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Vorsicht bissig

Rasseln, fauchen, ein dumpfes Plopp beim Schalten und immer wieder dieses irrwitzig schnelle Hochdrehen. Dass bietet der neue Top-R8.

Jürgen Zöllter/mid

Wer glaubt, der Pilot spiele hier auf der Klaviatur eines Ferrari-Triebwerks, der irrt. Ganz so lautstark geht es denn doch nicht zur Sache! Wir sitzen in Fahrtrichtung vor einem 5,2-l-V10-Motor, der 610 PS bei 8.250 U/min entwickelt und einen Zweisitzer befeuert, der - nein, wieder falsch gedacht - auch nicht in Sant'Agata Bolognese am Sitz von Lamborghini entsteht, sondern in den "Audi Böllinger Höfen" in Heilbronn.

Dort wohnt die Audi Quattro GmbH, Audis "Muckibude". Dort montieren 500 hochqualifizierte Kräfte den schnellsten jemals gebauten Audi mit Straßenzulassung, den neuen R8.

Audis sportliche Speerspitze fährt nun in die zweite Modellgeneration. Leichter, schneller und sparsamer im Umgang mit Treibstoff. Mit spektakulären Eigenschaften, die so gar nicht zur vornehmen Zurückhaltung der anderen Markenvertreter passen mögen: Etwa, wenn der neue R8 mit 610 PS starkem V10 bellt, brutal antritt, wenn sich alle vier Räder in den Asphalt krallen. Oder, wenn er so rabiat runterbremst, dass es dem Piloten fast die Ohren aufstellt.

Der Zweisitzer lenkt zudem so spitz ein wie kein anderer Audi im Stall, und sein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe, bei Audi "S tronic" genannt, wechselt die Fahrstufen so gut wie unterbrechungsfrei, im sportlichsten Fahrdynamik-Modus unter schonungslosem Knallen des metallischen Räderwerks. Aus dem Stand sprintet er in 3,2 Sekunden auf 100 km/h und wenn es sein muss bis 330 km/h. Hut ab vor einem Sportwagen, der nicht aus der Audi-Historie gewachsen ist.

Im Interieur sprechen Layout und Ausstattung die typische Audi-Formensprache. Im Blickfeld des Piloten liegt das aus dem Audi TT bekannte digitale Kombi-Instrument mit hochauflösendem TFT-Bildschirm. Sehr gelungen auch die Zentrierung aller Bedieneinheiten auf den Fahrer, das Multifunktions-Lenkrad mit runden Druckschaltern für den Motorstart, das Auspuffklappensystem, die Fahrdynamikregelung und den Extrakick auf der Rennstrecke. Für ihn drückt man links unten die Performance-Taste und wählt (durch Drehen) zwischen Dry, Wet und Snow. Je nach Reibwert der Fahrbahnbeschaffenheit sind nun alle Systeme für höchste Dynamik geschärft.

Auf der Rennstrecke lässt das ESC in Zusammenarbeit mit der variablen Kraftverteilung des Allradantriebs jetzt kontrollierte Drifts zu. Der Spaß wird durch ein exzellent abgestimmtes Fahrwerk mit variabler Dämpferanpassung gekrönt. Nur auf engen Landstrassen hört der Spaß auf: Mit 1,94 Meter Breite (ohne Aussenspiegel) misst der neue R8 sogar zwei Zentimeter mehr als der ohnehin schon breit geratene Lambo Huracan. Präzises Anfahren von Kurven wird dem Piloten nicht leicht gemacht.

Allerdings kommt die breite Spur der Fahrstabilität zu Gute und trägt letztlich auch zur großen Spreizung der Fahr-Charakteristika bei. Anders als der Lamborghini Huracan nutzt der neue Audi R8 V10 Plus diese Option aus. Über die Fahrdynamikregelung steuert der Fahrer vier verschiedene Modi an. Etwa die "Comfort"-Eigenschaft: sie kommt dem Ablegen des Rennoveralls gleich und einem Wechsel zu Jeans und Pullover.

In Folge mutiert das Renn-Coupé zum Reise-Sportwagen mit längeren Federwegen, der in niedrigen Drehzahlbereichen unterwegs ist und erstaunlich geringe Fahrgeräusche kennt. Für diese Disziplin mangelt es nur an Kofferraum: Mit 112 Litern vorn fällt es schwer, seine Angebetete von einer Ausfahrt ins verlängerte Wochenende zu überzeugen! Die 226 Liter hinter den Sitzen kann man nur Knautschgepäck zumuten.

Die vielleicht wertvollste Eigenschaft des neuen Audi R8 V10 Plus ist sein Festhalten am frei atmenden Hochleistungstriebwerk. "Vorerst noch", beantwortet Audi-Entwicklungsvorstand Ulrich Hackenberg die Frage nach dem: Wie lange noch?

So zählt der 5,2-l-V10 mit Direkteinspritzung und Zylinderabschaltung in Zeiten des Downsizing und Umschwenken auf Turbotriebwerke, zu den letzten Überlebenden. Er hängt spontan am Gas, dreht explosiv hoch und bietet eine Klangfülle, die kein Turboaggregat kennt. Einfach wunderbar! Wer ein solches Auto bewegt, interessiert sich nicht sonderlich für den Normverbrauch. Der Vollständigkeit halber sei er genannt: 12,3 l/100 km, was einen CO2-Ausstoss von 287 g/km bedeutet.

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