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Königsklasse

In das neue S-Klasse-Coupé stopft Mercedes alles rein, was es an Technik gibt und verpackt es in die denkbar schönste Form. S 500 4Matic im Test.

Georg Koman

Mit einem Coupé fährt man im Vergleich zur gleichartigen Limousine das kleinere Auto zum höheren Preis. Und warum? Weil man's kann.

Ein Coupé ist ein Statement: Für die Schönheit, gegen die Praktikabilität. Es hat durchaus etwas Verschwenderisches an sich, weil es ja nebenbei auch noch signalisiert, dass der Besitzer zumindest ein weiteres Auto in der Garage stehen hat.

Während sich andere Premium-Hersteller Luxus-Coupés teils sparen, oder diese verwässert mit vier Türen anbieten, hielt Mercedes immer an dieser speziellen Bauform fest. Mittlerweile hat man neben dem Namen CL auch das altbackene Design für pensionierte Vorstände entsorgt.

Die Mercedes-Designabteilung rund um Gorden Wagener hat nach anfänglichem Sicken- und Kanten-Overkill nun ihre klare, eindrucksvolle Linie gefunden, die sie selbst zurecht "sinnliche Klarheit" nennt. Quer durch die Baureihen, aber ganz besonders beim S-Coupé.

Unter die Haube darf ausschließlich V8- oder V12-Ware. Wir waren so frei, das kleinste und schwächste Aggregat zu testen: V8, 4,7 Liter, 456 PS, 700 Nm Drehmoment zwischen 1.800 und 3.500 Touren. Darüber gibt es noch AMG-Versionen mit 585 PS (V8) und 630 PS (V12).

Beim getesteten S 500 Coupé kann man zwischen Hinterrad- und Allradantrieb (4Matic) wählen. Der Preisunterschied von 10.000 Euro ist für Interessenten sicher kein Argument, die Souveränität beim Beschleunigen unter allen Fahrbahnbedingungen könnte schon eher eines sein.

Im Innenraum beeindrucken die volldigitalisierten Armaturen, der Riesenbildschirm für Navi & Co. sowie die liebevolle Verarbeitung bis ins letzte Detail. Wer's mag, kann sich nicht nur Lenkrad und Sitze beheizen lassen, sondern auch die Armauflagen.

Beim Start zupft die Elektronik den Motor ganz kurz bei geöffneten Auspuffklappen auf, was ein wenig nach nahendem Gewitter klingt. Keine technische Notwendigkeit, einfach ein Gag, der für ein paar zusätzlich herumgerissene Köpfe sorgt.

Der Sound klingt schon sehr nach AMG, obwohl hinten gar nicht AMG drauf steht, also ziemlich explizit. Dezenz ist ja keine führende Eigenschaft großvolumiger Mercedes-Aggregate.

Beim Fahren zeigt das 5,03 Meter lange und 1,90 Meter breite Schiff zwei Gesichter: Man kann herrlich cruisen, der Elektronik die halbe Fahrarbeit überlassen und sich dabei gedankenverloren eine Sitzmassage gönnen.

Man kann aber auch das Gaspedal durchtreten. Dann donnert es unter der langen Motorhaube, die Automatik schaltet blitzschnell mehrere Gänge runter, und das S-Coupé kanoniert sich davon. Gnadenlos und mit hohem Suchtpotenzial.

In 4,6 Sekunden geht es aus dem Stand auf 100 km/h. Auf trockener Straße kann der Hecktriebler sogar mithalten, weil nur er über die neue Neungang-Automatik verfügt. Beim 4Matic ist es der bewährte Siebengang-Automat, der allerdings auch über jede Kritik erhaben ist

Die serienmäßige Luftfederung gibt sich souverän. Trotz gesunder Straffheit ist das Coupé äußerst komfortabel (auch noch in der Position "Sport"), trotzdem hält sich die Seitenneigung beim Kurvenräubern in Grenzen. Dies, obwohl im Testwagen gar nicht die "Magic Body Control mit Kurvenneigefunktion" verbaut war.

Ebenfalls am obersten Ende des technisch Möglichen befindet sich das "Fahrassistenzpaket plus", das man sich um 3.500 Euro Aufpreis unbedingt gönnen sollte: Damit verrichtet das Coupé einen Teil der Lenkarbeit selbst.

Es folgt vorausfahrenden Autos, hält deren Tempo und Spur, erkennt Querverkehr und Fahrbahnmarkierungen. Möglich macht es die Stereokamera, dank der die Technik räumlich "sieht". Derzeit ein Mercedes-Alleinstellungsmerkmal.

Das Raumangebot ist coupé-typisch: Vorne üppigst, hinten reicht es für kurze Überstellungsfahrten. Der Laderaum ist mit 400 Litern Volumen durchaus angemesssen.

In Sachen Verbrauch spricht der ECE-Mixwert von 9,4 Litern, im Test waren es 11,8. Was zukünftige Besitzer bestenfalls in Sachen Reichwerte interessieren dürfte - und die geht dank des 80-Liter-Tanks voll in Ordnung.

Fehlt noch das dicke Ende - der Preiszettel. 156.320 Euro lautet der Basistarif. Obwohl schon die Serienausstattung herzeigbar ist, rollt wohl kaum ein S-Coupé damit aus den Werkshallen.

Beim Testauto waren unter anderem Burmester-Sound (600 Watt), Nachtsicht-Assistent, intelligentes LED-Licht und die AMG-Line an Bord. Gesamtpreis inklusive 28 Prozent NoVA: 212.220 Euro.

Plus
+ kraftvoller, klangstarker V8-Benziner
+ souveräner Allradantrieb
+ feinste Materialien, liebevolle Verarbeitung
+ die Technik-Features definieren das derzeit Machbare
+ Design ist natürlich Geschmackssache, aber viel schöner geht nicht

Minus
- für Normalsterbliche unerschwinglich. Angesichts des Gebotenen ist der Preis aber wohl nicht einmal überhöht

Resümee
Eigentlich genügt hier die Wiederholung des Titels: Königsklasse. Das momentan technisch Mögliche derart gelungen zu verpacken, ist eine Meisterleistung.

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