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Cupra di, Cupra da

Mit 0,4 Litern Hubraum-Plus, 192 PS und manuellem Getriebe geht der Ibiza Cupra ins Finale. Wir prüfen, ob man noch schnell zugreifen sollte.

Bernhard Reichel

Die vierte Generation des Ibiza rollt bereits seit 2008 vom Band. Ein Nachfolger ist zwar bereits in Sicht, das aktuelle Modell sieht aber immer noch frech und fesch aus. Über die Jahre hat man ihm schließlich immer wieder etwas Kosmetik gegönnt.

Beim im Vorjahr überarbeiteten Seat Ibiza Cupra reichte aber nicht nur etwas Botox, hier waren Herzchirurgen am Werk. Wie schon beim Zwilligsbruder Polo GTI verpflanzten sie den 1.8 Liter großen Vierzylinder-Turbo anstelle des 1.4 Liter kleinen Turbo-Kompressors unter die Haube.

Gleichzeitig ersetzte man das 7-Gang-DSG durch ein manuelles Sechsgang-Getriebe. Bei einem Kompaktsportler legt man schließlich gern selbst Hand an, zumal es deutlich kostengünstiger ist.

Der neue Motor leistet statt 180 nun 192 PS und das Drehmoment wächst sogar von 250 auf 320 Nm. Das Maximum steht schon ab 1.450 Umdrehungen bereit. Die Vorderräder ziehen das Tierchen in flotten 6,7 Sekunden auf Tempo 100. Wer Platz hat und sich im richtigen Land befindet, kann bis 235 km/h weiterbeschleunigen.

Optisch haut der Cupra nicht übertrieben auf den Putz, sondern sucht den Blick von Kennern. Die Front wird vom großen unteren Lufteinlass dominiert, das Heck von Luftauslässen und Diffusor samt mittiger Auspuffanlage. Details, die dank des Designers Luc Donckerwolke nicht nur zufällig an Lamborghini erinnern.

Allerdings kaschiert die trapezförmige Auspuffblende die zwei echten Endrohe nicht wirklich und auch die Luftauslässe sind nur Plastik-Fantastik. Schwarze Felgen und ebensolche Akzentteile pushen das Paket wiederum in Richtung Hochwertigkeit.

Im Innenraum weisen ein fettes Sportlenkrad, Alu-Pedale und Cupra-Plaketten auf den Sportsgeist hin. Auf den bewährten Sportsitzen mit reichlich Seitenhalt nehmen wir sehr gerne Platz.

Fondgästen ist zuerst Einlass zu gewähren, den Cupra gibt es nämlich nur als Dreitürer SC. Gestartet wird noch per solidem Zündschlüssel.

Das Triebwerk erschreckt weder besorgte Mütter noch bodennahe Dackel. Gut gedämmt geht es vorwärts. Das Fahrwerk ist schön straff, der Lenkeinschlag wird willig angenommen.

Sportmodus aktiviert und ein munterer Tritt aufs rechte Pedal, und der Spanier kommt in Feierlaune. Turboloch kennt er nicht. Unbeeindruckt drängt der Ibiza in allen Lebenslagen nach vorne. Die Schaltwege sind nicht auffallend kurz, dafür aber besonders präzise. Aufgrund des mächtigen Drehmoments konnte die Übersetzung lang gewählt werden.

Hohe Kurvenstabilität und sehr spätes Untersteuern hätte man dem kleinen Kampfzwerg auch nicht gleich zugetraut. Die elektronische Differenzialsperre XDS ist kein blinder Passagier, beim Rausbeschleunigen aus Kurven erhöht sie die Traktion deutlich. Im ausgedrehten zweiten Gang hat man schon über 110 km/h drauf. Da freut man sich des Kurvenlebens und hört förmlich die New Beetles singen: "Cupra di, Cupra da - Life goes on".

Auf der deutschen Autobahn eignet sich der Seat Ibiza Cupra durchaus auch als Porsche-Schreck. Damit man dabei nicht über die eigene Courage erschrickt, wählte Seat eine schlecht ablesbare Tachoskalierung: Ab 100 km/h ist der Tacho nur noch in 30er-Schritten beziffert. Dafür beißen die Bremsen mit frühem Druckpunkt umso kräftiger zu.

Auch Antriebseinflüsse in der Lenkung sind kaum vorhanden, ein großes Plus im Vergleich zu manch direktem Konkurrenten. Der Motorsound des Seat Ibiza Cupra ist zwar kernig und angenehm dumpf, aber für eine würdige Begleitung der gebotenen Fahrleistungen etwas zu leise.

Den Werksverbrauch von 6,2 Litern haben wir bei bürgerlicher Fahrweise nur um einen Liter überboten. Wer den Spanier allerdings fordert, muss einen weiteren Liter einkalkulieren.

Den Fahrer nervt bald die in Relation zum Schalthebel zu hoch angebrachte, aber immerhin schnell zurückklappbare Mittelarmlehne, mancher Beifahrer wünscht sich einen Haltegriff am Dachhimmel. Sonst lässt sich der Alltag angenehm bewältigen, sofern man nicht auf zwei zusätzliche Türen angewiesen ist. Mit umgeklappten Rücksitzen lässt sich das Volumen des Kofferraums von 292 auf ordentliche 930 Liter erweitern.

Attraktive 19.990 Euro legt man für den Ibiza Cupra auf den Tisch. Dafür bekommt man nicht nur einen gedopten Motor, sondern auch noch eine ziemlich komplette Ausstattung dazu.

Unter anderem 17-Zöller, Media System Plus mit großen 6,5 Zoll Farbdisplay und Navi, Bluetooth mit Spracherkennung, CD-Laufwerk, Multifunktions-Sportlenkrad, Regen- und Lichtsensor, automatisch abblendbarer Innenspiegel sowie akustische Parkhilfe vorne und hinten. Damit ist der Spanier gute 5.000 Euro billiger als der baugleiche VW Polo GTI.

Plus
+ bullige Kraftentfaltung
+ direkte Lenkung
+ straffes Fahrwerk
+ bissige Bremsen
+ Sportsitze mit guten Seitenhalt
+ manuelle Handbremse

Minus
- Mittelarmlehne stört beim Schalten
- Sound könnte etwas selbstbewusster sein
- ESP nicht deaktivierbar

Resümee
Der Seat Ibiza Cupra 1.8 TSI setzt auf Understatement, der glückliche Eigner erntet aber ordentliche Fahrleistungen. Kraftentfaltung, Getriebe, Lenkung, Fahrwerk und Bremsen sind perfekt aufeinander abgestimmt - bei erstaunlich günstigem Verbrauch und Kaufpreis.

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