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Toyota-Scherbengericht in den USA – ein Politikum?

Cowboys und Indianer

Toyotas Probleme mit hängenbleibenden Gaspedalen dämpften die Verkäufe des Japan-Riesen besonders in den USA. War die US-Politik daran beteiligt?

Text: Georg.Koman@motorline.cc
Fotos: Koman, CarAdvice, Uni Duisburg-Essen, Toyota

Toyotas Gaspedal-Problem – zur Erinnerung: Gaspedale blieben bei einigen Toyota-Modellen bei Vollgas hängen, was im Verein mit falscher Fahrer-Reaktion zu Unfällen, und (in den USA) auch zu Todesfällen führte, dazu kamen ABS-Probleme beim Prius – bescherten dem größten Autohersteller weltweite Absatzeinbrüche. So auch in Österreich: Im ersten Quartal 2009 lag Toyotas Marktanteil bei 3,7 Prozent, im ersten Quartal 2010 dagegen nur bei 2,9 Prozent.

Absolut gesehen ging der Toyota-Absatz hierzulande im Vergleichszeitraum um 25 Prozent zurück. Umso schlimmer, als der Gesamtmarkt gleichzeitig um 18 Prozent wuchs.

Bei Toyota-Importeur Frey will man nicht über Kosten sprechen, doch sah man sich gezwungen, in ganzseitigen Zeitungsinseraten Rückrufaktionen anzukündigen.

Doch die Gemüter waren vorrangig nicht in Europa, sondern in den USA erhitzt: Hier wurde die Sache gewaltig hochgespielt, hatte man doch als einziges Land Tote zu verzeichnen. Toyota-Chef Akio Toyoda (Bild oben) wurde vor den US-Senat zitiert und musste sich peinlichen Fragen stellen. Gewaltiger Druck ging auch von der Verkehrssicherheitsbehörde NTHSA aus.

Liegt da nicht der Verdacht nahe, dass die US-Politik die Chance witterte, die augenblickliche Schwäche des in Amerika erfolgreichen japanischen Autoriesen zugunsten der strauchelnden einheimischen Marken auszunützen?

Im Vergleich erstes Quartal 2009 zu 2010 setzte Toyota in den USA um nur zwölf Prozent mehr Autos ab, bei einem Wachstum des Gesamtmarktes von 17 Prozent. GM half diese Schwäche nicht, die Steigerung beim „General“ betrug ebenfalls nur 13 Prozent.

Ganz anders Ford: satte 33 Prozent legten Henrys Erben zu und waren damit die großen Gewinner. Klar, dass man das offiziell auf die eigene Stärke zurückführt. Lewis Booth, Ford-Finanzchef: „Der Schlüssel zu unserer Wiederauferstehung liegt in unseren Produkten.“

Ferdinand Dudenhöffer (Bild rechts), als Professor für Automobilwirtschaft an der Universität Duisburg-Essen ein unabhängiger Experte, sieht die Sache differenziert: „Natürlich kann man ein Politikum nicht ausschließen, doch USA und Europa sind diesbezüglich verschiedene Welten.“

In Europa würden neue Produkte lange geprüft, die Typisierungshürden seien hoch. In den USA lasse man Unternehmen viel Freiheit, doch bei Problemfällen bekomme man die Härte der Produkthaftungsgesetze zu spüren.

Dudenhöffer: „Als sich Ford Explorer aufgrund von Defekten an Firestone-Reifen vor einigen Jahren mehrfach überschlugen, nahm die US-Politik beide einheimischen Hersteller in die Mangel.“ Außerdem, so Dudenhöffer, habe Toyota nach einer Schrecksekunde richtig reagiert: „Verkaufsförderungsprogramme, wie Werbekampagnen oder hohe Rabatte, haben die Zahlen in den USA im April wieder nach oben korrigiert. Das kostet viel Geld, ist aber der richtige Weg, langfristigen Imageschaden zu vermeiden.“

Glaubt der Professor, dass VW die Nummer-eins-Position nun vor dem angepeilten Jahr 2018 erreichen wird können? „Nein. Wenn sich Toyota in nächster Zeit keine weiteren Fehler leistet, ist die Sache in wenigen Monaten vergessen.“

Michel Gardel (Bild links), bei Toyota Europe Vize-Präsident für außerbetriebliche Angelegenheiten, gibt einen europaweiten Verkaufsrückgang von zwölf Prozent zu, obwohl man diesen nicht nur an der Gaspedal-Problematik festmachen könne. Nunmehr gehe man in die Offfensive, etwa mit der europaweiten Werbekampagne „Dein Toyota ist mein Toyota“.

Diese soll die Passion aller Toyota-Mitarbeiter für ihr Produkt unterstreichen. Und der Sonderfall USA? Gardel: „Wir haben den US-Behörden unsere volle Kooperation zugesichert, um die Kunden wieder von Sicherheit und Werthaltigkeit unserer Autos zu überzeugen.“ Vielsagender Nachsatz: „Von der harten Reaktion in den USA war ich allerdings definitiv überrascht…“

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