AUTOWELT

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter

Giftzwerg

Der Abarth 595 Turismo mit Stoffdach hat ordentlich was unter der Haube - 165 PS machen ihn knapp 220 km/h schnell. Giftzwerg im Test.

Text: Rudolf Huber/mid; Fotos: PHOTO4 (9), FCA (2)

Eines ist der Abarth 595 Turismo ganz bestimmt nicht: Nämlich ein Auto für Vernunftmenschen und Pfennigfuchser. Man muss schon einen gehörigen Schuss Benzin im Blut haben, um sich auf diesen Rennzwerg aus Turin einzulassen.

Um das mal in ein paar Zahlen zu fassen: Ein Autochen von gerade mal 3,66 Meter Länge, ausstaffiert mit reichlich optischem Kriegsschmuck, dazu ein rennmäßig hartes Fahrwerk und 121 kW/165 PS. Das Ergebnis dieser Mixtur ist ein Spaßgerät allererster Güte, das hart im Nehmen ist, aber auch ordentlich austeilt. Und das einen unschätzbaren Vorteil hat: den Babyface-Bonus!

Anders als andere aufgemotzte und bespoilerte Autos spricht nämlich auch der von der Rennschmiede Abarth in Bestform gebrachte Cinquecento den Niedlichkeits-Nerv der Mitmenschen an. Er wirkt immer noch putzig und süß. Das ist umso erstaunlicher, als er in Aktion eher klingt wie ein brüllender Löwe - ziemlich vernehmbar. Was soll's: Der Anblick des 500ers ist positiv besetzt, basta.

Aber wir setzen uns jetzt rein in den Halbstarken aus bella Italia. Die Schalensitze sitzen ordentlich, das spürt der Fahrer schon beim Reinklettern. Start your Engine - das Erlebnis Abarth 595 Turismo nimmt seinen Lauf. Zunächst eher behäbig, aber mit Einsetzen des Turboladers bei etwa 3.000/min geht es mit aller Gewalt voran. Der Kleine zieht ab, als gäbe es kein Morgen, in 6,5 Sekunden ist die 100 km/h-Marke passiert, knapp unter 220 km/h ist Schluss. Im Cinquecento!

Extrem spaßig - dieser Eindruck drängt sich beim Umgang mit dem als Halb-Cabrio 595 C antretenden Mini-Abarth permanent auf. Man sitzt relativ hoch, hat einen guten Überblick und die Lage auch bei hohem Tempo ziemlich gut im Griff. Fahrwerk und Lenkung sind richtig knackig eingestellt, deshalb kommt auch bei Autobahntempo nie das Gefühl auf, als werde die Luft für den Kleinen langsam etwas dünn.

Er liegt sauber auf dem Asphalt, putzt auf Wunsch auf einige flotte Große weg wie nix, zeigt aber in sehr schnellen Kurven auch, dass er eben doch auf kleinem Fuß, sprich Radstand, daherkommt und der Schwerpunkt recht hoch liegt. Aber ehe es kritisch werden kann, greift auch schon das ESP ein und sorgt für Ruhe.

Ein Langstrecken-Gefährt ist der Abarth 595 Turismo nicht. Dazu ist er bei höherem Tempo einfach zu laut. Der Platz für die Fondpassagiere ist knapp bemessen, der Kofferraum winzig - allenfalls als Wochenend-Untersatz für Zwei geht der scharfe Italiener bei der Reiseeignungs-Beurteilung durch. Macht ja nichts, er hat andere Werte, seine Fans lieben ihn eben gerade deshalb, weil er nicht perfekt ist.

Beispiel Wendekreis: Zwölf Meter für so einen Winzling - das ist echt ein Witz. Beim Einparken und Rangieren kommt man sich vor, als hätte jemand was an den Rädern gemacht. Oder der 35-Liter-Tank, der bei engagierter Fahrweise doch recht schnell ausgesaugt ist. Auch gut, dann können sich die Trommelfelle wieder von der massiven Beschallung erholen.

Wem die noch nicht reicht: Die "BeatsAudio"-Anlage liefert um 520 Euro noch zusätzlich was auf die Ohren, ihr Sound passt gut zum Abarth 595. Und das Thema Verbrauch ist auch kein echtes Ruhmesblatt, wer es immer wieder mal ordentlich krachen lässt, kommt unter acht Liter Super auf 100 Kilometer nicht weg. Und es kann auch mal mehr werden.

Unterm Strich ist der kleine Sportler ein echter Typ fürs Gemüt. Wer in der Lage ist, im Falle der Stoffdach-Version 595 C mindestens 26.400 Euro (Deutschland: 24.690 Euro) auf den Tisch zu legen, bekommt dafür ein sozial akzeptiertes Sportgerät mit sehr hohem Spaßfaktor und ohne Anspruch auf Tauglichkeit für alle Tage.

Technische Daten Abarth 595 C Turismo

Dreitüriger, viersitziger Kleinstwagen, Halb-Cabrio mit großem Stoffschiebedach, Länge/Breite/Höhe/Radstand in Meter: 3,66/1,63/1,49/2,30, Leergewicht: 1.110 kg, zul. Gesamtgewicht: 1.425 kg, Kofferraumvolumen: 185 bis 610 l, Tankinhalt: 35 l.
Antrieb: Reihenvierzylinder-Benziner mit Turboaufladung, Hubraum: 1.368 ccm, Leistung: 121 kW/165 PS bei 5.500/min, max. Drehmoment: 230 Nm bei 3.000/min, manuelles Fünfgang-Getriebe, Vorderradantrieb.
Beschleunigung 0 bis 100 km/h: 7,3 s, Höchstgeschwindigkeit: 218 km/h, Normverbrauch: 6,0 l Super 95/100 km (CO2-Ausstoß: 139 g/km), Testverbrauch: 8,4 l/100 km.
Österreich-Preis: ab 26.400 Euro (Deutschland: ab 24.690 Euro).

News aus anderen Motorline-Channels:

Weitere Artikel:

Lexus LBX – schon gefahren

Luxuriöser Einsteiger für Aufsteiger

Ein gewöhnlicher B-Crossover passt nicht mehr zur dienstlichen Position? Dann bietet Lexus mit dem LBX künftig das Passende. Das kleinste Modell der Japaner liefert gewohntes Premium-Flair.

Mit dem Duster hat Dacia seit 2010 einen absoluten SUV-Preisknaller auf dem Markt, Achim Mörtl hat sich nun die neueste Version angesehen und erste Eindrücke und Testkilometer gesammelt.

Mit einem Fahrsimulator zur Entwicklung von neuen Reifen können nicht nur Zeit und physische Prototypen eingespart werden: Pirelli kommt damit auch seinem Ziel näher, bis 2030 CO2-neutral zu produzieren.

Ein Schritt zurück ist zwei voraus

Das ist der neue VW Golf

Pünktlich zum fünfzigjährigen Jubiläum überarbeitet Volkswagen die achte Generation des Golf. Nicht zu viel wurde verändert, dafür aber zahlreiche wichtige Details.

Vor allem der Benziner könnte preislich interessant werden

Omoda: Crossover-SUV Omoda 5 kommt nach Österreich

Für den Start auf dem österreichischen Markt bringtg Omoda ihr SUV-Modell 5. Den Anfang macht im ersten Halbjahr 2024 die Benziner-Variante, Hybrid und BEV folgen kurz darauf. Besonders erstaunlich: die Preise, die bei 26.000 Euro starten sollen.

Der Prozess bringt erstaunlich viel

Warum eine DPF-Reinigung sinnvoll ist

In der heutigen Zeit, in der Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit eine immer größere Rolle spielen, gewinnt die Reinigung des Dieselpartikelfilters (DPF) an Bedeutung.