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Maserati GT MC Stradale - schon gefahren

Nicht Ross, nicht Stier

Was Maserati bisher nicht bieten konnte, war die unmaskierte Biestigkeit eines Rennwagens mit Straßenzulassung. Der MC Stradale ist da.

mid/afb

Der Gran Turismo MC Stradale könnte diesen häufig geäußerten Kundenwunsch erfüllen, wenngleich sich die solventen Käufer durch den Namen nicht irritieren lassen sollten.

Der Autos mit der Bezeichnung "Gran Turismo" gemeinhin hohen Reise-Komfort zuzuschreiben, ist beim MC Stradale eher unterentwickelt. Dafür hat er zu wenig Sitzplätze.

Stattdessen ist das 450 PS starke Coupé umso mehr auf Brutalität frisiert. Der 4,7-Liter V8 schreit einen schon beim ersten Dreh des Zündschlüssels energisch an und wirkliche Ruhe kehrt erst wieder mit entgegengesetzter Handbewegung ein.

Obwohl gegenüber dem Schwestermodell Gran Turismo S nur zwei statt vier Endrohre zu sehen sind, ist der Weckruf des ersten Gasstoßes ungleich intensiver.

Obendrein kann der Fahrer die Akustik selbst beeinflussen, denn je nach Fahrmodus öffnen sich die Drosselklappen der Abgasanlage und lassen mehr oder weniger kehliges V8-Gebrüll ins Freie.

Auf gleicher Wellenlänge wie die durchdringende Akustik liegt die optische Präsenz des Fahrzeugs. Der ohnehin schon Ehrfurcht gebietende Kühlerschlund wird jetzt flankiert von zusätzlichen Lufteinlässen.

Seitliche Schweller und eine zusätzliche Spoilerlippe auf dem Kofferraumdeckel verbessern die Aerodynamik und den Anpressdruck bei hohem Tempo. Auf der Hinterachse lassen sich so 50 Prozent mehr Abtrieb erzeugen.

Die wulstigen Radhäuser werden ausgefüllt von 20-Zoll-Felgen, deren dünne Speichen den Blick auf eine Karbon-Keramik-Bremsanlage von Brembo freigeben.

Um die bissfesten Tempovernichter bei flotter Fahrt perfekt zu dosieren, braucht es etwas Gewöhnung.

Karbon dominiert auch den Innenraum. So sind zum Beispiel die Verkleidungen der Konsole aus dem teuren High-Tech-Material gefertigt.

Auch die Schalen der Rennsitze sind aus dem extrem robusten Faser-Werkstoff. Maserati spricht den Sitzen eine große Langstreckentauglichkeit zu.

Ein Schwachpunkt ist allerdings, dass die Höhe unter Zuhilfenahme von Werkzeug auf einen Fahrer fix eingestellt werden muss.

Den nachhaltigsten Eindruck, dass es sich hier um einen Rennwagen für die Straße handelt, vermittelt der Verzicht auf Rücksitze. Stattdessen wölbt sich ein armdicker Überrollbügel durch den Innenraum, an dem auch die optionalen Hosenträgergurte befestigt werden können.

Großzügig sind Alcantara und Leder verlegt, nur die Bedieneinheit unter dem Navi-Monitor will nicht so recht zum exklusiven Charme des Interieurs passen. Allzu sehr erinnert das Panel an die in Großserie und Kleinwagen verwendeten Bauteile.

Die zentralen Instrumente sind groß und gut platziert, jedoch fehlt es der Beschriftung an Kontrast, so dass sie ohne Beleuchtung schlecht abzulesen sind.

Die Leistungsunterschiede zum Gran Turismo S sind nicht so groß, wie die auf Rennstrecken-Tauglichkeit getrimmte Optik es vermuten lässt. Der 4,7 Liter große Achtzylinder, der hinter der Vorderachse montiert ist, bringt es auf 10 PS mehr als beim Schwestermodell, so dass nunmehr 450 PS zu Verfügung stehen.

20 Newtonmeter mehr Drehmoment bedeuten eine Kennziffer von 510 Nm. Durch verbessertes Motormanagement und die Verringerung des Fahrzeuggewichts um mehr als 100 Kilogramm konnte der Durchschnittsverbrauch um 13 Prozent auf 14,4 Liter (EU-Norm) gesenkt werden.

Allein 42 Kilogramm Mindergewicht brachte die Änderung der Sitzkonfiguration, Verzicht auf Dämmmaterial weitere 25 Kilo. Die Bremsen sind zusammen 18 Kilo leichter als vergleichbare Stahlbremsen.

Große Sorgfalt legten die Maserati-Ingenieure an die Modifikation des Schaltgetriebes. Die automatisierte Gang-Box kann im "Race"-Modus binnen 60 Millisekunden die Fahrstufen wechseln, was bei dynamischer Gangart enorme Freude macht.

Der Ruck, der beim Schalten durch Mensch und Maschine geht, ist durchaus gewollt. Für die Mitgliedschaft im ehrenwerten "Club 300" hat der Hersteller auch gesorgt und gibt die Höchstgeschwindigkeit mit 301 km/h an.

Wie ein zum Kampf entschlossener Athlet tritt dieser Maserati gegen die Konkurrenz an und zeigt, dass italienischer Straßen-Sport auch ohne das Ferrari-Pferd oder den Lamborghini-Stier möglich ist. Und wie bei den edelsten Vollblütern muss man auch bei ihm die Zügel fest im Griff haben.

Feinfühlig, fast nervös reagiert das Coupé bei zügiger Kurvenfahrt, spürbar stets bereit, mit einem kleinen Schlenker des Hecks daran zu erinnern, dass die Physik auch für Hochleistungsfahrzeuge gilt.

Manche Wettbewerber mögen ein satteres Gefühl auf der Straße vermitteln, aber nur wenige klingen dabei genau so volltönend. Das achtstimmige Kolben-Orchester zu hören, wird freilich nur wenigen vergönnt sein.

Das neue Modell wird weltweit auf etwa 500 verkäufliche Exemplare taxiert.

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