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Verluste in Milliardenhöhe

Das schwere Erbeben in Japan und die daraus resultierenden Reaktorunglücke haben auch für die Automobilindustrie gravierende Folgen.

mid/mah

Während die Welt den Atem anhält und mit den Opfern des Erdbebens und der sich abzeichnenden nuklearen Katastrophe fühlt, sind die Folgen der Ereignisse auch für die japanischen Fahrzeughersteller schon jetzt verheerend.

So haben derzeit alle japanischen Automobilhersteller ihre Produktion bis auf Weiteres eingestellt. In den zwölf japanischen Toyota-Werken stehen die Bänder vorerst still. Offizielle Begründung des Unternehmens: Man wolle Mitarbeitern und Zulieferern Zeit geben, sich um das Wohlergehen ihrer Familienangehörigen zu kümmern.

Ein Werk, das Teile für den Prius produziert, soll nach Informationen örtlicher Händler schwer beschädigt worden sein. Aber auch Automobilunternehmen, die keine Standorte im Kerngebiet der Katastrophe unterhalten, können angesichts der Elektrizitätsknappheit derzeit gar nicht anders, als ihre Maschinen zu stoppen.

Deswegen hat auch Honda alle seine sechs heimischen Werke vorläufig geschlossen. Auch Nissan hat seine Produktion bis auf Weiteres ausgesetzt.

Wettbewerber Mitsubishi teilte mit, dass seine im Südwesten der japanischen Hauptinsel gelegenen Werke nicht unmittelbar betroffen seien. Zunächst aber müsse man den Zulieferern Zeit geben, um die für eine Wiederaufnahme der Produktion entscheidende Lieferkette von Teilen und Komponenten sicherzustellen.

Mazda hat zwar ebenso keine direkten Folgen erlitten, schließt seine Werke aber auch für drei Tage.

Die daraus resultierenden unmittelbaren wirtschaftlichen Folgen der Katastrophe für die örtlichen Autobauer werden mit Blick auf die nackten Zahlen deutlich: Mit im Vorjahr 9,6 Millionen weltweit verkauften Pkw und Nutzfahrzeugen ist Japan als drittgrößte Wirtschaftsmacht der Welt bisher an 12 Prozent der globalen Automobilproduktion beteiligt gewesen.

"Mit nachhaltigen Wettbewerbsnachteilen" für die japanische Automobilindustrie rechnet auch der Duisburger Professor und Direktor des CAR-Center Automotive Research Ferdinand Dudenhöffer.

Seiner Meinung nach müssen die japanischer Autobauer nach jetzigem Stand der Dinge mit einem Absatzrückgang von mindestens 15 Prozent ihrer Jahresproduktion rechnen. Das entspräche Umsatzeinbußen in Höhe von acht Milliarden Euro.

Noch viel verheerender fällt die Schadensprognose im von ihm entworfenen Negativszenario aus. Darin wird davon ausgegangen, dass in Japan die Produktion für drei Monate zum Erliegen kommt.

Die Folge: Produktionsausfälle in der Größenordnung von rund 2,5 Millionen Autos. Nur knapp ein Drittel der Ausfälle ließe sich nach Dudenhöffers Schätzung durch Produktionsverlagerung in Werke außerhalb von Japan "auffangen".

Somit würden die japanischen Hersteller letztlich doch etwa 1,6 Millionen Neuwagenkunden an Hersteller anderer Marken verlieren. Autonationen wie Korea, Deutschland, Frankreich oder die USA würden stattdessen die Nachfrage stillen. Dies entspräche einem direkten wirtschaftlichen Schaden von 25 Milliarden Euro allein auf Seiten der japanischen Hersteller.

Noch düsterer fällt das Bild aus, wenn man den Ausfall von Betriebskapital und Kaufkraft hinzurechnet. Denn nach der Katastrophe kommen zu den zu erwartenden Milliardenverlusten aus Umsatzeinbußen noch die Schäden an Anlagen und Produktionsmitteln.

Finanzmittel und Kapital, das den Japanern beim Wettlauf um die Vorherrschaft auf dem gnadenlos umkämpften Automobilweltmarkt langfristig fehlen wird. Außerdem ist davon auszugehen, dass die Kaufkraft und damit die Binnennachfrage im japanischen Heimatmarkt infolge der Katastrophe drastisch einbricht.

Bisher ist bei einem Binnenabsatz von 4,3 Millionen Fahrzeugen fast jedes zweite von Japanern produzierte Auto im eigenen Land geblieben.

Für Europa ergeben sich beim größten japanischen Hersteller Toyota keine Lieferengpässe, da die Mehrheit der hier verkauften Fahrzeuge auch in Europa produziert werden. Das hat die Deutschland-Zentrale des Unternehmens jetzt mitgeteilt.

Auch die für die in Europa verkauften Autos benötigten Teile würden zu über 90 Prozent in Europa gefertigt. Alle Fahrzeuge aus asiatischer Produktion, die in nächster Zeit für europäische Kunden bestimmt sind, seien bereits verladen.

Da die Schiffe etwa sechs Wochen unterwegs seien, müssten europäische Kunden auch in den kommenden Wochen nicht mit Lieferverzögerungen rechnen.

Die für gewöhnlich auf Geschehnisse wie diese äußerst sensibel reagierenden Börsen der Welt haben bereits deutliche Reaktionen gezeigt: So ist die Toyota-Aktie nach dem Katastrophen-Wochenende um rund acht Prozent eingebrochen.

Aber auch die Aktien der deutschen börsennotierten Autobauer wie Daimler, BMW und VW stehen angesichts der unklaren Weltwirtschaftslage nach Einschätzung von Analysten "unter Druck".

Wohin die Reise mit der geschundenen Auto-Exportnation Japan tatsächlich geht, kann derzeit aber noch niemand seriös sagen. "Abschließend und umfassend lassen sich die Schäden aus der Naturkatastrophe für die japanische Autoindustrie erst nach einigen Monaten bewerten", so das Fazit von "Automobil"-Professor Dudenhöffer.

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