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Siebter Dreier

Der BMW 3er ist seit 1975 das meistverkaufte Modell der Marke. Was die siebte Auflage draufhat, sehen wir uns im Test des 320d mit 190 PS an.

Text und Fotos: Johannes Toth

Seit seiner Vorstellung im Jahr 1975 wurden 15 Millionen Stück des BMW 3ers in allen Modellvarianten gebaut. Der wichtigste, weil verbreitetste Imageträger der Marke soll auch in der aktuellen Neuinterpretation die Sportlichkeit hochhalten. Die Technikschmiede entwickelt schärfere und gleichzeitig sparsame Motoren, während die Designabteilung ihre Bleistifte spitzt und die Kanten nachzieht.

Und auch diesmal, soviel wollen wir vorwegnehmen, scheint die Übung gelungen. Der Blick wurde keinesfalls freundlicher, die Nieren vergrößert und bis an die schmalen Scheinwerfer aufgeplustert. Böse schauen zieht noch immer. In der Länge ist die Limousine um rund sieben Zentimeter gewachsen. Im BMW-Sprech wird „mit wenigen, präzisen Linien sowie straff modellierten Flächen ein neues Kapitel der Designsprache von BMW präsentiert“.

Das Interieur wurde der neuen Linie angepasst und zeigt ein digitales Cockpit mit ellipsoid-eckigen Anzeigen für Geschwindigkeit und Drehzahl, die offensichtlich eine technoide Raumschiff-Atmosphäre schaffen sollen, an die wir uns aber erst mal gewöhnen müssen. Positiv jedoch, dass nun endlich das Mitteldisplay nicht mehr aufgesetzt wirkt, sondern optisch viel besser integriert wurde. Die Mittelkonsole hat man ebenfalls aufgeräumt, und der iDrive Controller befindet sich jetzt in einer Einheit mit dem Getriebewahlhebel.

Die Bedienelemente der Klimaanlage wirken hochwertiger und bekommen eine neues Display spendiert. Das Licht wird nun über ein Tastenfeld bedient, das sich an der gewohnten Stelle links vom Lenkrad befindet. Hier finden wir wieder die BMW-typische Ergonomie: die Tasten sind auch ohne Hinsehen und im Dunkeln haptisch unterscheidbar.

Serienmäßig sind Voll-LED-Scheinwerfer an Bord. Nicht mehr missen möchten wir die optionalen adaptiven LEDs mit Laserlicht, die selbstständig auf- und abblenden. Das jedoch partiell, das heißt nur an den Stellen vor dem Fahrzeug, wo jemand geblendet werden könnte. Wie zum Beispiel Gegenverkehr oder Vorausfahrende. Die anderen Sichtbereiche bleiben mit Fernlicht bis zu 500 Meter weit taghell.

Die Schönste aller Mitreisenden inspiziert vor jeder Fahrt mit einem neuen Wagen sofort das Kofferraumvolumen. Ja, durchaus akzeptabel – sind ja auch 480 Liter Raum. Geht sich aus für ein langes Wochenende zu viert. Bei genauem zweiten Blick allerdings offenbart sich der Trick der Konstrukteure: weder ein Reserverad noch ein Reifenkit sind mit dabei.

Stattdessen sind Runflat-Reifen montiert, die es bei einer Reifenpanne mit maximal 80 km/h zumindest 80 km weit bis zur nächsten Werkstatt schaffen. Geht sich auch mit vom Randstein geschlitztem Reifen aus, wie uns der Selbsttest bewiesen hat. Ein flaues Gefühl bleibt aber trotzdem vor allem bei denjenigen, die schon einmal eine Autobahn-Reifenpanne auf der Urlaubsfahrt im Ausland hatten – am Sonntag. Auch selber ausprobiert.

Die Reisegesellschaft findet angenehme Platzverhältnise vor, sogar hinten. An ausreichend großen Ablageflächen mangelt es nicht – in der vorderen Mittelarmlehne kann etwa eine Spiegelreflexkamera vor neugierigen Blicken versteckt werden. Mitgeführte elektronische Geräte können an verschiedenen Stellen geladen werden, hinten gibt es zwei Steckplätze. Allerdings nur mehr für USB-C.

Zum Thema entspanntes Reisen über dem üblichen Mittelklasse-Niveau passt die sehr gute Geräuschdämmung auch bei hohem Autobahntempo, sowie die Klimaanlage hinten. Diese ist für links und rechts getrennt regelbar, hat jeweils Auslässe für Oberkörper und Füße. Vorne sitzen wir ermüdungsfrei in optionalen, vielfach verstellbaren Sportsitzen, wobei alle Funktionen natürlich elektrisch bedienbar sind. Wie zum Beispiel die Lordosenstütze, die Schenkelauflage und die Seitenwangen der Rückenlehne.

Dem sportlichen Anspruch gemäß ist die Federung auch in der Comfort-Einstellung straff und die Lenkung direkt. Mit dem Fahrerlebnisschalter – was für ein wunderbares Marketing-Wort – lassen sich vier Voreinstellungen des Fahrzeugs betreffend Lenkung, Getriebe, Federung und Gasannahme wählen. Vorteil: das passiert nicht per Durchklicken, sondern ist direkt ansteuerbar. Nachteil: bei Fahrzeugstart beginnen wir jedesmal bei Null, also in „Comfort“.

Die Lenkradwippen erlauben das manuelle Durchsurfen des 8-Gang Steptronic Automatik-Getriebes. Das macht Freude, ist aber kaum nötig. Die Drehzahl wird auf Wunsch im optionalen Headup Display in der Windschutzscheibe eingeblendet. Ebenso wie zum Beispiel Informationen zu aktuell gefahrener Geschwindigkeit, Geschwindigkeitsbegrenzungen, Überholverboten, Navigationshinweisen oder Mediahinweisen zu Radiostationen oder Musiktiteleinblendung.

An Fahrassistenzsystemen ist kein Mangel und sie lassen sich in ihrer Reaktionsstärke differenzieren. Das ist beispielsweise bei der Spurhaltung nötig, da man bei dem Überfahren von Linien ohne Blinker-Betätigung mit sehr starkem Lenkwiderstand konfrontiert wird. Besonders irritierend etwa beim Überholen auf Landstraßen und anschließendem Zurücklenken auf die rechte Fahrspur.

Neu am Lenkrad sind ab sofort Leuchtelemente über den Tasten, die sich erst gelb und dann rot bemerkbar machen, wenn das autonome Fahren aktiviert ist und cirka 30 Sekunden lang das Lenkrad nicht berührt wird. Diese Warnfunktion mit anschließend eingeleitetem Bremsmanöver wird auch bei bequem – oder besser: schlampig – gehaltenem Lenkrad ausgelöst. Leider sind die Beschriftungen und die Symbole am Lenkrad sehr groß geraten und passen dadurch und durch das gewählte Kunststoffmaterial der Tasten nicht ganz zum sonst hoch wertigen Ambiente.

Unser 320d xDrive war mit einem 2-Liter Dieselmotor mit 400 Nm Drehmoment ausgestattet. Die Leistung von 190 PS machen den Allradler zwar nicht zum Geschoß, bewegen die 1.615 kg aber durchaus flott und in 6,8 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100.

Dafür gibt BMW einen kombinierten Verbrauch von 4,8 Litern für 100 km an. Mit einigen eiligen Autobahnkilometern und ambitionierter Fahrweise lag unser Testverbrauch bei 6,5 Litern - unter fünf Liter im Schnitt zu verbrauchen ist kaum denkbar, aber unter sechs Liter ist leicht zu schaffen.

Der Ausgangpreis für eine BMW 320d xDrive Limousine liegt bei 46.900 Euro. Wenn, wie bei unserem Testwagen, freudvoll aus der Aufpreisliste dazubestellt wird, – zum Beispiel für Sport-Line-Ausstattung, Business Paket Plus, Innovationspaket, Komfortpaket, Driving Assistant Professional, Schiebedach, und 19-Zoll-Räder – dann können sogar 74.992 Euro zur Zahlung anstehen.

Plus
+ agiles Fahrverhalten
+ mehr Platz als im Vorgänger
+ Taster für die Lichtbedienung auch haptisch deutlich unterscheidbar
+ Wasserdüsen der Scheibenwaschanlage im Scheibenwischer integriert
+ optionale Headup Display zeigt alle notwendigen Fahrinformationen in der Windschutzscheibe an

Minus
- optionaler Displayschlüssel ist groß und unhandlich
- extremer Starkregen bereitet der Fahrassistenz ein Ende
- Spracherkennung funktioniert in den größeren Baureihen der Marke besser

Resümee
Der neue BMW 3er zieht die Spur seiner Vorgänger markant weiter. Als bislang meistverkauftes Modell der Marke gelingt es auch der siebten Auflage, das sportliche Image der Marke BMW konstant fortzuführen. Obwohl er wieder ein bisschen gewachsen ist, fährt er sich so knackig und agil, wie allseits erwartet. Leider – und auch das trifft uns nicht unerwartet – hat dieses Fahrvergnügen seinen Preis.

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