New York: Die gelben Taxis werden grün | 09.04.2010
Crown Vic muss gehen
Sie gehören zu New York wie Central Park, Empire State Building oder Park Avenue: Aber auch die mächtigen "Yellow Cabs" verändern sich.
mid/stg
Ungefähr 14 000 Taxis halten den Big Apple am Leben. Bei Tag und Nacht bevölkern sie die unzähligen Straßenschluchten der Weltstadt, die ja bekanntlich niemals schläft. Allein auf der Insel Manhattan leben rund sechs Millionen Einwohner. Und vor allem südlich von Harlem bewegen sich viele New Yorker ausschließlich mit den gelben Ameisen fort.
Wer sich das Straßenbild ein paar Minuten anschaut, merkt schnell, dass sich etwas geändert hat. Die Übermacht des klassischen Taximodells, des Supertankers Ford Crown Vicoria, gerät aufgrund neuer Emissions-Vorschriften zunehmend ins Wanken.
Und die großen Limousinen mit ihren V8-Motoren verbrauchen einfach zu viel Sprit. Immer mehr Taxifirmen setzen daher auf Hybridtechnik.
In den nächsten Jahren sollen die alten "Crown Vics" komplett von den Straßen New Yorks verschwinden und von Hybridmodellen wie der Ford Escape oder dem Toyota Camry ersetzt werden. Ein Indiz für die beginnende Änderung sind die Kunden bei der Taxi-Tankstelle im Szene-Viertel Tribeca.
An der Quelle
Es ist wieder einmal einiges los bei der Tankstelle im New Yorker Distrikt Tribeca. Dutzende von Taxis warten auf eine Tankfüllung.Doch einige kommen seltener als zuvor. Der Grund dafür: Immer mehr sind bereits mit sparsamer Hybridtechnik unterwegs.
"Es werden immer mehr Hybridautos. Das merkt man auch beim Tanken", erzählt George, der Tankwart. Schaffen die über fünf Meter langen, klassischen "sedans" aus dem Hause Ford mit einer Gallone (3,8 Liter) im zähen New Yorker Berufsverkehr zumeist höchstens 12 bis 14 Meilen, sollen es mit den Teilzeit-Elektromobilen in Zukunft 25 bis 30 Meilen sein.
"Wir gehen davon aus, dass die neuen Standards pro Jahr über 80 Millionen Liter Benzin sparen", sagt der Chef der Taxi and Limousine Comission (TLC), Matthew Daus. Gab es in den Taxiflotten anfangs nur einzelne Hybridmodelle, so wächst die Zahl von Monat zu Monat. Der Toyota Prius erfreut sich den Fuhrunternehmern dabei allerdings keiner allzu großen Beliebtheit.
Prius, nein danke?
"Zu schlecht verarbeitet", "nicht robust genug", "zu schlechtes Fahrwerk für die Straßen von New York" – diese Argumente hört man immer wieder, wenn man bei den bevorzugt aus Pakistan stämmigen Taxifahrern nachhört. Daher hat Toyota seine Hybridflotte in New York auf andere Modelle ausgeweitet.Deutlich beliebter sind SUVs wie der Toyota Highlander oder der Toyota Camry. Beliebtestes Hybridmodell ist derzeit aber der Ford Escape und zunehmend die Mittelklasselimousine Nissan Altima. Aber so sparsam die neuen Taxis auch sind, zwei Probleme bleiben.
Hybrid mit Haken
Firmen wie Ford, Toyota oder Nissan übernehmen für den Akku im Hybridauto nur eine Garantie von zwölf Monaten. Pro Jahr legen die New Yorker Taxis rund 100 000 Meilen zurück: "Danach sind dann 6.000 Dollar für einen neuen Akku fällig", erzählt Mohammad Iqbal zerknirscht – auf ein Taxileben umgerechnet sind das 25.000 bis 30.000 Dollar zusätzliche Kosten.Zudem sind die Hybridtaxis von Haus aus schon deutlich teurer als die Crown Vics. Ein Ford Crown Victoria kostet als Taxi rund 27.000 Dollar, ein Ford Escape Hybrid dagegen mindestens 35 "Grand". Aber das größte Problem sind die Reparaturkosten, erzählt der Taxler namens Wronge: "Günstiger als die alten Crown Vics ist niemand; die können an jeder Ecke repariert werden - auch mit gebrauchten Teilen."
To serve & protect
Auch die Polizei von New York hat mittlerweile ihr Herz für die Hybridtechnik entdeckt. Immerhin will man nach dem Vorgaben des Bürgermeisters Bloomberg mit gutem Beispiel vorangehen.Bisher war die Exekutive zwischen Financial District, Queens, Upper West Side und George-Washington-Bridge zumeist ebenfalls mit dem Crown Victoria von Ford oder auch dem Chevrolet Impala unterwegs. Viele Fahrzeuge werden jetzt gegen Hybrid-Modelle des Nissan Altima ausgetauscht.
Während diese Fahrzeuge überwiegend als Funkstreifen unterwegs sind, stellt auch die New Yorker Verkehrspolizei um. Bereits seit vielen Jahren wird der Parkraum von einer Armee benzingetriebener Dreiräder "bewirtschaftet".