AUTOWELT

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter

Flotter Einstieg

Nach Turbo und Turbo S bringt Porsche nun das Einstiegsmodell Taycan 4S. Wir testen den 571 PS starken Elektro-Sportler am Polarkreis.

mid/rubö

In Lappland sind die Tage kurz: Sonnenaufgang 11.41 Uhr, Sonnenuntergang 12.30 Uhr. Dazwischen herrscht so etwas wie freundliches Zwielicht. Hier in der nordfinnischen Stadt Levi findet nicht nur ein Weltcup-Slalom statt, hier liegt auch das Testgelände der Porsche Experience. Schon im Dezember ist die Moorlandschaft so beinhart gefroren, dass man sich mit den Testwagen nicht nur auf dünnem Eis bewegt.

Mitten im Schneegestöber, bei minus sechs Grad, stehen sie da in Reih und Glied: die jüngsten Sprösslinge der Taycan-Familie. Solche Bedingungen sind Gift für Elektroautos, weil die Batterie unter der Kälte leistungstechnisch leidet. Normalerweise. Aber genau das will Porsche beweisen: Der Taycan 4S kommt überall zurecht und ist ein Sportler für alle Fälle.

Der Unterschied zu den bereits vorgestellten Taycan Turbo und Turbo S ist beim Einstiegsmodell (Preis ab 109.234 Euro in Österreich und ab 105.600 Euro in Deutschland) zumindest optisch betrachtet nur marginal. Da gibt es neue 19-Zoll-Räder, das Bugunterteil ist leicht überarbeitet und zur besseren Unterscheidung wurden Seitenschweller und Heckdiffusor schwarz lackiert. Nur beim Elektroantrieb gibt es einen kleinen, aber feinen Unterschied. Eine der beiden E-Maschinen, die auf Vorder- und Hinterachse montiert sind, ist kleiner ausgefallen. Und zwar die hintere.

Damit liegt das Leistungsniveau wahlweise bei 435 oder 490 PS (mit Performance-Batterie Plus). Kurzfristig stehen im Overboost-Modus sogar 530 respektive 571 PS zur Verfügung. Macht 4,0 Sekunden von 0 auf Tempo 100. Immer noch ein atemberaubender Wert, auch wenn Turbo (680 PS) und Turbo S (761 PS) das in 3,2 bzw. 2,8 Sekunden schaffen.

In vier Sekunden auf Tempo 100 - in Lappland können wir das nicht ausprobieren. Erstens liegt das Tempolimit in aller Regel bei 80 km/h, zweitens sind die Straßen durchgehend schneebedeckt und drittens laufen hier überall Rentiere herum. Und so eine Kollision mit einem bis zu 300 Kilo schweren Hirschen muss man ja auch nicht unbedingt herausfordern.

Vorgewärmt auf angenehme 20 Grad wartet der Taycan auf die Testfahrt. Zündschlüssel gibt es natürlich keinen, dafür einen Startknopf, der wie im Elfer, links vom Lenkrad sitzt. Das Cockpit ist futuristisch, minimalistisch und wer einen Beifahrer hat, der zu viel redet und beschäftigt werden muss: Es gibt einen eigenen zweiten Bildschirm für Navi, Klima, Radio und auch sonst noch alles, was im Auto zu bedienen ist. Das Interieur kann von Leder bis extrem nachhaltig bestellt werden. Auf Wunsch wird der Innenraum sogar nur mit modernen und recycelten Materialen bestückt.

Unsere Ausfahrt gerät wegen der winterlichen Bedingungen eher zu einem gemütlichen Ausritt in einer modernen, viersitzigen Limousine, die sanft durch die Landschaft gleitet. Der Schwerpunkt ist beim Elektro-Porsche durch die Batterien um zwei Zentimeter tiefer als etwa beim 911er. Zusammen mit Wankstabilisierung und Vierradantrieb fährt der Taycan damit wie in einer tief gespurten Loipe. Wie es sich für ein Elektroauto gehört, sind wir natürlich eher leise unterwegs.

Aber der Taycan - der kann! Auch ganz anders. Mit der Taste Sport plus, die Gasansprechverhalten, Fahrwerk und Lenkung scharf stellt, wird auch der Electric Sport Sound aktiviert. Klingt ziemlich nach Star Wars und ist auch (fast) echt. Denn die Grundlage für den Sound ist das Geräusch der E-Motoren, das nach entsprechender digitaler Nachbearbeitung wieder im Auto eingespielt wird. Nicht nur ein Gimmick für die Ohren. Denn der sich je nach Lastentwicklung ansteigende Klang ist für den aufmerksamen Lenker, der unter Extrembedingungen fährt, eine nicht unwichtige Information.

Extrem wird es jetzt nämlich auf dem Porsche-Testgelände. Auf Eisflächen so blank wie ein Eishockeyfeld nach dem Präparieren sollen wir kontrolliert driften - auch das geht mit Allradantrieb. Das Geheimnis liegt im Gasgeben. Mit exaktem Gegenlenken schlägt man zwar den richtigen Kurs ein, aber erst wenn man mit dem Gaspedal und der variablen Drehmomentverteilung zwischen den Achsen spielt, kriegt man die Kontrolle zurück. Und so gelingt es, den langen Kreis tatsächlich und hauptsächlich im Querzustand zu bewältigen. Auch hier macht der Taycan 4S eine gute Figur.

Der Taycan 4S hat mit seiner Reichweite von über 400 Kilometern schon fast Langstrecken-Charakter. Aufgeladen wird an einer High-Power-Charging-Station in 22,5 Minuten (bis 80 Prozent Kapazität). Schnee und Eis können dem E-Flitzer außer bei der Reichweite nichts anhaben. Und auch der Verbrauch liegt mit rund 25 kWh auf 100 Kilometer im erschwinglichen Bereich.

Ähnliche Themen:

News aus anderen Motorline-Channels:

Weitere Artikel:

Mehr Leistung, mehr Sicherheit, mehr sauber

Škoda Scala und Kamiq werden umfangreich aufgewertet

Skoda verpasst den Kompaktmodellen Scala und Kamiq neu gestaltete Front- und Heckschürzen, ein neues Interieurdesign inklusive Design Selections und neuen nachhaltigen Materialien. Dazu git es ein umfassendes Angebot an Assistenzsystemen.

Vor allem der Benziner könnte preislich interessant werden

Omoda: Crossover-SUV Omoda 5 kommt nach Österreich

Für den Start auf dem österreichischen Markt bringtg Omoda ihr SUV-Modell 5. Den Anfang macht im ersten Halbjahr 2024 die Benziner-Variante, Hybrid und BEV folgen kurz darauf. Besonders erstaunlich: die Preise, die bei 26.000 Euro starten sollen.

Subaru Crosstrek im Test

Robustes Einstiegsmodell der Allradmarke

Mit dem Übergang von XV zu Crosstrek fällt der günstige Benziner weg. Doch auch mit dem e-Boxer bleibt das SUV der günstigste Subaru am Markt.

Ein Schritt zurück ist zwei voraus

Das ist der neue VW Golf

Pünktlich zum fünfzigjährigen Jubiläum überarbeitet Volkswagen die achte Generation des Golf. Nicht zu viel wurde verändert, dafür aber zahlreiche wichtige Details.

Afra Porsche von der Letzten Generation und Gerhard Lustig vom Volksbegehren "Kosten Runter!" diskutieren bei Wolfgang Schiefer darüber, ob Autofahren günstiger werden muss, wie man alle Menschen mobil machen kann und wer das Ganze zahlen soll.