90 Jahre Dodge-Automobile | 30.05.2007
The Dodge Brothers
Unzertrennliche Brüder: Bevor Jake und Elwood Blues in ihren Dodge Monaco klettern konnten, mussten John und Horace Dodge erst einmal die Firma gründen.
Anfänge
Genau wie zum Beispiel bei Opel und Peugeot hat auch die frühe Geschichte der Firma Dodge mit dem Fahrrad zu tun. Die beiden notorisch raubeinigen Brüder John und Horace Dodge aus Michgan holten sich in der elterlichen Fahrradwerkstatt ihre ersten technischen Erfahrungen, bevor sie 1884 in die spätere „Motor City“ Detroit übersiedelten und sich bei einer Dampfkesselfirma und einer Setzmaschinenfabrik verdingten.Gegen Ende des Jahrhunderts arbeiteten sie für kurze Zeit mit Henry M. Leland zusammen, der in weiterer Folge einer der wichtigen Entrepreneure der frühen amerikanischen Auto-Ära werden sollte: Er gründete später die Firmen Cadillac (1903) und Lincoln (1919).
Zu dieser Zeit waren die Brüder Dodge aber bereits selbst im Geschäft. Das Fahrrad mischte sich nochmals in die Biographie, als die beiden 1897 in die Drahteselproduktion einstiegen. Schon 1902 sattelten sie dann – und zwar, wie sich herausstellten sollte, endgültig – aufs Automobil um: Zuerst als Teilelieferant für Oldsmobile, später sogar als Teilhaber an der Ford Motor Company.
Zwischenspiel bei Ford
Damals waren die Zustände noch etwas familiärer, jeder kannte jeden im Club der Autofabrikanten. Henry Ford wusste also, wen er sich da an Bord holte: Die Manieren der Brüder Dodge galten als ausgesucht schlecht. Vor allem John wurde seiner aufbrausenden, jähzornigen Art wegen quasi zum Außenseiter, der sich seine gesellschaftliche Stellung erst später mit wirtschaftlichem Erfolg erkaufen musste. Immerhin war er einige Jahre Vizepräsident der Ford Motor Company.Daneben rollte in der eigenen Firma die Produktion von Ford-Teilen auf Hochtouren; 1913 gingen die Dodge Bros. wieder ihren eigenen Weg. Einigen Armeeaufträgen folgte schließlich im Oktober 1917 das erste am freien Markt angebotene Auto unter dem Namen Dodge.
Unabhängig
Die Motive für den Sprung in die Unabhängigkeit fasste John Dodge so zusammen: „Denken Sie nur an all die Ford-Besitzer, die irgendwann einmal ein Auto haben wollen...“ – das erste Dodge-Gegenangebot war „Old Betsy“, ein ähnlich dem Ford T recht spartanisch gehaltenes Allzweckauto. 1919 kaufte Henry Ford die nunmehrigen Konkurrenten aus seiner Firma aus.
Im Jahr darauf ging der Lebensweg der unzertrennlichen Brüder zu Ende: Anfang des Jahres verstarb der 55jährige John an der spanischen Grippe; auch Horace überwand die Krankheit nicht und erlag zu Jahresende im Alter von 52 Jahren einer Lungenentzündung. Die Firma Dodge wurde fünf Jahre später an eine Investmentbank verkauft (nicht zum letzten Mal, wie wir mittlerweile wissen), 1928 wurde sie dann Teil der Unternehmensgruppe des ehemaligen Buick-Chefs Walter P. Chrysler. Von da an dauerte es noch ein gutes halbes Jahrhundert bis zum „Bluesmobile“...