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Crazy Frog

Volvo-Tuner Heico Sportiv will es wissen und präsentiert den V40 HPC. Wir testen das Ding mit 350 PS, Wasser-Ethanol-Einspritzung und Allradantrieb.

Georg Koman

„Crazy Frog“ war eine gleichermaßen schräg aussehende wie singende Cartoon-Gestalt, die Welthits à la „We are the Champions“ gecovert hat (als Info für Jung-User, Junggebliebene können sich sowieso erinnern). Ein Name, der durchaus zum Volvo V40 HPC passt, denn er ist giftgrün foliert, mit 350 PS verrückt motorisiert und singen können seine vier Auspuffrohre auch – und wie.

Bei Heico Sportiv, dem auf Volvo spezialisierten Tuner aus Weiterstadt bei Frankfurt war man über den Volvo V40 hoch erfreut. Schließlich sieht er schon von Haus aus sehr dynamisch aus und bildet so eine absolut effektive Tuning-Basis.

Außerdem juckte es die Heico-Leute, einmal auszuprobieren, was wirklich geht. Sich sozusagen einmal ans Ende der Fahnenstange heranzutasten. Daher begnügte man sich nicht damit, der in der Serie 254 PS starken T5-Spitzenmotorisierung des V40 20-30 PS mehr zu vergönnen. Man wollte in die Leistungsspitze der Kompaktwagen vorstoßen, also hieß die Vorgabe: 100 PS mehr.

Mit klassischen Tuningmaßnahmen samt einer leistungsfördernden Auspuff-Anlage kommt man auf 320 PS, für die restlichen 30 PS sorgt eine Wasser-Ethanol-Einspritzanlage.

Dazu kommen ein Bodykit, Lackfolierung in mattem Giftgrün, ein um 30 Millimeter tiefer gelegtes Sportfahrwerk, eine überarbeitet Bremsanlage mit Sechskolben-Zangen vorne, Schaltwippen hinter dem Lenkrad, eine Domstrebe im Motorraum, superleichte Recaro-Sportsitze, 235er-Reifen auf 19-Zöllern sowie – Allradantrieb.

Richtig gelesen. 350 PS an der Vorderachse sind ja nur sehr, sehr bedingt alltagstauglich. Und genau diese Alltagstauglichkeit samt – selbstredend – Straßenzulassung war eines der deklarierten Ziele.

Volvo bietet den V40 zwar nicht mit Allradantrieb an, hat aber den technisch weitgehend baugleichen „Cross Country“ im Programm. Dessen Komponenten in die Standardkarosserie einzubauen, war für die Heico-Leute kein wirklich schwierige Übung.

Nimmt man im Heico-V40 Platz, wundert man sich zunächst über die Bequemlichkeit der extrem zart gebauten Recaros, dann fällt der Blick auf die riesigen Schaltwippen und dann entdeckt man den Edelstahl-Druckknopf zwischen den Vordersitzen. Er ermöglicht ein dreistufiges Luststeigerungsprogramm.

In Stufe eins – sie ist standardmäßig nach jedem Motorstart aktiv – leuchtet die LED im Schalter grün, man fährt mit 320 PS und geschlossenen Auspuffklappen. Ideal, um im verbauten Gebiet möglichst wenig Aufmerksamkeit der uniformierten Ordnungswächter auf sich zu ziehen.

Stufe zwei (LED wird blau) bedeutet Öffnen der Auspuffklappen. Das offenbart einen süchtig machenden Sound. Vom Grummeln im unteren Tourenbereich, zum Röhren, ja Schreien, bei Nenndrehzahl. Es lohnt sich wirklich, mit dem kleinen Hulk etwas zu tun, was normalerweise Ferrari- oder Lamborghini-Fahrern vorbehalten ist. In Autobahntunnels bei leicht geöffneten Fensterscheiben kräftig zu beschleunigen. Ein Erlebnis, das man so schnell nicht vergessen wird.

Stufe drei (LED blinkt blau) aktiviert außerdem die Wasser-Ethanol-Einspritzung. Zusätzliche 30 PS machen sich dann über die Antriebsachsen her. Ganz ehrlich: Ein netter Gag, der aber nicht zwingend nötig gewesen wäre. Wirklich bemerkbar (außer vielleicht auf der Stoppuhr) macht sich die Mehrleistung trotz des erheblichen Aufwandes nicht. Außerdem ist der Fünfliter-Zusatztank bei heftigem Ethanol-Einsatz nach deutlich weniger als 100 Kilometern leer.

Theoretisch kann man sich den Ethanol-Zauber verkneifen, zahlreiche Positionen sind ja auch einzeln zu haben. Heico Sportiv wollte hier einfach zeigen, was die Summe seiner Möglichkeiten bedeutet. Diese resultieren übrigens in einem Sprint von 0-100 km/h in 5,6 Sekunden und 265 km/h Spitze.

Und haben ihren Preis. Das Einzelstück käme auf rund 95.000 Euro. Aber bei entsprechender Resonanz und einer möglichen Kleinserienfertigung sähe die Sache natürlich wieder anders (= günstiger) aus. Und man müsste ja nicht alle Komponenten bestellen. Fahrwerk, Bremsanlage, Motorkit – all das wird in Bälde einzeln zu haben sein.

Es soll ja Leute geben, die ihren V40 gern kampfstark, aber nicht unbedingt in Giftgrün haben wollen. Obwohl: Während des kurzen Tests griffen gleich zwei Passanten nach ihren Handys und drückten auf den Auslöser. Für einen Volvo-Fahrer gewiss ein nicht ganz alltägliches Ereignis.

Weitere Infos gibt es auf www.heicosportiv.de


Plus

+ absoluter Hingucker
+ enorme Leistungsreserven
+ qualitativ hochwertiges Tuning
+ Freude am technischen Detail

Minus

- (vorerst) enorm teuer

Resümee

Heico Sportiv zeigt mit dem V40 HPC, was man aus einem kompakten Volvo in Sachen ernsthaftes Sporttuning machen kann. 100 PS mehr Motorleistung, Allradantrieb, eine kompromisslos klangstarke Auspuffanlage, Bremsen, Fahrwerk, Sitze etc. lassen den giftgrünen V40 zum echten GTI-Schreck werden.

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