VW Golf GTE Plug-in-Hybrid – im Test | 19.12.2015
Fahrverhalten, Verbrauch & Preis
Michael Noir Trawniczek
Fotos: Sabine Sommer
Was macht der sportlich interessierte Testfahrer im VW Golf GTE? Er drückt nach dem Startknopf gleich einmal die GTE-Taste – denn dann wird zum einen der Benziner in einer schärferen Tonart betrieben und geben zum anderen der Benzin- und der Elektromotor gemeinsam eine Systemleistung von 204 PS ab.
Will man es also wissen, wie man so schön sagt, drückt es einen ganz schön in den Sitz – tritt man das Fahrpedal durch, schafft der Golf GTE den Sprint von 0 auf 100 km/h in 7,6 Sekunden, das gewaltige System-Drehmoment von 350 Nm ist daran nicht unbeteiligt.
Das 6 Gang-DSG-Getriebe verrichtet dabei vorzügliche Arbeit, schaltet schnell und sanft – die bekannten zwei Kupplungen sind dafür verantwortlich, eine dritte trennt und verbindet den Benzin- und den E-Motor.
Eines beweist der GTE ganz klar: Es geht auch ohne stufenloses CVT-Getriebe und eben auch ohne das unsägliche Aufheulen des Motors beim Beschleunigen. Auch wenn es in Österreich nicht von Belang ist: Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 222 km/h.
Was für sportlich Interessierte dazukommt: Der Schwerpunkt liegt beim GTE aufgrund der im Heck verbauten Batterie noch tiefer – die fast 200 Kilogramm an Mehrgewicht sind kaum spürbar, der tiefe Schwerpunkt aber sehr wohl. Der GTE liegt also wie das sprichwörtliche Brett auf der Straße und bereitet dem sportlich Orientierten echten Fahrspaß.
Es geht aber auch ganz anders: Mit der EV-Taste kann der GTE auch rein elektrisch betrieben werden. Und auch in diesem Modus braucht er sich nicht zu verstecken: Er beschleunigt bis zu 130 km/h, ohne dass sich der Benziner dazu schaltet (wenn man dabei nicht Vollgas gibt), der 102 PS starke Elektromotor beschleunigt agil und lautlos, denn das Elektroaggregat schafft im Alleingang satte 330 Nm.
Im Standardmodus regelt der GTE selbst, ob er rekuperiert, elektrisch fährt, segelt oder nur mit Verbrennungsmaschine unterwegs ist – die Elektronik sorgt hier für den effizientesten Weg, das Umschalten ist nur selten und wenn, dann nur marginal zu spüren.
Wie sieht es nun aber mit der Reichweite und dem Verbrauch aus? Der 8,4 kWh große Akku wird an der Steckdose in fünf Stunden komplett aufgeladen, über eine gegen Aufpreis erhältliche Wallbox dauert es laut Hersteller 2:15 Stunden.
50 Kilometer rein elektrische Fahrt sollen möglich sein, was wir im Test nicht ganz bestätigen konnten – 40 Kilometer waren aber im Bereich des Möglichen, wobei hier bekannter Weise viele Faktoren wie Temperatur, Wetter oder Streckengegebenheiten Einfluss nehmen. Der durchschnittliche Stromverbrauch wird vom Hersteller mit 16,6 kWh auf 100 Kilometer angegeben.
Die Batterie kann natürlich auch im Mischbetrieb über Rekuperation wieder aufgeladen werden – für die Maximal-Ladung jedoch benötigt man die Steckdose.
Es kann aber die elektrische Energie sehr wohl „aufgehoben“ werden, wenn man beispielsweise Überland fährt und dann in der Stadt rein elektrisch unterwegs sein möchte. Mit dem 40-Liter- statt bei den anderen Golf-Modellen üblichen 50-Liter-Benzintank ist eine Gesamtreichweite von 939 Kilometern möglich.
Leider nur rein theoretisch sind jene 1,6 Liter Benzin, die das Werk als Verbrauch über 100 Kilometer angibt – dabei handelt es sich um den für alle Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge sehr vorteilhaften Prüfstandswert: Wenn überhaupt, ist dieser Wert nur auf den ersten 100 Kilometern bei völligem Leerfahren der Batterie erzielbar.
Im Schnitt erzielt man Werte zwischen fünf und sechs Litern Benzin, wenn man nicht konsequent Strom nachlädt. Auf den ersten 100 Kilometern nach einer Batterieladung kamen wir auf einer Mischstrecke von Landstraße, Autobahn und Stadt auf Werte zwischen vier und fünf Litern. Freilich kann man bei einer Stadtfahrt unter 40 Kilometer Länge auch gar kein Benzin verbrauchen
Nicht unumstritten ist der Preis des VW Golf GTE von 39.380 Euro, denn hier begibt man sich ein wenig zwischen die Stühle: Sportfreaks werden argumentieren, dass der um 16 PS stärkere Zweiliter-GTI mit DSG um gut 3.200 Euro weniger kostet als der GTE – Freunde der reinen Strom-Lehre erhalten um 2.650 Euro weniger den e-Golf. Dennoch ist nur der GTE in der Lage, wie ein Chamäleon abwechselnd in die Rolle des GTI und des e-Golf zu schlüpfen.
Plus
+ großes Sportlerherz, zugleich sparsamer Verbrauch
+ Praxiswerte à la Golf
+ kann längerfristig rein elektrisch fahren
+ feine Doppelkupplungs-Automatik
+ ansprechendes Design
Minus
- Realverbrauch nicht unter Diesel-Niveau
- hoher Kaufpreis
Resümee
Der VW Golf GTE stellt für sportliche Fahrer eine interessante Alternative zum GTI dar, zugleich kann auch kilometerweit rein elektrisch fahren. Im Grunde ein perfekter Spagat zwischen Sportlichkeit und Effizienz – allerdings zum hohen Preis.
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