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Hansdampf

Der Mercedes Sprinter geht in die dritte Generation und rüstet sich mit internetbasiertem Flottenmanagement für die Zukunft. Erste Fahreindrücke.

mid/brie

Luxusgenießer? Spitzensportler? Schwerarbeiter? Der Mercedes Sprinter gehört eindeutig in die dritte Kategorie. Damit sich Motorjournalisten, die zum ersten Test der dritten Generation eingeladen waren, in den vielschichtigen Arbeitseinsatz des Nutzfahrzeug-Bestsellers hineinfühlen konnten, sollten sie in einem europäischen Handelszentrum einen Tag lang spezielle Jobs als Sprinter-Fahrer übernehmen.

Die Folge: Wir pendeln zwischen Amsterdam und Rotterdam hin und her, lieferten Gitterboxen mit dem Kastenwagen in Leiden bei Den Haag aus, holten mit dem Bus zwei nette Studentinnen vom Flughafen in Rotterdam ab und überstellten mit dem Pritschenwagen schließlich eine Ladung Holz in den alten Hafen von Amsterdam. Im Rahmen dieser Auftragsfahrten wechseln wir tagsüber nicht nur die Aufbau-Varianten. Zusätzlich probieren wir die 6-Gang-Handschaltung und das 9-Gang-Automatikgetriebe aus, sowie den Heck- und den Frontantrieb.

Diese Aufzählung ist nur ein kleiner Ausschnitt aus den 1.700 Konzept-Varianten, die der Baukasten des Mercedes Sprinter hergibt. Aber die Mechanik dieses "Hansdampfs in allen Gassen" ist nur die eine Seite des Workaholics. Denn bei der Entwicklung des Arbeitsmittels in einer modernen Welt ging es für den Hersteller auch um die Frage, wie der Kunde sein Fahrzeug in das gewerbliche Geschehen integriert oder die Anforderungen seiner Kunden noch besser, noch schneller und noch effektiver erfüllt werden.

Kein Wunder, dass sich die Präsentation des internetbasierten Helfers "Mercedes PRO connect" bei der Veranstaltung keck in den Vordergrund drängte. Es soll speziell Flottenkunden wie etwa Express-, Paket-, und Kurierdiensten helfen, den Fuhrpark ohne Papierkram zu verwalten und Fahrer wie Fahrzeuge sinnvoll zu koordinieren.

Ob es nun darum geht, über den technischen Zustand der Autos (z. B. mittels Daten über Tankinhalt, Reifendruck, Inspektions- und TÜV-Termine) informiert zu sein, oder dem Fahrer per SMS-Botschaft das nächste Ziel ins Fahrzeug samt Eintrag im Navigationssystem zu übertragen - es sind nur kleine Ausschnitte aus einer prall gefüllten Wundertüte von Möglichkeiten. Die Stoßrichtung ist klar: Mercedes wandelt sich vom Fahrzeughersteller zum Anbieter kompletter Transport- und Mobilitätslösungen.

Zurück zum eigentlichen Auto. Um ganz unterschiedliche Einsatzwecke zu ermöglichen, gehört ab sofort auch eine Frontantriebsvariante zum Angebot. Diese Basisversion lässt die Nutzlast um 50 kg wachsen und die Ladekante um 8 cm sinken.

Oder schafft mehr Gestaltungmöglichkeiten für Türkonzepte im Heckbereich von Wohnmobilen. Das "nackte" Einstiegsmodell lockt mit einem Preis von 19.990 Euro (ohne Mehrwertsteuer). Bei der Auswahl der Motoren reicht die Palette der Vierzylinder mit 2,1 Liter Hubraum von 114 bis 177 PS - mit kleinen Unterschieden bei Front- und Heckantrieb, außerdem thront ganz oben noch ein Dreiliter-Sechszylinder, der als bärenstarkes Aggregat mit hoher Laufkultur ins Rennen geht.

Während sich der Sprinter äußerlich eher behutsam weiterentwickelt, nähert er sich im Innenraum dem Pkw deutlicher an. Soll heißen: ergonomischere Sitze, mehr Fahrerassistenzsysteme. Der Sprung in das Ambiente von Personenwagen wird besonders dann deutlich, wenn der Wagen mit dem 10,25-Zoll-HD-Touchscreen geordert wurde.

Das wirkt schon fast wie großes Kino und ist Teil des neuen Multimediasystems MBUX ("Mercedes Benz User Xperience"), das schrittweise in alle Mercedes-Modelle einzieht. MBUX kann mit begeisternder Intelligenz überraschen und gleichzeitig als "strohdumm" enttäuschen.

Es meldet sich mit einer nett anzuhörenden Frauenstimme auf den Sprachbefehl: "Hey Mercedes", mit der Frage, wie es helfen könne. Auf die Antwort: "Ich habe Hunger", listet es eilfertig alle verfügbaren Restaurants im näheren Umfeld auf und kann auch bei Präzisierung der Geschmacksrichtung etwas Passendes anbieten.

Verschiedene Versuche, Frau Mercedes mit ganz unterschiedlichen Sprachbefehlen zu überreden, die Klimaanlage wegen des schweißtreibenden Jobs im Zustelldienst etwas kühler einzustellen, scheiterten dagegen allesamt. Entnervte MBUX-Antwort: "Ich habe keinen Eintrag im Telefonbuch." Danach hatten wir absolut nicht gefragt.

Als mein Beifahrer am Ende des anstrengenden Arbeitstages in den Niederlanden auf die verrückte Idee kommt: "Hey Mercedes, willst Du mich heiraten?" zu fragen, kommt eine überraschende und kryptische Antwort, die allerdings eine Portion Humor verrät. Frau MBUX säuselt: "Ich habe einen anstrengenden Tag hinter mir." Im Chor prusten wir lachend zurück: "Wir auch, Madame Mercedes, wir auch!"

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