Cadillac bei der Carrera Panamericana | 11.08.2006
Let the good times roll
Vor über 50 Jahren war er der Star in einem der härtesten Rennen der Welt – jetzt haben Cadillac-Ingenieure eine einmalige Rekonstruktion vollendet.
Die Geschichte um das Auto begann, als sich die beiden Amateurrennfahrer Keith Andrews und Bluford „Blu“ Plemons 1954 für die Carrera Panamericana einschrieben. Die beiden überredeten Barry Motorsales, einen lokalen Autohändler in Colorado Springs, ihnen ein Cadillac Series 62 Coupé zur Verfügung zu stellen. Gemeinsam mit drei Freunden nahmen sie die Herausforderung der Werksmannschaften an, gegen die sich heutige WRC-Rallies lahm ausnehmen.
Von der mexikanischen Regierung anlässlich der Fertigstellung des Pan-American Highwayaus geschrieben, zählt die Carrera Panamericana bis heute zu den härtesten Veranstaltungen des Motorsports. Das Rennen zog massenweise Starpiloten und Spezialfahrzeuge von Marken wie Ferrari, Lancia, Porsche und Mercedes-Benz an; die Werksteams operierten aufwändig mit mehreren Autos, Mechanikern, Köchen, Rennärzten, Pressesprechern und eigenen Fotografen. (Es hat sich also im Rennsport seit damals nicht viel geändert.)
Die Privatiers Andrews und Plemons legten die 3.000 Kilometer lange Renndistanz über heimtückische Pisten und staubige Straßen in weniger als 21 Stunden zurück und gewannen die beiden letzten Etappen, wobei der Cadillac über die letzten 650 Kilometer eine Durchschnittsgeschwindigkeit von mehr als 190 km/h erreichte. „Wir waren fünf ganz normale Burschen aus Colorado,“ erklärte Blu Plemons, der sich auch 52 Jahre danach an jede Einzelheit ihres wilden Abenteuers erinnern kann.
Dieses Jahr nahm nun ein wieder ein 54er Cadillac „Carrera Panamericana“ im General Motors-Performance-Zentrum in Warren, Michigan, Gestalt an. Auf der Basis eines passenden 1954er-Originalautos aus dem GM-Fahrzeuginventar mit passenden Spezifikationen (bis hin zur Farbe) begann eine Rekonstruktion vom Kern des Rahmens über das Interieur bis hin zu den Rennspezifikationen und der Originallackierung.
Man konnte aus einem großen Fundus schöpfen: In der Traditionssammlung von General Motors befinden sich mehr als 700 historisch bedeutsame Fahrzeuge, deren Baujahr bis an den Beginn des 20. Jahrhunderts zurück reicht. Die nach dem französischen Gründer der Stadt Detroit benannte Marke Cadillac stellte bereits 1914 Amerikas ersten V8 vor, 1929 den ersten V16 und 1948 den ersten hochverdichteten, kopfgesteuerten V8.
1954 war für einige Jahre die letzte Ausgabe der Carrera Panamericana, seit einigen Jahren wird das Rennen als „historische“ Veranstaltung wieder ausgetragen – es gibt aber eine Klasse für „Spezialfahrzeuge“ mit aktueller Rennwagentechnik unter dem nostalgischen Blech. Und die neue Carrera ist eine genauso wilde und gefährliche Hatz wie früher. Daran wird der 1954er Caddy sich wohl nicht beteiligen, beim Start der heurigen Ausgabe in Oaxaca soll auch Plemons sich wieder ans Steuer setzen.