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Eine Erfolgsgeschichte

Vor 50 Jahren startete die Produktion des italienischen Kleinwagens, wir werfen einen Blick auf die Geschichte des Bestsellers.

  • Hier finden Sie zahlreiche Fotos des Fiat 600!

    1955: Winston Churchill tritt als britischer Premier zurück, das erste Atom U-Boot Nautilus läuft vom Stapel, 82 Zuschauer sterben bei einem Rennunfall in Le Mans und Österreich wird frei!

    Im gleichen Jahr wird auf dem Genfer Automobilsalon der Fiat 600 vorgestellt. Das neue Modell feiert in den Messehallen am Lac Leman eine vielbeachtete Weltpremiere und ist die Attraktion für Fachjournalisten und Besucher.

    Der 3,21 Meter kurze Fiat 600 ist dank neuer Antriebstechnik ein echter Viersitzer – bei fast identischen Abmessungen wie der legendäre Zweisitzer „Topolino“ (Fiat 500 C). Als erster superkompakter Fiat gibt er dem Heckmotor gegenüber dem bis zu diesem Zeitpunkt vorne eingebauten Aggregat den Vorzug. Der hinter der Hinterachse angeordnete wassergekühlte Reihenvierzylinder hat einen Hubraum von 633 Kubikzentimetern und mobilisiert 19 PS bei 4.600 Umdrehungen der Kurbelwelle pro Minute.

    Der vollgetankt 585 Kilogramm schwere Fiat 600 erreicht die respektable Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h, Tempo 80 wird aus dem Stand nach 27 Sekunden erreicht. Fahrwerte, die dem kleinen Italiener zusammen mit einem Viergang-Getriebe (1. Gang unsynchronisiert) eine damals flotte Gangart garantieren. Grund zur Freude gibt auch der bescheidene Verbrauch von 5,7 Litern pro 100 Kilometern. Der 27-Liter-Tank unter der Fronthaube erlaubt so auch längere Fahrten ohne Tankstopp.

    Der erste Fiat 600 begeistert auch durch sein pfiffiges und ansprechendes Design. Ebenso durch seine Fahreigenschaften (selbsttragende Karosserie mit Einzelradaufhängung vorn und hinten) und sein für die Kleinwagenklasse nicht selbstverständlichen Komfort.

    Schiebefenster in den hinten angeschlagenen Türen, Ablagekästen an der Türinnenseite und Stauraum unter der Fronthaube sowie hinter der Rücksitzlehne für das Gepäck sind weitere Kennzeichen des Erfolgsmodells.

    Plattformstrategie: 1956 startet der erste Abkömmling des Fiat 600 in den Markt, der 600 Multipla. Der von Design und Konzept her revolutionäre Kombiwagen basiert technisch auf dem Fiat 600 und ermöglicht auf kleinstem Raum größten Transportnutzen. Damit nimmt Fiat quasi den Minivan vorweg.

    Der ebenfalls nur 3,53 Meter lange Fiat 600 Multipla wird als sechssitziger Kleinbus, Lieferwagen und 4/5-sitziger Kombiwagen angeboten und zählt zu den Vorläufern der heutigen Vans. Er erfreut sich bis zu seiner Produktionseinstellung 1969 durch seine Vielseitigkeit bei Familien, Handwerkern und Kleingewerbetreibenden großer Popularität.

    Die erste Generation des Fiat 600 wird insgesamt 14 Jahre produziert – mit großem Erfolg. Im April 1960 rollt das einmillionste Exemplar vom Band. Anteil daran haben auch eine Reihe von Ausstattungsänderungen, die die Attraktivität des italienischen Kleinwagens Jahr für Jahr vergrößern. Bereits im Oktober 1956 erhält der Fiat 600 neue Radkappen, größere vordere Blinker, Chromeinfassungen der hinteren Seitenscheiben und geänderte Schiebefenster in den Vordertüren.

    Im März 1957 lösen Kurbelfenster inklusive zugloser Entlüftung die Schiebefenster ab, wandern Blinker (mit automatischer Rückstellung) und Lichtschalter vom Armaturenbrett an die Lenksäule, erhalten die Türen Verkleidungen inklusive Kartentasche und wird das Armaturenbrett gepolstert.

    Ab November 1957 strecken Ganzmetall-Zierleisten den Wagenkörper, erhalten Scheinwerfer und Schlussleuchten neue Einfassungen, die Stoßstange Hörner und garantiert eine Scheibenwaschanlage klare Sicht. 1959 erhöht sich die Leistung des Reihenvierzylinders bei unverändertem Hubraum auf 22 PS, sind Sitze, Tür- und Seitenverkleidungen mit zweifarbigem Stoff bezogen.

    Ende 1959 – ein Jahr vor der Produktionseinstellung – wandern die vorderen Blinker von den Kotflügeln unter die Scheinwerfer, werden die Blinker hinten mit großen Rückleuchten kombiniert und wird die Handbremse dem technischen Standard angepasst. Sie blockiert jetzt nicht länger die Getriebewelle, sondern wirkt auf die Bremsbacken der Hinterräder.

    Im April 1960 stellt Fiat die zweite Generation des italienischen Kleinwagens vor. Der Fiat 600 D hält am erfolgreichen Design der ersten Generation fest. Äußere Kennzeichen sind ausstellbare Dreiecksfenster in den Türen, nochmals geänderte Brems- und Schlussleuchten sowie zusätzliche Luftschlitze auf der Motorhaube.

    Die gravierendste Änderung erfährt der Antrieb. Im Heck des Fiat 600 D arbeitet ein Reihen-Vierzylindermotor, der aus einem auf 767 Kubikzentimeter vergrößertem Hubraum 25 PS bei 4.400 U/min schöpft. Die Leistungssteigerung sorgt für die zeitgemäße Endgeschwindigkeit von 110 km/h und eine deutlich bessere Beschleunigung (0 bis 80 km/h in 23 Sekunden).

    Auch der Fiat 600 D erfährt in seinen neun Produktionsjahren eine Reihe von Änderungen. Ab Oktober 1962 vergrößert ein durchgehendes Ablagefach unter dem Armaturenbrett den bauartbedingt knappen Stauraum, ab Mai 1964 erhöhen vorn angeschlagene Türen mit verdeckten Scharnieren die Sicherheit.

    1965 folgen ein 31-Liter-Kraftstofftank (vorher 27 Liter), größerer Scheinwerfer, Stoßstangenhörner mit Gummiauflage und neue, vom Fiat 850 entlehnte Verzierungen an der Front; die seitlichen Zierleisten entfallen. Im gleichen Jahr läuft im Werk Mirafiori der zweimillionste Fiat 600 vom Band.
    Im Dezember 1969 wird die Produktion des Fiat 600 in Turin und im deutschen NSU-Werk Heilbronn eingestellt. Die italienische Kleinwagen, der wie sein Vorgänger Fiat 500 für die Motorisierung Italiens sorgte, kann eine erfolgreiche Bilanz ziehen. Exakt 2.612.000 Einheiten, davon 2.535.000 Fiat 600 und 77.000 Multipla rollten an den beiden Produktionsstandorten aus den Fabrikhallen.

    Abart(h)en

    Lizenzversionen des Fiat 600 werden nach dem Ende seiner Ära noch viele Jahre in Spanien und auch Jugoslawien gebaut. So startet die Fiat-Tochter Seat im Sommer 1970 die Produktion des 770 S auf den Original-Produktionsbändern des Fiat 600, im Herbst 1971 folgt die Aufnahme der Produktion des Zastava 750 M. Beide Modelle treiben mit insgesamt 1.422.000 Einheiten in Lizenzbau die Motorisierung in den jeweiligen Ländern voran.

    Der Fiat 600 ist aber noch in anderer Form über sein Produktionsende präsent. Neben zahlreichen Karosserieschneidern, die aus dem italienischen Kleinwagen Spider, Coupès oder bizarre offene Versionen zaubern, inspiriert der Fiat 600 auch zahlreiche Tuner – allen voran Carlo Abarth.

    Er nimmt sich bereits 1956 der Leistungssteigerung des Fiat 600 an und schafft eine Vielzahl von Modellen für den Straßen- wie für den Renneinsatz. Modelle wie der Abarth 850 TC (750 ccm-Motor mit 56 PS), Abarth 1000 TC (982 ccm-Triebwerk mit 78 PS) und Abarth TC-R (1,0-Liter-Motor mit 112 PS, Höchstgeschwindigkeit 208 km/h), gehören auf Europas Rennstrecken zu den Abonnementssiegern, und das bis heute.

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