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Freude am Gefahren werden

Fahren oder gefahren werden? Die neue Mercedes-Benz E-Klasse lässt dem Fahrer schon heute die Qual der Wahl. Wir probieren beides aus.

mid/mk

Nach rund 13 Millionen verkauften Exemplaren geht die neue E-Klasse von Mercedes-Benz einen Schritt weiter auf das Ziel des autonomen Fahrens zu.

Die Verknüpfung bekannter und neuer Assistenzsysteme soll den Menschen am Lenkrad entlasten und pilotiert ihn teils automatisch. Ab April steht die zehnte Generation des Traditions-Autos aus Stuttgart bei den Händlern.

Mercedes beschreibt die neue E-Klasse ganz unbescheiden als die intelligenteste Limousine der Welt, der Wagen lenkt teils selbstständig, geleitet von einem Kamera-Ensemble in großer Besetzung, Radarsensoren und Rechnern, die mehr können und um ein Vielfaches schneller sind als die bei der Mondlandung.

Der "Drive Pilot" spielt dabei die erste Geige. Er verbindet die Funktionen der adaptiven Geschwindigkeitsregelung mit der Spurkontrolle und des Lenkassistenten. Einmal in Gang gesetzt, folgt der Wagen in angemessenem Abstand dem vorausfahrenden Fahrzeug, orientiert sich dabei an den Straßenmarkierungen und wechselt beim Betätigen des Blinkers sogar die Spur, um Langsamere zu überholen.

Das funktioniert weitgehend reibungslos, allerdings bleibt die letztendliche Entscheidung weiterhin dem Fahrer überlassen. Jedoch: Bei Irritationen, etwa bei Unklarheiten der Spurerkennung, meldet sich der Assistent gleich nach einem Warnsignal ab.

Außerdem fordert er immer wieder eine Rückmeldung des Fahrers, der das Lenkrad oder eine der neuen Touchpads am Volant berühren muss, um zu bestätigen, dass er noch präsent und nicht etwa eingeschlafen ist.

Erfolgt die Rückmeldung nicht, bremst die E-Klasse ab, schaltet die Warnblinkanlage ein, wenn 60 km/h unterschritten werden und stoppt schließlich auf der Fahrspur.

Im Stau fährt der Drive Pilot aktiv mit, bremst bis zum Stillstand und fährt als erstes autonomes System ganz von selbst wieder an, wenn es weitergeht (ohne, dass der Fahrer kurz aufs Gaspedal tippen müsste).

Neu an Bord sind außerdem der aktive Bremsassistent mit Kreuzungsfunktion, der Ausweich-Lenkassistent und der ferngesteuerte Park-Pilot, der die E-Klasse per Fernsteuerung mit dem Smartphone in eine enge (Quer-)Parklücke rangieren kann, die dem Fahrer das Aussteigen aus Platzmangel nicht ermöglichen würde.

Für Sicherheit sorgt das Pre-Safe Seitensystem, das den Sitz von Fahrer oder Beifahrer bei einem seitlichen Aufprall einige Zentimeter von der B-Säule weg bewegt. Auch akustisch sollen die Insassen auf einen Unfall vorbereitet werden.

Bei erkannter Kollisionsgefahr spielt die E-Klasse über die Audio-Anlage ein Rauschsignal ein, das den sogenannten "Stapediusreflex" auslöst und das Gehör auf das zu erwartende Unfallgeräusch vorbereitet, es gewissermaßen entlastet.

Formal fügt sich die neue E-Klasse zwischen C- und S-Baureihe ein, hat nun wie diese die seitliche "Droppingline", die das Heck optisch nach unten drückt. Platzmangel herrscht dennoch nicht an Bord.

Zwar hat der Kofferraum zehn Liter an Volumen verloren, ist mit 530 Liter Fassungsvermögen aber keineswegs zu klein geraten. Zugelegt haben der Radstand auf 2,87 Meter (plus 6,5 Zentimeter) und die Fahrzeuglänge auf 4,88 Meter (plus 4,3 Zentimeter). Breite und Höhe sind nahezu identisch mit dem Vorgängermodell.

Innen bewegt sich die mittlere Mercedes-Baureihe auf Oberklassen-Niveau. Sitze mit optionaler Massagefunktion, 64 wählbare Farben für die Ambientebeleuchtung, und eine exquisite Materialwahl geben dem Interieur Glanz.

Die beiden, ebenfalls auf Wunsch erhältlichen, je 12,3 Zoll großen Farbmonitore im Instrumententräger lassen jedoch kein besonders fahraktives Empfinden aufkommen.

Es sitzt sich gut, aber eher wie vor einem Flachbildschirm und ein wenig entkoppelt vom eigentlichen Verkehrsgeschehen. Hierzu trägt auch das äußerst niedrige Geräuschniveau bei.

Die Diesel sind allenfalls im Stand und bei geöffnetem Fenster als solche zu erkennen, die E-Klasse ist ein Meister der leisen Töne. Das fördert die Kommunikation an Bord, die Kontaktaufnahme zu den im Fond fürstlich untergebrachten Mitfahrern ist selbst bei hohem Tempo mühelos und ohne erhobene Stimme möglich.

Drei Motoren, zwei Diesel und ein Benziner, stehen bereit, wenn die neue E-Klasse im April zu den Händlern kommt. Basis ist ein 2,0-Liter-Ottomotor mit 135 kW/184 PS für 52.360 Euro (Deutschland: 45.303 Euro).

Mit ebenfalls vier Zylindern und zwei Liter Hubraum arbeitet auch der 143 kW/194 PS starke neue Diesel, mit dem die E-Klasse 49.540 Euro (D: 47.424 Euro) kostet. In Österreich ist der kräftigere Diesel aufgrund der geringeren Normverbrauchsabgabe (zwei statt neun Prozent) günstiger als der Benziner.

Der einzige selbstzündende Sechszylinder im Programm ist vorerst im 63.430 Euro (D: 55.602 Euro) teuren 350d eingebaut, er bringt es auf 190 kW/258 PS. Die Verbrauchswerte liegen bei 3,9 und 5,2 Litern Diesel bzw. bei 5,9 Litern Benzin.

Im Sommer folgen der E 300 (180 kW/245 PS) und der E 400 4matic (245kW/333 PS), der Plug-in-Hybrid E 350 e wird eine Systemleistung von 210 kW/286 PS liefern.

Unter Leistungsmangel leiden die bislang für Probefahrten bereitstehenden E-Klassen keineswegs. Verbunden mit dem serienmäßigen, neunstufigen Automatikgetriebe wirken die Kräfte harmonisch und durchzugsstark auf die angetriebenen Hinterräder.

Die Lenkung arbeitet präzise und mit angemessener Unterstützung, die Bremsen erfordern eher hohen Pedaldruck und lassen sich so nicht immer feinfühlig dosieren.

In den mit der Option "Agility Control" verbundenen vier Fahrprogrammen, die auch Lenkunterstützung und Schaltverhalten beeinflussen, lässt sich die Federung unterschiedlich einstellen.

In der komfortabelsten Programmierung bleiben Wank- und Nickbewegungen der Karosserie nicht aus, der Sport+-Modus unterbindet sie dagegen nahezu vollständig. Alternativ ist auf Wunsch die Luftfederung "Air Body Control" zu haben.

Fazit: Die E-Klasse rückt der S-Limousine auf den Pelz. Komfort, Qualität und vor allem die Sicherheitsausrüstung stellen keine Unterschiede zwischen den Baureihen mehr dar, allein der Preis und das Raumangebot trennen beide noch.

Das ist gerade für den Einsatz als Firmenwagen hilfreich, der E 220 blibt mit seiner CO2-Emission von 102 g/km locker unter der in Österreich geforderten Grenze von 130 g/km für einen vergünstigten Sachbezug.

Ob der Schritt zum halbautonomen Fahren richtig ist und wirklich zu entspannterer Fortbewegung führt, erschließt sich beim ersten Test nicht. Das wird wohl erst im Zuge längerer Testfahrten zu bewerten sein. Zumindest bietet die mittlere Mercedes-Baureihe einen Vorgeschmack darauf, wie sich die Zukunft der Mobilität darstellen wird.

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