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Kleingroß

Mit dem Celerio möchte Suzuki auf dem Kleinstwagensektor noch einmal richtig durchstarten – der Alto- und Splash-Nachfolger im Test.

Michael Noir Trawniczek
Fotos: Sabine Sommer

An Klein- und Kleinstwagen hat es bei Suzuki nie gemangelt: Allen voran gab es den seit 1979 produzierten Knirps namens Alto, später dazu kamen der Swift und in jüngerer Vergangenheit der Opel-Agila-Zwilling Splash.

Dass die Produktion des Splash eingestellt wurde und der Alto nicht mehr nach Österreich importiert wird, liegt an der jüngsten Errungenschaft, dem in Thailand produzierten Suzuki Celerio. Mit ihm möchte der japanische Hersteller den boomenden Kleinstwagenmarkt auf kostengünstig-praktische Art erobern…

Schon auf den ersten Blick wird klar, dass Suzuki beim Celerio im Gegensatz zu vielen seiner mitunter schrill auftretenden Klassenkameraden auf eine relativ schlichte, unaufgeregte Linienführung setzt.

Mit seinen 3,6 Metern reiht sich der neue Celerio in der Länge deutlich unter dem 3,85 Meter langen Swift ein. Doch der mit 2,43 Metern recht lange Radstand (gleich lang wie jener des Swift) und der mit 1,53 Metern hohe Aufbau sorgen in Verbindung mit dem Steilheck dafür, dass Suzuki den Celerio zu Recht mit den Worten „So groß kann klein sein“ bewirbt.

Tatsächlich punktet der Zwerg mit einem vergleichsweise großzügigen Platzangebot, auch Großgewachsene fühlen sich als Fahrer und Beifahrer wohl in diesem Auto, sogar auf der Rückbank können Riesen durchaus die Fahrt genießen, so lange die Vorderleute ihre Sitze nicht zu weit nach hinten rücken.

Beim Anblick des Interieurs wird man unweigerlich an die 1990er-Jahre erinnert: Das aus solidem Hartplastik und einigen nicht uncharmant platzierten Aluminiumzierleisten gezimmerte Cockpit wurde simpel und übersichtlich gestaltet, der zentrale Tacho und ein Tourenzähler sind analog gehalten, sogar das CD-Radio mit MP3- und Bluetooth-Funktion (nur in den Varianten "clear" und "shine" inkludiert) versprüht mit seiner LED-Anzeige einen gewissen Retro-Charme.

Schade nur, dass der Sound selbst mit den in der getesteten Version "shine" vier Lautsprechern ziemlich blechern klingt. Zumindest in puncto Innenausstattung gibt es sonst kaum Unterschiede zwischen den Ausstattungsvarianten pure, clear und shine.

Beim "shine" sind weiters inkludiert: Manuelle Klimaanlage, E-Fensterheber vorne und hinten, E-Außenspiegel, ABS, ESP, Bremsassistent sowie Front-, Seiten- und Kopfairbags.

In Sachen Innenausstattung fällt noch das sehr tief platzierte Handschuhfach auf: Die oben erwähnten Riesen werden sich als Beifahrer schwer tun, wenn sie etwas aus dem Handschuhfach benötigen. Entweder müssen die Beine flach unter dem Handschuhfach durchgestreckt oder extrem angewinkelt werden, beides unfreiwillige Akrobatikübungen.

Großes Lob erntet hingegen das für einen Kleinstwagen ungewöhnlich große Kofferraumvolumen: 254 Liter können verstaut werden, bei umgeklappten Rücksitzen sind es 1.053 Liter, hier könnte lediglich die entstehende Kante beklagt werden. Dafür wiederum sorgen die großzügig ausgeschnittenen hinteren Türen für leichten Einstieg, auch die Montage von Kindersitzen ist einfach möglich.

Mit einer Überraschung wartet der Einliter-Dreizylinder-Benziner auf: Im Vergleich zu baugleichen Konkurrenten ist sein Motorsound kaum wahrnehmbar, sogar auf Überlandstraßen lässt sich die Soundkulisse aushalten.

Mit seinen 68 PS und dem maximalen Drehmoment von 90 Newtonmetern geht der Suzuki Celerio ganz bewusst nicht auf Rekordjagd, für den Sprint von 0 auf 100 km/h nimmt er sich dann auch gemütliche 14 Sekunden Zeit, die Höchstgeschwindigkeit beträgt laut Werk 155 km/h.

Unser Testwagen war mit einem präzisen 5-Gang-Schaltgetriebe ausgerüstet, es gibt den Celerio aber auch mit Fünfgang-Automatik oder mit Dualjet-Ventilfunktion (= variable Ventilsteuerung), beides jedoch nur in der einfacheren Ausstattungsvariante "clear".

Der frontgetriebene Suzuki Celerio kann mit einem eher weich, aber gutmütig abgestimmten Fahrwerk aufwarten, auch größere Bodenunebenheiten nimmt er mit Gleichmut, was auch dem verhältnismäßig großem Radstand zu verdanken ist.

Ddie Lenkung arbeitet korrekt, selbst in Spurrillen droht der Celerio nicht zu schwimmen. Das kleine und verhältnismäßig hohe Auto liegt naturgemäß nicht wie ein Brett, es droht aber auch nicht in heftige Eigenschwingungen zu geraten und bleibt auch bei etwas höherer Kurvengeschwindigkeit oder bei Nässe unterhalb der Rutschgrenze.

Zumal das von Suzuki angesprochene Zielpublikum, die nicht mehr blutjungen StadtbewohnerInnen sich selten oder so gut wie nie in den Grenzbereich begeben wollen, zumindest nicht beim Lenken eines Autos…

4,3 Liter Benzin gibt Suzuki als durchschnittlichen Verbrauch an: Bei unserem Test lagen wir mit 5,1 Litern nicht allzu weit darüber - auch dieser Wert kann sich sehen lassen.

Im Vergleich mit seinen Klassenmitbewerbern muss sich der Suzuki Celerio die Kritik gefallen lassen, dass er beim Verkaufspreis auf gleichem Niveau liegt, jedoch nicht mit (Aufpreis-)Schmankerln wie etwa Sitzheizung, Klimaautomatik, app-basierten Navigation, verschiedenen Design- und Farb-Innovationen oder elektrischem Faltdach aufwarten kann.

Dafür wiederum kann der Celerio mit seinem ausgezeichneten und in dieser Klasse ganz und gar nicht unwichtigen Platz- und Raumangebot einen Trumpf ausspielen, auch das gute Fahrverhalten und der erträgliche Motorensound sprechen für den jüngsten Kleinwagen aus dem Hause Suzuki. In der "pure"-Variante gibt es den Suzuki Celerio ab 9.690 Euro, die von uns getestete Version "shine" kommt auf 11.690 Euro.

Plus
+ Großzügiges Platz- und Laderaumangebot
+ dezenter Dreizylinder-Sound
+ zurückhaltend beim Verbrauch
+ guter Fahrkomfort

Minus
- keinerlei Extras erhältlich (außer Metallic und Automatik)
- ungünstig platziertes Handschuhfach

Resümee:
Mit seinem großzügigen Lade- und Raumvolumen kann der Suzuki Celerio gehörig punkten. Der einfach, nüchtern und übersichtlich gestaltete Kleinstwagen könnte den umworbenen Stadtbewohnern zusagen – solange diese die leere Extraliste nicht stört.

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