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Studie: ÖAMTC-Erhebung "Zivilcourage"

Schlechtes Zeugnis

Erschreckend: 85 Prozent der Lenker fahren bei einem Unfall vorbei, ohne zu helfen. Das ergab eine Studie des ÖAMTC Ende August im Burgenland.

Strahlender Sonnenschein, eine gut frequentierte Landstraße, am Straßenrand ein rauchendes Unfallauto, in der Wiese ein regungsloser Mann. Wie reagieren Lenker, die mit dieser Situation konfrontiert werden? Der ÖAMTC hat mit Unterstützung des Landespolizeikommandos Burgenland und der BH Mattersburg den Test gemacht.

"Mehr als drei Viertel der Fahrzeuglenker haben das Unfallopfer ignoriert und sind weitergefahren", schilderte ÖAMTC-Generalsekretär Oliver Schmerold anlässlich der heutigen Pressekonferenz das erschreckende Ergebnis.

Von 246 Fahrzeugen nur 38 angehalten

Die Begründungen der Lenker sind vielfältig, die Antworten teils erschreckend: "Das ist mir gar nicht aufgefallen", "Mir war gleich klar, das ist kein richtiger Unfall, das kann an der Stelle so nicht passieren" oder "Ich war sicher, da hilft schon wer".

Die wahren Gründe ortet man beim Club in der Angst, etwas falsch zu machen. "Das Schlimmste ist jedenfalls, nichts zu tun", stellt der ÖAMTC-Generalsekretär klar. "Gerade die ersten Schritte können Leben retten."

Der Test wurde über rund zwei Stunden unter idealen Wetterbedingungen an einem Vormittag Ende August durchgeführt. Die ÖAMTC-Experten wählten einen Streckenabschnitt der B50 zwischen Mattersburg und Eisenstadt. Zuerst wurde das Wrack stehend neben der Fahrbahn positioniert, das Opfer lag regungslos in der Wiese.

Eine halbe Ewigkeit bis zum ersten Helfer

"Es hat unfassbare sechs Minuten gedauert, bis der erste stehen geblieben ist. Und das trotz regen Verkehrs", schildert die Testleiterin, ÖAMTC-Verkehrspsychologin Marion Seidenberger, die Einstiegsphase. Nur zwei von rund 70 Lenkern haben angehalten, um zu helfen.

Die Begründung der meisten: "Das sei nicht als Unfall erkennbar gewesen." Die zwei, die das anders gesehen haben, waren sehr aufgeregt und heilfroh, als sich das Ganze als Test herausgestellt hat.

Mit dem Umlegen des Wracks wirkte die Situation dramatischer, das "Opfer" variierte sein Verhalten und setzte sich z. B. neben das Auto. Damit erhöhte sich zwar die Anzahl der Helfer, die Bilanz bleibt trotzdem ernüchternd: Nur rund jeder 7. blieb unmittelbar stehen, um Hilfe anzubieten.

Von 246 Fahrzeugen (201 Pkw, 42 Lkw, 2 Motorräder und 1 Radfahrer) stoppten nur 38 Lenker (15 Prozent) sofort, 208 (85 Prozent) fuhren vorbei. Unter den 38 Lenkern, die sofort angehalten haben, waren 28 Pkw-Lenker, neun Lkw-Lenker und der Radfahrer. Ebenfalls vorbildlich: das Team eines zufällig vorbeikommenden Rotkreuz-Wagens. Die ehrenamtlichen Helfer stoppten natürlich sofort. "Gut getippt" war die Einschätzung der Sanitäter: "80 Prozent fahren in der Realität vorbei".

84 Prozent haben Unfall wahrgenommen

Auffallend für die Verkehrspsychologin: "Ein Großteil der Lenker, nämlich rund 84 Prozent, hat den Unfallwagen blickmäßig wahrgenommen. Das zeigen die Aufzeichnungen."

Was ebenfalls deutlich wurde: Wer abgelenkt ist, nimmt den Straßenraum weniger wahr, es fehlt die Zeit zum Reagieren. "Es war einiges zu beobachten, vom Navi-Hantieren über Handytelefonate bis hin zu aufgeregten Gesprächen mit dem Beifahrer. Und ein Lenker hat sogar Obst geschält", schildert Seidenberger.

Im gesamten Erhebungszeitraum gingen übrigens nur zwei Notrufe in der Leitstelle der Polizei ein. Und das Fazit des "Opfers" an diesem Tag: "Ich bin heilfroh, dass mir nicht wirklich was passiert ist!"

Lesen Sie einige Zitate der Lenker, die stehen geblieben sind und die Ausreden derer, die weiter fuhren.

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