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Tarnen und Täuschen

Ford und VW kooperieren; das ist kein Geheimnis. Teil des Deals ist, dass Ford die Plattform des VW Caddy für den neuen Tourneo Connect, bzw seinen langen Bruder, den Grand Tourneo Connect nutzt, den wir nun mit Diesel und Allrad zum Test baten. Und ja: Das eine oder andere Déjà-vu blieb nicht aus ... im Guten wie im Schlechten.

Johannes Posch

Eines sei also gleich vorweg ohne blumige Formulierung klargestellt: Ford hat die Caddy-Plattform für ihren Tourneo Connect nicht groß umgekrempelt. Im Gegenteil eigentlich. Schon wenn man die Tür aufmacht, kann das Kenner-Auge nicht anders, als überall „VW“ zu sehen. Das ist aber per se freilich nichts Schlechtes, bedeutet es doch reichlich Ablagen, gute Übersicht, ordentliche Qualität und tadellose Ergonomie. Widmet man sich sodann dem Fahrersitz, fällt auf, dass dieser nicht nur subjektiv bequem, sondern ganz offiziell AGR-zertifiziert (Aktion Gesunder Rücken) ist - also durchaus langstreckentauglich. Und wir geben zu: Als sodann der Blick aufs Lenkrad fiel und dort auch bei Vollausstattung immer noch "echte Tasten" vorfand, machte sich eine gewisse Erleichterung breit.

Wo Licht ist ...


Sobald das Auge weiter schweift, offenbart sich aber auch, dass Ford sich bei allen guten Attributen auch die wohl aktuell größte Schwäche von VW ins Haus geholt hat: Das Infotainment-System samt des unbeleuchteten Touch-Sliders zur Temperatur-Steuerung und Lautstärken-Regelung direkt unterhalb des Touchscreens. Funktioniert schon bei VW nicht wirklich gut, tut es in einem Ford auch nicht. Schade.

Immerhin aber erlaubte sich das blaue Oval in Sachen Design etwas Freiheit und verpasst dem Tourneo unter anderem eine neue Nase, eigene Lichter rundum und so manch farbliche Akzente im Innenraum. Die Technik hingegen wurde wieder 1:1 übernommen. So also auch das Antriebsportfolio, das zwar Ford-eigene Namen trägt, aber eigentlich komplett aus Wolfsburg stammt. Dementsprechend erbte auch der Tourneo den Umstand, dass sich Allrad-Fans sowohl von der Idee eines Benzinmotors, als auch der einer Automatik verabschieden müssen. Der stärkere der beiden Selbstzünder ist der exklusive Partner des 4x4-Systems, das wiederum nur mit einer, dafür fein austarierten, 6-Gang-Schaltung kombiniert werden kann.

Roadtrip!!!


Als Familienkutsche überzeugt der Grand Tourneo Connect indes wenig überraschend auf ganzer Linie und bietet hohe Variabilität und viel Platz bei vernünftigen Außenmaßen. Schon in der erwähnten ersten Sitzreihe warten reichlich und üppig dimensionierte Ablagen. Weiter hinten können sowohl die beiden mit Isofix ausgestatteten Sitze in Reihe 3, als auch die im Verhältnis 2:1 zweigeteilte und ebenfalls mit zwei Isofix-Positionen ausstaffierte Rückbank umgelegt werden. Es ist aber auch leicht und ohne Werkzeug möglich, alles hinter Fahrer und Beifahrer gänzlich loszuwerden, wobei die Rückbank auch erst einmal nur vorgekippt werden kann, bevor man sie endgültig ausbaut. So entsteht auf dem ebenen Ladeboden reichlich nutzbare Länge, ohne dass man sich Gedanken machen muss, wo denn die doch nicht gerade handliche zweite Sitzreihe deponiert werden kann.

Folgerichtig ist der Tourneo Connect, vor allem wie hier mit langem Radstand, allen Herausforderungen gewachsen: Dem Transport von sperrigen Gütern ebenso wie einem Wochenendausflug zu siebt, wobei in letzterem Fall sogar noch ein brauchbarer Kofferraum übrig bleibt.

Auf der Straße selbst gibt sich der Grand Tourneo Connect überaus manierlich. Der (ebenfalls von VW stammende) Motor ist gut dimensioniert und überzeugt mit souveräner Leistung und geringem Durst (Testverbrauch: 6,6 Liter/100 km). Das Fahrverhalten wiederum ist angenehm „pkwig“, das Setup komfortorientiert. Und auch die Buchhaltung kann sich freuen: Der Wagen ist vorsteuerabzugsberechtigt und tendenziell einen Tick günstiger als sein Wolfsburger Pendant.

FAZIT

Äußerlich hat Ford dem VW Caddy ein durchaus eigenständiges und selbstbewusstes Design verpasst, innen nur kosmetisch individualisiert. Das Ergebnis, vor allem in der überzeugenden Kombi mit Allrad und kräftigem, aber börserlschonendem Selbstzünder, überzeugt am Ende eigentlich auf ganzer Linie. Die Variabilität ist hoch, das Platzangebot erstklassig, der Komfort top und die Verarbeitung und Materialauswahl solide und angemessen. Will heißen: Unterm Strich ist der Ford Grand Tourneo Connect einer der besten Hochdachkombis, die man aktuell so kaufen kann.

Technische Daten

Ford Grand Tourneo Connect 2,0l Ecoblue 6G AWD
Hubraum | Zylinder  1.968 cm3 | 4
Leistung  122 PS (90 kW)
Drehmoment 320 Nm bei 1.600–2.500/min
0-100 km/h | Vmax  12,5 s | 185 km/h
Getriebe | Antrieb 6-Gang man. | Vorderrad
Ø-Verbrauch | CO2 5,4 l D | 142 g/km (EU6d ISC-FCM)
Kofferraum | Zuladung 446–3.100 l | 569 kg
Basispreis | NoVA 42.958 € (inkl.) | 8 %


Das gefällt uns: irrwitzig viel Platz bei vernünftigen Außenmaßen
Das vermissen wir: Drehregler und/oder Knöpfe im Cockpit
Die Alternativen: VW Caddy, Renault Kangoo, etc.

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