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Deutscher Dieselgipfel: Bedeutung für Österreich

Diesel-Fragen

Antworten auf aktuelle Fragen zum deutschen Dieselgipfel. Drohen auch in Österreich Fahrverbote? Soll man künftig noch einen Diesel kaufen?

Der österreichische Automobilklub ÖAMTC hat anlässlich des aktuellen deutschen Dieselgipfels Antworten zum Thema Diesel auf Fragen österreichischer Autofahrer nach künftigen Dieselfahrverboten, der Umrüstung von Dieselfahrzeugen, und ob man künftig noch ein Dieselfahrzeug kaufen soll, zusammengestellt.

Worum geht es beim aktuellen Dieselgipfel in Deutschland?

+ Es geht darum, dass in zahlreichen deutschen Städten die EU-weit geltenden Luftschadstoffgrenzwerte überschritten werden. Das betrifft insbesondere Stickoxide (NOx), vereinzelt auch Feinstaubgrenzwerte.
+ Hauptverursacher sind ältere Diesel-Fahrzeuge ohne moderne Abgasreinigung (SCR-Filter bzw. AdBlue Einspritzung).
+ Februar 2018: Das deutsche Bundesverwaltungsgericht in Leipzig entscheidet, dass Kommunen (Städte, Gemeinden) Dieselfahrverbote verhängen können.
+ Juni 2018: 1. Dieselfahrverbot tritt in Hamburg auf zwei kurzen und leicht zu umfahrenden Straßenzügen in Kraft – weitere Fahrverbote sind bereits für Frankfurt und Stuttgart angekündigt.
+ Die deutsche Bundesregierung hat den aktuellen Dieselgipfel einberufen, um Lösungen für Konsumenten zu finden, um Schadstoff-Grenzwerte einzuhalten und Fahrverbote zu vermeiden.

Haben die Ergebnisse des deutschen Dieselgipfels Auswirkungen auf Österreich?

+ Direkte Auswirkungen gibt es keine.
+ Betroffen sein könnten lediglich Österreicher, die künftig mit älteren Dieselfahrzeugen in Fahrverbotszonen deutscher Städte einfahren möchten.
+ Der ÖAMTC fordert von Herstellern und Politik, dass die in Deutschland im Raum stehenden besonderen Umtauschprämien/Aktionen auch österreichischen Konsumenten angeboten werden.
+ Eine Hardware-Nachrüstoption nach deutschem Vorbild (nachträglicher Einbau eines SCR-Filters bzw. AdBlue-Einspritzung) stünde laut dem Mobilitätsclub auch hierzulande auf der Tagesordnung, wenn es zu Fahrverboten kommen sollte.
+ Nach deutschem Vorbild wäre auch in Österreich eine (geförderte) Hardware-Nachrüstung mit SCR-System bei kommunalen Fahrzeugen (z.B. Autobusse, Müllwagen oder Straßenreinigung) ein wirksamer Schritt zur Schadstoffreduktion. Zudem sollten gerade die öffentliche Hand mit gutem Beispiel vorangehen.

Sind Hardware-Nachrüstungen eine sinnvolle Alternative?

+ Wie ein gemeinsamer Test von ÖAMTC und ADAC im Mai 2017 gezeigt hat, ist der nachträgliche Einbau eines Selective Catalytic Reduction-Systems (SCR-Filter) samt AdBlue-Einspritzung eine wirksame Möglichkeit zur Reduktion von Stickoxiden, die den NOx-Ausstoß bei minimalem Mehrverbrauch um bis 90 Prozent verringert. Allerdings braucht diese Lösung viel Platz und ist technisch nicht bei jedem Fahrzeug durchführbar. Prof. Bernhard Geringer von der Technischen Universität Wien gibt zusätzlich zu bedenken, dass bei vielen älteren Fahrzeugen kein Platz für eine motornahe Platzierung der SCR-Technik ist. Eine solche ist aber notwendig, weil das System Temperaturen von mindestens 160 Grad benötigt. Darunter geht die Wirksamkeit eklatant zurück.
+ Es gibt noch keine Dauertests. Die Gewährleistung für die nachgerüsteten Fahrzeuge ist daher umstritten.
+ Auch aufgrund der Kosten von bis zu 3000 Euro pro Fahrzeug wurde diese Lösung bisher von den Autoherstellern abgelehnt. Sollte der Zeitwert des Fahrzeugs kaum höher sein als die Einbaukosten, ist die Sache auch wirtschaftlich unsinnig.

Stehen in Österreich Fahrverbote oder andere dieseleinschränkende Maßnahmen im Raum?

+ Das Niveau der Stickoxid-Belastung ist in Österreich deutlich geringer als in Deutschland. Selbst direkt an österreichischen Stationen, die derzeit zu hohe Belastungen messen, ist absehbar, dass die Grenzwerte in naher Zukunft durch den natürlichen Austausch des Kfz-Bestandes eingehalten werden.
+ Folglich sind Fahrverbote derzeit in Österreich nirgendwo ein Thema.
+ In Österreich stehen auch keine EU-Vertragsverletzungsverfahren wegen schlechter Luftqualität im Raum.

Braucht es auch in Österreich einen neuen Dieselgipfel?

+ In Österreich drohen keine konkreten Fahrverbote. Wenn es allerdings hilft, dass die österreichischen Konsumenten dieselben besonderen Umtauschprämien/Aktionen erhalten wie die deutschen Autobesitzer, ist auch ein österreichischer Dieselgipfel zu befürworten.

Worum geht es beim "Sachstandsbericht Mobilität" des österreichischen Umweltbundesamtes?

+ Hier geht es um die Reduktion von CO2, das zur Klimaerwärmung beiträgt, aber kein Luftschadstoff ist. Jedes Lebewesen atmet CO2 aus, Pflanzen binden es – es ist kein giftiges Gas.
+ Basis des Sachstandsberichtes Mobilität ist die Klima- und Energiestrategie der Bundesregierung. Ziel ist die Reduktion der Treibhausgas-Emissionen um 36 Prozent. Der Verkehrssektor muss 7,2 Mio. Tonnen THG-Emissionen einsparen.
+ Der Sachstandsbericht Mobilität analysiert 50 Maßnahmen zur CO2-Reduktion im Verkehr, die im Detail jedoch noch nicht bekannt sind. Seriosität und Nachvollziehbarkeit der einzelnen untersuchten Maßnahmen können erst nach vollständiger Veröffentlichung eingeschätzt werden.
+ Der Sachstandsbericht Mobilität wurde im Auftrag von bmvit & bmnt unter Federführung des Umweltbundesamtes (UBA) und von B.A.U.M. Consulting in Zusammenarbeit mit dem Institut für höhere Studien (IHS) und dem Meinungsforschungsinstitut GfK erstellt.

Worauf sollten Konsumenten beim Kauf eines neuen Autos achten?

+ Weil in Österreich nicht mit Fahrverboten für Diesel-Pkw zu rechnen ist, hängt die Kaufentscheidung ganz vom Einsatzzweck des Fahrzeugs und den Bedürfnissen ab. Vielfahrer sind aufgrund des niedrigeren Verbrauchs (samt geringeren CO2-Emissionen) nach wie vor gut mit einem Diesel bedient. Bei einem Diesel-Neuwagenkauf macht es Sinn, sich ein Fahrzeug der aktuellsten Abgasnorm Euro 6d-Temp anzuschaffen. Bei kleineren Fahrzeugen, die keine hohen Kilometerleistungen zu erbringen haben und überwiegend innerstädtisch eingesetzt werden, sind tendenziell Benzinmotoren zu empfehlen, zumal modene Turbobenziner fast so durchzugsstark wie Dieselmotoren sind. Für Kurzstreckenfahrer steht zudem eine breite Palette an Elektro-Fahrzeugen zur Verfügung.

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