
Peugeot RCZ THP 156 – im Test | 15.11.2010
Prêt-à-porter made in Austria
Quasi direkt vom Catwalk: Peugeot vermischt im RCZ großes Design mit alltagstauglicher Technik - Haute Couture oder Konfektion?
Nirgendwo sind Traum und Wirklichkeit so nahe beisammen, und doch so weit voneinander entfernt wie bei den französischen Autofirmen. Auch von Peugeot kommen immer wieder spektakuläre Designstudien, die es dann regelmäßig nicht ins Serienprogramm schaffen.
So durften beispielsweise die Mittelmotor-Boliden Quasar und Oxia in den 1980ern oder das V12-Coupé 907 des Jahres 2004 nur Styling-Impulse geben, wurden aber niemals auf die breitere Öffentlichkeit losgelassen: Zu Teuer, zu stark und wohl auch zu extravagant.
Nachdem Peugeot aber heutzutage erfolgreich Rennen fährt, will man sich etwas sportliche Extravaganz in der Modellfamilie leisten und einen Hauch von Le Mans zu den Händlern bringen. Mit dem RCZ liefert Peugeot somit die große Ausnahme der Regel.
Denn dieses Coupé ist der Studie RC-Z (damals noch mit Bindestrich) des Jahrs 2007 wie aus dem Gesicht geschnitten. Der Namen hat sich nur geringfügig geändert, und das ist der wohl größte Kritikpunkt am Auto. "RCZ" klingt in jeder uns bekannten Sprache unelegant.
Davon abgesehen kann man dem Wagen wirklich keine Plumpheit vorwerfen. Markentypisch die Vorderansicht, muskulös die Seitenlinie, dramatisch das Dach mit den beiden in die Heckscheibe geformten Höckern (ein Scheibentausch ist laut Werksangabe gar nicht so teuer, wie man das erwartet hätte). Anstelle von Dachsäulen gibt es Aluminium-glänzende Spannungsbögen.
Und als ÖsterreicherIn darf man gemeinsam mit Peugeot stolz auf den RCZ sein, schließlich wird er bei Magna in Graz gebaut.
Die Schulterlinie wird von einem kecken Aufschwung gebrochen, das Heck punktet mit deutlich konturierten Rundungen und täuscht verblüffend echt eine Mittelmotor-Anordnung vor. Aber das Triebwerk sitzt, ganz konventionell, über der Vorderachse und treibt, ganz alltagstauglich, die Vorderräder an.
Dem optischen Spektakel wird ein solider technischer Kontrapunkt aus der Großserie gesetzt. Technisch ruht diese gelungene Architektur auf dem Fundament des Modells 308. Die Motoren des RCZ sind ebenso am Schnittpunkt von Großserienfertigung, Ökonomie und Spaß.
Bei für ein Fahrzeug mit diesem Auftritt achtbaren 29.990,- Euro startet die Preisliste, dafür bekommt man einen 156 PS starken 1,6l-Turbo-Benzinmotor mit Sechsgang-Schaltgetriebe. Diese Kombination hat auch unser Testauto angetrieben.
Eine Tiptronic ist in Kombination mit diesem Triebwerk für 1.820,- Euro Aufpreis zu haben. Der 2,0l-HDi-Dieselmotor leistet 163 PS kostet 32.490,- Euro, und die schnellste Form des RCZ-Fahrens bietet ein 200 PS starker Benziner (ebenfalls ein 1,6l-Turbo) zu einem Preis von 33.700,- Euro. Ohne Extras.
Preislich fährt Peugeot also einen scharfen Konfrontationskurs mit den erklärten Konkurrenten dieses Autos, den Sportcoupés aus Ingolstadt. Steigen wir ein!