischen Zweizylinder-Zwerg unter anderem Lichtmaschine, Anlasser und Bremssystem bei. Auf diese Weise habe man gelernt, weniger aufwendige, preiswerte, aber dennoch langlebige Teile zu entwickeln, so ein Unternehmenssprecher gegenüber dem "Handelsblatt".

Die Bauteile hätten in der Summe einen Wert von rund 200 Euro pro Fahrzeug. Vor diesem Hintergrund seien die Umsatzausfälle für Bosch in Relation zu den wertvollen Erfahrungen auf dem Niedrigpreismarkt "vernachlässigenswert". Eine Sichtweise, die Tatas neuer Boss Forster vermutlich nicht uneingeschränkt teilen dürfte.

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