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Die Wahnsinnsaktion in der Rascasse-Kurve

Helmut Zwickl beleuchtet Schumis Falschpark-Aktion beim Monaco-GP und lüftet auch das Geheimnis um den Regelverstoß eines gewissen Bernie E.

von Helmut Zwickl

Monaco, am Samstag vor dem Rennen um 19:30 Uhr. Die Strecke war offen, ein schwarzer Maybach hielt beim Swimming Pool. Durch die getönten Scheiben leuchtete unscharf ein weisser Kopf: Bernie Ecclestone. Als er mich sah, fuhr er die Scheibe runter und natürlich war meine erste Frage : «Was sagst Du zu Schumacher?»

«Schmutzige Sache» antwortete Bernie, «als Alonso schnellere Sektorenzeiten hatte, und auf Pole unterwegs war, bekam er über Funk den Befehl zum Einparken...»

Bernie wusste um 19:30 Uhr längst was da im Qualifying wenige Stunden vorher gelaufen ist. Die Sport-Kommissare waren zu diesem Zeitpunkt noch voll damit beschäftigt, alle Fakten zu sichten, um ihr Urteil zu fällen, das um 22:22 Uhr offiziell verkündet wurde.

Zu dieser Zeit hatten sich die Granden der Formel 1 längst in eine Spassgesellschaft verwandelt, die zwischen Fürstenpalast, Red Bull Station und auf den Schiffen ihre Exklusiv-Parties feierte. Immerhin hatten 98 Reporter im Mediencenter nicht gerade in Partie-Stimmung bis zur Urteilsverkündung ausgeharrt.

Was Schumacher und Ferrari produzierten, mag im Siedepunkt der dritten Quali-Session «ein Reflex gewesen sein», wie Toro Rosso Teamchef Franz Tost formuliert, «den man nachher längst bereut hat.»

Aber diesen Reflex kennen wir bei Schumi, offenbar ist er seit jenen fernen Tagen in Adelaide und Jerez immer noch scharf wie eine Fliegerbombe aus dem zweiten Weltkrieg. Und dass er nicht verlieren kann, ist Teil seines Erfolges.

Noch bei ihrem Fahrer-Meeting hatten sich alle inklusive Schumi auf ein fair-play eingeschworen, «dass man sogar auf die Dreckspur ausweichen müsse, um im Quali keinem Schnelleren im Weg zu stehen» wie Alex Wurz erzählte.

Bei seinen Kollegen ist der siebenfache Weltmeister jetzt auf der Skala der Bewunderung auf den Nullpunkt gefallen. Und der Reflex löste auch diesmal einen Skandal aus.

Ferrari ist bekannt dafür, dass man den Boxenfunk verschlüsselt, denn die FIA und andere Teams hören mit. Selbst wenn die FIA von dem entscheidenden Funkbefehl Ferrari zu Schumacher nichts mitbekommen hat, so ist in den Formel 1 Autos seit zwei Jahren SDR eingebaut, was für Scrutineering Data Recording steht.

In dieser Black Box werden nicht nur alle Crash-Daten aufgezeichnet, sondern es ist auch nachvollziehbar, wie und wodurch ein Motor abgewürgt wurde.

Damit wurde für die Kommissäre alles transparent was tatsächlich passiert ist. Und alles was Schumi in der Pole-Pressekonferenz am Samstag über einen «abgestorbenen Motor» erzählte, wurde zur Märchenstunde. Die Datenauswertung hat bewiesen, dass er vorsätzlich seinen Ferrari in die «Kurzparkzone» gestellt hat. Und was unverzeihlich ist: kein Wort der Reue, keine Korrektur dessen, was längst als Lüge entlarvt wurde.

Was in der Rascasse-Kurve passierte, war ein Rückfall in alte Stallorder-Affairen und zweifelhafte Schumi-Aktionen, die sowohl den Roten als auch dem Champion aller Champions immer wieder viele Symphatien gekostet haben.

Während Bernie Ecclestone am Vorabend des Monaco Grand Prix noch eine zeitlang in seinem Maybach sitzen blieb, bis der Shuttle zum Fürstenpalast kam, hinterfragte ich bei ihm eine alte Geschichte.

Es heisst, das Bernie in den 50er Jahren die Qualifikation zum Monaco-Grand Prix nicht schaffte, worauf er mit seinem Helm einen anderen Fahrer in seinen Connaught Rennwagen setzte. Fabel oder Wahrheit?

«Eine wahre Geschichte» grinste Bernie, «Stirling Moss probierte mein Auto zu qualfizieren, aber es ist ihm nicht geglückt...»

Diese Geschichte zeigt uns, dass die Formel 1 immer schon ein trickreiches Spielfeld war.
Möglich, dass Schumachers sieben WM-Titel verblassen, aber diese Wahnsinnsaktion in der Rascasse-Kurve in Erinnerung bleibt.

Autor Helmut Zwickl ist Veranstalter der Ennstal-Classic, alle Infos dazu finden Sie unter www.ennstal-classic.at

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