AUTOWELT

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter

Go, Twingo, go!

Mit 109 PS stellt der Renault Twingo GT das Topmodell der Baureihe, mit seinen exotischen Eigenheiten auch einen Nachfolger für den R5 Turbo.

Bernhard Reichel

Der Renault Twingo GT ist lässige 3,60 Meter kurz, 1,6 Meter schmal und keine Tonne schwer - das waren schon bewährte Zutaten für die spaßigsten Gefährte. Da braucht es auch nicht wahnsinnig viel Leistung.

110 PS brachten auch schon dem ersten Golf GTI Ruhm und Ehre ein. Der Zusammenarbeit mit Smart ist nun zu verdanken, dass man das ganze in der Kleinwagenklasse auch noch mit Heckmotor und -antrieb würzt.

Auch optisch geht der Twingo GT erfrischend klassische Wege. Heute konkurrieren die meisten Sportmodelle schon ab Werk mit massiven Luftöffnungen und Anbauteilen aller Schwellungsgrade mit Wörthersee-Verschnitten. Der Sport-Twingo ist dagegen etwas für introvertierte Kenner, so verrät ihn hauptsächlich sein Heck als Topmodell.

Schon die flächige Heckklappe erinnert an den legendären R5 Turbo. Den sichtbaren Endtopf zieren zwei echte Endrohre. Obendrauf gibt es noch einen ausgeprägteren Dachkantenspoiler und oberhalb des linken Hinterrads schaffte sich ein Lufteinlass Raum. Warum ausgerechnet bei der Sportvariante die Kotflügelverbreiterungen unlackiert sind, bleibt ein Rätsel, spart aber immerhin Kosten bei leichten Feindberührungen.

Im Innenraum gibt es reichlich Kunststoff, dafür Alu-Pedalerie und bunte Ziernähte. Ebenso zahlreiche analoge Annehmlichkeiten wie ein manueller Handbremshebel, Schaltgetriebe, Zündschloss und einen nicht-digitalisierten Tacho.

Auch, dass der Ecomodus bewusst aktiviert werden will und sich dann nicht bei jedem Neustart deaktiviert, wissen wir zu schätzen.

Mit diesen bislang sympathischen Aussichten rütteln wir das 0,9 Liter kleine Dreizylindermotörchen aus dem Schlaf. Werks-"Chiptuning" und ein überarbeiteter Ansaugtrakt mobilisieren 109 PS und 170 Nm. Das reicht für einen Sprint auf Tempo 100 in 9,6 Sekunden und 182 km/h Höchstgeschwindigkeit.

Knurrend geht es vorwärts. Alleine, dass der Klang aus dem Heck kommt, macht bereits Laune. Der GT schiebt aus dem Stand schon schön zügig an. 3,6 Sekunden auf Tempo 50 fühlen sich schneller an, was wichtiger ist als jeder Papierwert. Sein Revier ist ohnehin das Stadtgebiet und da macht ihm in Sachen Fahrspaß kaum ein Konkurrent etwas vor.

Der irrwitzig kleine Neun-Meter-Wendekreis, die spritzige Beschleunigung und das Handling eines Heckmotorautos sorgen für ein spaßiges Fahrgefühl, das ohne jede Tempoverletzungen im Kopf erlebt wird. Die Schaltwege sind zwar länger als erhofft, dafür rasten die Gänge schnell und gut ein. Ein sechster Gang fehlt genauso wie der Drehzahlmesser, woran man sich aber gewöhnen kann.

Mit akzeptabler Lenkungs-Rückmeldung und guten Bremsen wird einem auf der Landstraße nie langweilig, aber man merkt schnell, dass Renault hier auf Nummer sicher geht. Denn das an sich straffe und in engen Ecken sehr agile Fahrwerk zeigt bei hoher Kurvengeschwindigkeit Wank-Tendenzen. Auch die Sitze lassen dann den erforderlichen Seitenhalt vermissen.

Hinzu kommt das rigoros eingreifende ESP, das auch nicht abschaltbar ist. Ein Punkt, in dem sich allerdings immer mehr Hersteller einig werden. Lediglich auf nasser Straße gestattet die Elektronik ein paar quer gefahrene Meter. Vielleicht lässt sich Renault diesbezüglich ja noch Luft für einen echten Twingo R.S.?

Der Verbrauch des Twingo GT hebt sich mit 6,3 Liter nicht besonders von den zivilen Twingos ab und bleibt trotz der gebotenen Fahrleistungen nahe an der Werksangabe von 5,2 Litern. Der Tank mit 35 Litern allerdings klein geraten.

In Sachen Alltagstauglichkeit liegt der GT am gleichen Niveau wie seine zivilen Brüder. Der Kofferraum ist mit 188 Litern nicht groß, aber umgeklappt entsteht ein 980 Liter großer Raum, der auch erstaunlich lange Gegenstände aufnimmt.

Die hohe Ladekante können wir einem Heckmotorauto nicht negativ anrechnen. Den mit sechs Schrauben übertrieben gesicherten Motorraum hingegen schon. Dabei hätte gerade so ein aufgeblasener Zwergenturbo regelmäßige Ölkontrollen nötig.

Der Renault Twingo GT hat nicht nur den stärksten Motor, sondern auch gleich die höchste Ausstattungstufe, diese bietet 17-Zöller, abgedunkelte Scheiben, Einparkhilfe, Sportfahrwerk, Klimaautomatik, Licht- und Regensensor sowie einen Sportauspuff.

Dafür legt man 15.990 Euro auf den Tisch. Was für einen Twingo viel sein mag, im Konkurrenzvergleich und für den gebotenen Fahrspaß aber wiederum relativ leistbar scheint. Damit ist der Twingo GT um beachtliche 5.000 Euro günstiger als der baugleiche Smart forfour Brabus. Für den sonst einzig vergleichbaren Konkurrenten VW Up GTI gibt es noch keine Preise.

Plus
+ exotisches Konzept mit gutem Praxiswert
+ erfrischen andere, zudem gelungene Proportionen
+ extrem wendig im Stadtverkehr
+ Solides Passagier-Platzangebot
+ braver Benzinverbrauch

Minus
- Laderaum nur bei umgeklappten Fondlehnen geräumig
- humorloses ESP
- mäßiger Geradeauslauf auf der Autobahn

Resümee
Der kleine und leichte Renault Twingo GT hebt sich in allen Belangen erfrischend vom grassierenden Elektronik- und PS-Wahn ab, dürfte aber dem Fahrer gerne etwas mehr Können zutrauen. Mit obendrein einzigartigem Heckmotor und -antrieb in dieser Klasse hat der 109 PS starke Kampfzwerg Youngtimerpotential.

News aus anderen Motorline-Channels:

Weitere Artikel:

Festivals: Anreise und Co

Musik macht mobil

Auch wenn die Vorfreude groß ist und die Kumpels im Auto schon abgehen: Vorausschauende Fahrweise und besonders viel Rücksicht bringt alle am besten zum Festival der Wahl. Eine Anreise mit der Bahn ist ebenso eine Überlegung wert, ist einfach stressfreier.

Lexus LBX – schon gefahren

Luxuriöser Einsteiger für Aufsteiger

Ein gewöhnlicher B-Crossover passt nicht mehr zur dienstlichen Position? Dann bietet Lexus mit dem LBX künftig das Passende. Das kleinste Modell der Japaner liefert gewohntes Premium-Flair.

So wurde der Lamborghini Diablo zum Pop-Hit

Eine Dekade alt: "Maschin" von Bilderbuch

Autos in Musikvideos sind nicht neu. Doch wie die österreichische Band Bilderbuch den gelben Sportwagen in ihrem Musikvideo zu "Maschin" einsetzte, definierte die Grenzen zur Kunst neu. Wir feiern das Video, die Band und den Diablo bis heute – mit euch!

Mit dem Duster hat Dacia seit 2010 einen absoluten SUV-Preisknaller auf dem Markt, Achim Mörtl hat sich nun die neueste Version angesehen und erste Eindrücke und Testkilometer gesammelt.