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Das Adrenalin ist zurück

Der italienische Autohersteller Alfa Romeo meldet sich auf angestammtem Terrain zurück, und das auf eindrucksvolle Weise.

mid/friwe

Die Eckdaten des 4C lassen die Herzen altgedienter Alfisti endlich wieder höher schlagen. Zudem wirkt der zweisitzige Sportwagen schon im Stand schnell, denn den Alfa-Designern ist die eindrucksvolle Optik eines Kraftpaketes gelungen. Im Zeitalter acht- und zwölfzylindriger Supersportwagen mit mehr als 500 PS wirken die 240 PS, die der Alfa Romeo 4C aus seinem Vierzylindermotor mit 1.742 ccm Hubraum mobilisiert, eher durchschnittlich. Doch ist die Leistung in diesem Fall nur die halbe Wahrheit, denn das Gewicht des nur 3,99 Meter langen und 1,18 Meter hohen Zweisitzers liegt - vollgetankt und mit Fahrer - unter 1.000 Kilo.

Der aus der Giulietta bekannte Motor hat einen größeren Turbolader sowie einen überarbeiteten Ansaugtrakt erhalten. Das Triebwerk glänzt nun mit 350 Nm maximalem Drehmoment. Zahlreiche Detailänderungen und technische Finessen machen ihn zum Hochleistungs-Motor, der überdies gegenüber der Ausgangsbasis aus der Giulietta 22 Kilo weniger wiegt. Aus dem Stand auf 100 km/h beschleunigt der Alfa 4C in 4,5 Sekunden, und die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 258 km/h.

Der aktuelle Porsche 911 wiegt 1.455 Kilo und schafft mit 257 kW/350 PS den Sprint auf Tempo 100 in 4,8 Sekunden. Eine Vollbremsung aus 100 km/h bringt den Alfa innerhalb von 36 Metern zum Stehen. Als Normverbrauch gibt Alfa Romeo 6,8 Liter an, und der CO2-Ausstoß des die Euro-6-Norm erfüllenden Motors beträgt 157 g/km. Den 4C gibt es ausschließlich in Verbindung mit einem Doppelkupplung-Sechsganggetriebe, betätigt über Schaltwippen am dicken Lederlenkrad.

Dass der für einen Sportwagen nicht allzu üppig motorisierte 4C solche Fahrleistungen und Verbrauchswerte schafft, liegt vor allem in der guten Aerodynamik und dem niedrigen Gewicht begründet. Speziell beim Gewichtsparen griffen die Alfa-Techniker tief in die Trickkiste. So besteht wie bisher nur beim Lamborghini Aventador die zentrale Struktur in Monocoque-Bauweise zur Unterbringung der Insassen aus Kohlefaser. Eine Spezialfirma liefert das Teil ins Maserati-Werk nach Modena, wo dann der Alfa 4C aus Aluminium und Verbundwerkstoffen entsteht.

Das Triebwerk sitzt als Mittelmotor direkt hinter den Insassen, dahinter reicht der Platz gerade noch für ein 40-Liter-Gepäckfach. Im Vorderbau brachten die Alfa-Techniker die Klimaanlage und den Kühler samt Kühlerventilatoren unter. Damit niemand eventuell versucht, hier noch etwas Gepäck dazu zu zwängen, lässt sich die Fronthaube nur in der Werkstatt öffnen, denn ein paar gut versteckte Schrauben erfordern Spezialwerkzeug.

Kompromisse sind nicht nur beim Reisegepäck erforderlich, denn die strenge Gewichtsdisziplin der Konstrukteure hat auch anderweitig ihren Preis. Im knapp geschneiderten Innenraum sind im Fußraum ein paar unverpackte Schrauben zu erkennen, und das Armaturenbrett präsentiert sich optisch recht spartanisch. Für mehr als zwei Front-Airbags war nirgendwo Platz, und ein langbeiniger Beifahrer klagte bei der Probefahrt über ständigen Kniekontakt mit den unter dem Armaturenbrett hängenden Schaltern der Klimaanlage. Bereits das Einfädeln in den 4C erweckt Jahrzehnte alte Reminiszenzen an den Sportwagen Stratos der Schwestermarke Lancia zum Leben. Um die Hüften und im Kopfbereich ist der Alfa freilich etwas weniger knapp geschneidert.

Dank längerem Radstand zu deutlich besserem Geradeauslauf begabt, vermittelt der Alfa-Sportwagen vom ersten Meter an ein aktives Fahrgefühl. Dass, wie einst im Stratos, aus Gewichtsgründen auch keine Servolenkung an Bord ist, trägt mit zum ungefilterten Fahreindruck bei. Bereits nach zwei Kurven vermisst der Fahrer den Servo nicht mehr. Ein reinrassiges Rennfahrwerk trägt mit zur Fahrpräzision bei. Die Räder mit einer Größe von 205/45 in 17-Zoll-Ausführung vorne und 235/40 als 18-Zöller hinten wirken im Vergleich zu Supersportwagen nicht üppig, passen aber ins Gesamtpaket. Gegen Aufpreis wird es allerdings auch größere Räder mit jeweils einem Zoll mehr vorne und hinten geben. Wer den Alfa 4C auch auf der Rennstrecke bewegen will, kann ihn auch mit Pirelli-Rennreifen bestellen, ebenso mit einer Sportauspuffanlage.

Letztere war auch am - italienisch zugelassenen - Testwagen montiert. Damit ist der 4C bei höheren Drehzahlen zu bemerkenswerter Geräuschentwicklung fähig, lässt sich aber erstaunlicherweise auch relativ ruhig bewegen. Nutzt der Fahrer das vierstufige Fahr- und Stabilitätsprogramm auf der zivilsten Einstellung und lässt das Getriebe automatisch schalten, zeigt die Digitalanzeige bei 50 km/h im vierten Gang nur 1 900/min an. Da klingt der 4C selbst mit Sportauspuff noch allgemeinverträglich. Wer es im Alltag oder beim Sonntagsausflug auf der Piste knackiger und noch fahraktiver haben möchte, kann die Reaktionen von Motor, Schaltung und ESP per Knopfdruck variieren. Jedoch empfiehlt Alfa Romeo die Renn-Einstellung ausdrücklich nicht für die Straße.

Die ersten 500 Exemplare inklusive Sportauspuff, Leder-Rennsitzen und großen Rädern bereits verkauft. Ab Oktober nimmt Alfa Romeo Bestellungen für die Jahresproduktion von rund 3.500 Exemplaren des 4C auch in Grundausstattung entgegen. Um die 65.000 Euro sind dann fällig, und damit liegt das neue Musterexemplar aus dem Alfa-Genpool in direkter Schlagdistanz zu Audi TTS und Porsche Cayman. Mit keinem ist der 4C direkt und uneingeschränkt vergleichbar, aber zu jedem durchaus eine Alternative.

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