AUTOWELT

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter

Baby-Benz

Die B-Klasse spielt unter den Mercedes-Baureihen die Rolle des knuddeligen Kompaktvans. Wir testen den facegelifteten B 200 CDI 4Matic.

Georg Koman

Früher war es bei Mercedes einfach: A- und B-Klasse waren kompakte Vans, die Familien und Höhersemestrige aufgrund ihres Platzangebots, ihrer Variabilität und ihres leichten Einstiegs erfreuten.

Jetzt - vielleicht unter dem Eindruck der Formel-1-Erfolge - wurde die A-Klasse zum superdynamischen Golf-Gegner bis hin zur monströsen AMG-Version. Die Rolle des - einigermaßen leistbaren - Familienfreundes spielt allein die B-Klasse.

Gut daher, dass sie im Zuge eines Facelifts auf den aktuellen Stand der Technik gebracht wurde. Mit Assistenzsystemen wie dem "Collision Prevention Asstent", der im Notfall autonom bremst oder dem Müdigkeitswarner.

Der zentrale Touchscreen im Tablet-Stil wuchs auf 8 Zoll, LED-Technik ist ebenso neu wie schlüsselloser Zugang, Konnektivität und die Ausstattungslinien "Style", "Urban" und "AMG Line", letztere ziert unseren Testwagen.

Das volle Programm ist allerdings mercedes-typisch mit kräftigen Aufpreisen verbunden. Wer Lust und entsprechendes finanzielles Potenzial hat, kann seine B-Klasse auch um z.B. 15.000 Euro aufrüsten.

Motorisiert ist die B-Klasse vielfach: neben vier CDI-Dieselmotoren (90-177 PS) und vier Benzinern (122-211 PS) stehen auch eine Erdags- (156 PS) und eine Elektro-Variante (180 PS) zur Wahl.

Wir testen den 136 PS starken B 200 CDI, den es neuerdings auch mit Allradantrieb 4Matic gibt - bisher gab es nur den stärksten Diesel (177 PS) auch allradgetrieben.

Die "AMG Line" unseres Testwagens um nicht ganz schlanke 2.670 Euro Aufpreis inkludiert neben zahlreichen Sport-Applikationen und 18-Zoll-Felgen auch ein Komfortfahrwerk mit Tieferlegung und Sport-Direktlenkung.

Komfort und tiefer gelegt? Klingt paradox, zumal es keine Verstellmöglichkeit der Dämpfer gibt, der erzielte Kompromiss ist aber ein herzeigbarer. Auch die für gewöhnlich eher indirekte Lenkung der B-Klasse wird via "Direktlenkung" (Nomen est omen) wirkungsvoll in Richtung reaktionsschnell verschoben.

Geht es etwas zu flott ums Eck, untersteuert der B leicht, geht man vom Gas, fängt er sich schnell wieder. Dank Allradantrieb kann man dann gleich wieder zünftig Gas geben, und es geht schnell und spurtreu aus der Kurve.

Die 136 PS klingen nicht nach allzu viel, aber bullige 300 Nm Drehmoment, die zwischen 1.400 und 3.000 Touren vollzählig zur Verfügung stehen, machen den Allradantrieb zwar nicht überlebensnotwendig, jedoch absolut sinnvoll.

Der kostet zwar 5.700 Euro Aufpreis, darin inkludiert ist allerdings auch eine Doppelkupplungs-Automatik mit sieben Gängen. Dieses schaltet schnell und souverän und zeigt damit deutliche Fortschritte gegenüber früheren Mercedes-Versionen.

Ohne Tadel ist das Raumangebot der B-Klasse. Trotz der eher kompakten Außenlänge von 4,47 Metern herrscht innen absolutes Mittelklasse-Niveau. Das Ladevolumen von 501-1.456 Litern passt hervorragend ins Bild des Raumgleiters.

Die Qualität kann sich rundum sehen lassen. Egal ob es um Materialqualität oder Verarbeitung geht, alles befindet sich auf Top-Niveau.

Die Variabilität ist van-typisch: von umklapp- und verschiebbaren Sitzelementen über eine Unmenge an Ablagen bis hin zum mächtigen Handschuhfach.

Der Vierzylinder-Diesel ist kein Wunder an Laufkultur, beim Verbrauch zeigt er aber auf: Trotz Allradantriebs blieben wir im Test mit einem Schnitt von 5,7 Litern klar unter der Sechliter-Marke.

Beim Preis ist wie gewohnt nur ein Mercedes ein Mercedes. Schon der Grundtarif von 37.440 Euro liegt über der Konkurrenz, ganz zu schweigen von den mannigfachen Additionsmöglichkeiten der umfassenden Extraliste.

Plus
+ drehmomentstarker, dennoch sparsamer Dieselmotor
+ souveräner Allradantrieb
+ hervorragendes Raumangebot
+ van-typische Variabilität
+ hochwertige Materialien und Verarbeitung

Minus
- hoher Preis, vor allem, wenn man in der Extraliste gustiert

Resümee
Die B-Klasse hält bei Mercedes einsam die Ehre der Kompaktvans hoch, das aber gekonnt. Die Form ist auch nach dem Facelift nicht allzu dynamisch, die inneren Werte überzeugen aber durchwegs. Bleibt als Hürde der immerwährende Stern-Preisaufschlag.

Ähnliche Themen:

News aus anderen Motorline-Channels:

Weitere Artikel:

Ein Schritt zurück ist zwei voraus

Das ist der neue VW Golf

Pünktlich zum fünfzigjährigen Jubiläum überarbeitet Volkswagen die achte Generation des Golf. Nicht zu viel wurde verändert, dafür aber zahlreiche wichtige Details.

Der Prozess bringt erstaunlich viel

Warum eine DPF-Reinigung sinnvoll ist

In der heutigen Zeit, in der Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit eine immer größere Rolle spielen, gewinnt die Reinigung des Dieselpartikelfilters (DPF) an Bedeutung.

So wurde der Lamborghini Diablo zum Pop-Hit

Eine Dekade alt: "Maschin" von Bilderbuch

Autos in Musikvideos sind nicht neu. Doch wie die österreichische Band Bilderbuch den gelben Sportwagen in ihrem Musikvideo zu "Maschin" einsetzte, definierte die Grenzen zur Kunst neu. Wir feiern das Video, die Band und den Diablo bis heute – mit euch!

Mit einem Fahrsimulator zur Entwicklung von neuen Reifen können nicht nur Zeit und physische Prototypen eingespart werden: Pirelli kommt damit auch seinem Ziel näher, bis 2030 CO2-neutral zu produzieren.