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Sanfter Riese

Der neue Ford Mondeo ließ sich ordentlich Zeit, das Ergebnis ist dafür sehenswert. Wir testen die populärste Version: Kombi plus 150-PS-Diesel.

Georg Koman

Auch wenn unsere deutschen Freunde Ford gerne als "Kölner" bezeichnen: Man ist und beibt ein amerikanisches Unternehmen. Das machte man auch mit dem ersten Mondeo 1993 deutlich, der weltweit mit einem Design auskam.

Daran hat sich bis heute nichts geändert, obwohl die nunmehr fünfte Generation des stattlichen Mittelklasslers in den USA inzwischen Fusion heißt. Im Gegenteil: "One Ford" lautet die Strategie, pro Modellreihe gibt es weltweit jeweils ein Design. Und zwar ein gutes.

Der neue Mondeo wirkt dynamisch bis in die letzte Schraube, dabei aber nicht aggressiv. Modern, aber trotzdem zeitlos. Auch innen herrscht gediegene Ruhe, zackig-zerklüftete Formen waren einmal.

Der Mondeo ist ein Riese, obwohl er im Vergleich zum Vorgänger nicht an Größe zugelegt hat. Einfacher Grund: Man musste im Bereich der Mittelklasse bleiben. 4,87 Meter Länge bedeuten zwei Zentimeter mehr als beim Mondeo IV, in der Breite ging es mit 1,85 Meter um zwei Zentimeter zurück, und die Höhe wurde sogar von 1,50 auf 1,45 Meter reduziert.

Der Radstand beträgt wie gehabt 2,85 Meter, das liegt am oberen Klassenende und verschafft dem Mondeo vorne wie hinten beträchtliche Platzreserven. Auch das Gestühl ist massiv, gediegen und bietet vernünftigen Halt in jede Richtung.

Die getestete Kombiversion Traveller (daneben gibt es den Mondeo auch als Fünftürer - und sogar als Limousine, aber nur in Verbindung mit Hybridantrieb) bietet ein Laderaum-Grundvolumen von 525-1.630 Liter. Etwas weniger als der Vorgänger, im Klassenvergleich aber nach wie vor eine starke Ansage.

Wir nahmen uns den 150 PS starken Zweiliter-Turbodiesel als populärstes Mondeo-Aggregat zur Brust. Er läuft kultiviert und harmoniert gut mit dem serienmäßigen Sechsgang-Schaltgetriebe (gegen Aufpreis gibt es auch eine Doppelkupplungs-Automatik).

Die leichte Anfahrschwäche der stärkeren Varianten des gleichen Motors (180 und 210 PS) kennt die 150-PS-Version trotz sehr langer Getriebeübersetzung nicht, sie zieht sauber über das gesamte Drehzahlband durch. Für stürmischen Vorwärtsdrang ist allerdings Schaltarbeit notwendig.

Ebenfalls gelungen: das extrem niedrige Geräuschniveau bei moderaten Drehzahlen. Und nicht zuletzt der Verbrauch: Im Test kamen wir mit 5,3 Litern durch, beachtlich für einen 1,6-Tonner.

Trotz über 1.000 Kilometern Reichweite freut man sich beinahe aufs Tanken: Die schlaue Tanköffnung (Bild unten) kommt nämlich ohne verschraubten Deckel aus. Eigentlich verwunderlich, dass nicht längst alle Hersteller ein solches System anbieten.

Im Fahrwerksbau kennt sich Ford aus, das weiß man seit Jahren. Auch beim neuen Mondeo ist das nicht anders: Mit einer aufwändigen Integral-Lenker-Hinterachse und einer deutlich steiferen Karosserie wurden die fahrdynamischen Vorzüge nochmals deutlicher gemacht.

Das Fahrwerk ist straff, aber bei weitem nicht poltrig, trotz der beachtlichen Zuladung von fast 700 Kilogramm.

Wer absoluten Oberklassen-Standard will, greift zum "Interaktiven Fahrwerkssystem" samt elektronischer Dämpferregelung. Es ist im Rahmen des "Titanium-Pakets" um 2.400 Euro erhältlich - adaptiver Tempomat, elektrisch verstellbarer Fahrersitz und Lenksäule, Rundum-Einparkhilfe sowie Toter-Winkel-Assistent inklusive.

Serienmäßig ist die in Österreich beliebte "Titanium"-Version außerdem mit Zweizonen-Klimaautomatik, Tempomat, Verkehrsschilderkennung, sieben Airbags, ESP und 17-Zoll-Alus ausgestattet.

Daneben gibt es alles an Extras, was heutzutage in technologischer Hinsicht State of the Art ist: LED-Scheinwerfer, aktiver Ein- und Ausparkassistent, Pre-Collision-Assist, Fahrspurassistent und sogar ein Gurt-Airbag-System für die äußeren Fondpassagiere um 200 Euro: Das Verletzungsrisiko im Brustbereich wird damit nachweislich verringert.

Auch in Sachen Sprachsteuerung zeigt der Mondeo auf. Er versteht Adressen, die in einem Satz gesprochen wurden, schlägt auf die Meldung "Ich bin hungrig" Lokalitäten in der Nähe vor, spielt Musiktitelbei Namensnennung und verstellt die Raumtemperatur auf Zuruf. Voraussetzung ist einzig eine deutliche Aussprache - Genuschel mag das sprachkundige Computerhirn gar nicht.

Preislich bewegt sich unser getestetes Modell - 150-PS-Diesel, komplette "Titanium"-Ausstattung - mit 35.250 Euro im fairen Bereich. Allradantrieb (plus 2.850 Euro) und Doppelkupplungs-Automatik "Powershift" (plus 2.700 Euro) sind weitere, wenn auch nicht miteinander kombinierbare Aufrüst-Möglichkeiten.

Plus
+ zeitlos-elegantes Design außen wie innen
+ großzügige Raumverhältnisse
+ souveränes Fahrwerk
+ flüsterleiser Motor
+ topmoderne Assistenzsystem-Auswahl

Minus
- lange Getriebeübersetzung raubt ein wenig Temperament

Resümee:
Das lange Warten auf den neuen Ford Mondeo hat sich gelohnt: Heraus kam ein mächtiger Mittelklassler, der sich keine Schwächen leistet. Raumangebot, Fahrkomfort, Technik-Features, Preis - Flottenmanager wie Familienmenschen sollten den Mondeo in ihre Kaufüberlegung jedenfalls einschließen.

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