Mercedes A und CLA 45 AMG - schon gefahren | 11.06.2013
Wie von einem anderen Stern
Erstmals gibt es AMG Modelle mit Vierzylindermotor: In A 45 AMG und CLA 45 AMG allerdings mit dem stärksten Serien-Vierzylinder der Welt.
mid/ld
Erstmals rüstet Mercedes-Benz AMG Modelle mit einem Vierzylindermotor aus: In den neuen Fahrzeugen A 45 AMG und CLA 45 AMG handelt es sich dabei um nicht weniger als den stärksten Serien-Vierzylinder der Welt.
Aus zwei Litern Hubraum holt das Turbo-Triebwerk 265 kW / 360 PS bei 6.000/min. Es produziert ein maximales Drehmoment von 450 Nm, das zwischen 2.250/min und 5 000/min bereit steht.
Wie die Acht- und Zwölfzylindermotoren von AMG wird auch das neue Triebwerk in reiner Handarbeit von einem Monteur gefertigt, die Motorplakette bezeugt dies mit seiner Unterschrift.
Die potenteste A-Klasse steht mit 54.740 Euro in der Preisliste, das reichhaltig ausgestattete Sondermodell "Edition 1" zum Serienstart kostet bereits 63.150 Euro. Die Markteinführung findet im Juni statt.
Für das viertürige Coupé, den CLA 45 AMG sind noch keine exakten Preise bekannt, es wird aber rund 7.000 Euro mehr kosten als sein A-Pendant. Auch hier gibt es ein "Edition 1"-Modell. Diese Version kommt im September in den Handel.
Neben den hohen Leistungswerten überzeugen beide durch Erfüllung der Abgasnorm Euro 6 und einen NEFZ-Kraftstoffverbrauch von 6,9 Litern für 100 Kilometer. Die CO2-Emissionen liegen bei 161 g/km. Dabei hilft neben der Start/Stopp-Funktion sicher das automatisierte Schaltgetriebe "AMG Speedshift" mit sieben Gängen.
Dank langer Übersetzung des höchsten Gangs liegen bei dem möglichen Spitzentempo von 250 km/h nur rund 4.200 U/min an. Dabei bleibt es im Fahrzeuginnenraum verblüffend leise, von Windgeräuschen ist fast nichts zu hören.
Wie sich bei einer ersten Testfahrt gezeigt hat, erfolgen die Gangwechsel ohne Zugkraftunterbrechung in der Regel sehr weich und kaum merklich. Nur wer mit spontanen Gaspedalbewegungen zum Zurückschalten von mehreren Gängen auffordert, spürt einen leichten Ruck.
Das ist, so Getriebeentwickler Thomas Breitinger, durchaus gewollt. Schließlich schärft das auch die Sinne für das dynamische Feuerwerk, das bei der Leistungsanforderung erfolgt. Da wird aus sanftem Dahingleiten mit rund 2.000/min ein katapultartiges Vorwärtsschießen.
Aus dem Stand beschleunigen die AMG A-Klasse und der entsprechend motorisierte CLA in nur 4,6 Sekunden auf 100 km/h. Die Automatik ist mit drei Programmen einstellbar: Der Modus "C" unterstützt eine komfort- und verbrauchsorientierte Fahrweise. "M" steht für die manuellen Gangwechsel über Schaltpaddel hinter dem Lenkrad, und "S" kennzeichnet das Sportprogramm.
Bestmögliche Beschleunigungswerte gelingen auch Nicht-Profis dank der Funktion "Race Start". Vortriebsverluste durch Schlupf von durchdrehenden Rädern sind jedenfalls dank variablem Allradantrieb nicht feststellbar.
Allradantrieb serienmäßig
Diesen Allradantrieb haben die Schwaben unter besonderer Berücksichtigung der Aspekte "Dynamik" und "Fahrleistung" konzipiert und entwickelt. Eine zweiteilige Gelenkwelle leitet bis zu 50 Prozent der Kraft an die Hinterachse weiter. Mit dem Hinterachs-Differential verbunden, sorgt eine elektrohydraulisch gesteuerte Lamellenkupplung für den Kraftschluss.
Im Normalbetrieb sind A 45 AMG und CLA 45 AMG als Fronttriebler unterwegs. Tritt an der Vorderachse Schlupf auf, leitet das System die Kraft in Sekundenbruchteilen an die Hinterräder. Bei extremen Fahrversuchen auf der Rennstrecke bestätigte sich die enorme Effizienz dieser Technik ebenso wie im Normalbetrieb auf öffentlichen Straßen.
Der Fahrer kann das ESP manuell ausschalten oder für weniger Eingriffe auf den "Sport Handling Mode" einstellen. Zudem sorgt der ESP-Kurvendynamik-Assistent für einen unmerklichen Bremseneingriff am kurveninneren Hinterrad, der für ein sanftes Eindrehen und damit für gute Beherrschbarkeit im Grenzbereich sorgt. Dabei hilft jedoch schon die präzise wirkende, feinfühlige Lenkung, die jegliche Richtungswechsel spontan einleitet.
Gegenüber den schwächeren Versionen von A-Klasse und CLA ist die Vorderachse verstärkt. Die Hinterachse hat Mercedes sogar neu entwickelt. Beide Maßnahmen zielen auf eine höhere Fahrdynamik, die auch spezifisch abgestimmte Feder-Dämpfer-Elemente und stärkere Stabilisatoren unterstützen.
Die AMG-Hochleistungsbremsanlage packt herzhaft zu und sorgt im Verbund mit Reifen von Continental, Dunlop oder Michelin im Format 235/40 R 18 für verlässliche Verzögerungswerte. Insgesamt weckt das Fahrverhalten sehr viel Vertrauen, und Kurven lassen sich auch mit hohem Tempo souverän durcheilen.
Auch beim Motorsound versucht der Hersteller, an das bisher gebotene hohe Niveau der Modelle mit mehr Zylindern anzuschließen. Das ist jedoch trotz aufwendiger Arbeit im Tonstudio und mit Soundexperten einigermaßen schwer gefallen.
Schließlich handelt es sich eben nur um ein Vierzylindertriebwerk, zumal mit dämpfendem Turbolader im Ansaugtrakt bestückt, dem das sonore Bollern eines V8 oder üppigen Zwölfzylinders nicht zu eigen ist.
Mit einer Sport-Abgasanlage und automatisch gesteuerter Abgasklappe röhrt es dann auch bei den kleinen AMG-Modellen, beim A 45 AMG etwas kerniger als beim eher komfort-orientierten CLA, aber eine Gänsehaut kann das in beiden Fällen eher nicht erzeugen. Das ändert aber nichts an dem prickelnden Vergnügen, das A 45 AMG und CLA 45 AMG dem Fahrer bereiten.