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40 Jahre Mercedes Benz W 114/115

Meilenstein aus Stuttgart

Bei seinem Erscheinen 1968 ein Styling-Revoluzzer, dann 9 Jahre lang Freund des Bürgertums, und DAS Taxi schlechthin: Der „Strich-Acht“.

Hier sehen Sie Bilder des Mercedes-Benz W 114/115 "Strich-Acht"!

Mercedes-Benz, ganz schlicht: Das äußere Styling der Baureihe W 114/115 räumte mit allem noch verbliebenen Barock in der Formensprache der Marke auf.

Im Inneren blieb noch für einige Zeit das große Lenkrad mit verchromtem Hupring eine Erinnerung an die großen Limousinen des Hauses.

Im Vergleich zum Vorgänger W 110 war der neue „mittlere“ Mercedes zwar kürzer, was durch den längeren Radstand nicht auffällt, aber auch um 80 kg schwerer; dies nicht zuletzt wegen der im Hinblick auf passive Sicherheit verstärkten Karosserie.

„Strich-Acht“

Der Spitzname kam von der internen Zusatzbezeichnung „/8“, die den Jahrgang 1968 andeutete. Die Modellbezeichnungen ergaben sich aus der Motorisierung: Die Vierzylindertypen 200, 220, 200 D und 220 D bildeten die Baureihe W 115.

Die beiden Sechszylindervarianten 230 und 250 trugen die Baureihenbezeichnung W 114. Als Spitzenmodell hatte sich der Mercedes-Benz 250 eine vordere Doppelstoßstange.

Ebenfalls neu war die Hinterachskonstruktion – die „Diagonal-Pendelachse“, erste Schräglenker-Hinterachse in einem Serien-Mercedes, verbesserte die Fahreigenschaften signifikant.

Varianten

Ende 1968 wurde die Modellfamilie erweitert; ab November gab es das Coupé als 250 C und 250 CE. Die Version mit dem 150 PS starken 2,5l-Einspritzmotor war exklusiv für die zweitürige Variante. Und schließlich kam im Dezember eine Limousinen-Variante mit langem Radstand hinzu.

Die Limousine mit einem um 65 Zentimeter verlängertem Radstand bot auf drei Sitzreihen dem Fahrer und sieben Passagieren Platz. Die Motor-Varianten: 220D und 230, ab 1973 dann auch 240D.

Es blieb erwartungsgemäß das seltenste Modell der Baureihe, aber auch hier wurden immerhin fast 100.000 Stück abgesetzt.

Einer der Abnehmer war beispielsweise auch die Republik Österreich; bei Staatsbesuchen und anderen offiziellen Anlässen war über Jahre hinweg der eine oder andere sechstürige Strich-Acht zu sehen.

Auch ein Kombi war geplant, der wurde aber dann doch auf die lange Bank geschoben und erlebte erst beim Nachfolger W 123 sein Debüt.

Dafür lieferten etliche unabhängige Karosseriebauer Kombivarianten und auch Spezialfahrzeuge von der Ambulanz über den Leichenwagen bis zum Pick-up.

Generalüberholt

1973 gab es auch optisch auf den ersten Blick erkennbare Änderungen am Strich-Acht. Die seitlichen Ausstellfenster fielen weg, dafür hatte auch diese Modellreihe jetzt die später für Mercedes so typischen gerippten Heckleuchten. Der Sinn der Rippen: Auch bei Verschmutzung sollten die Rücklichter länger sichtbar bleiben.

Dazu gab es jetzt einen von innen verstellbaren Seitenspiegel. Im Innenraum sorgten ein Lenkrad mit Pralltopf – adieu, Hupring! – sowie Automatik-Sicherheitsgurten und Kopfstützen jetzt serienmäßig für mehr Sicherheit.

Bei den Motoren gab es ebenfalls Neuerungen: Das Topmodell war der 280 E, der Basis-Benziner war jetzt der 230.4 mit 110 PS.

Zur Unterscheidung hieß der kleine Sechszylinder von nun an 230.6. Der Top-Diesel war der 240 D mit 65 PS, doch bald kam ein stärkerer Selbstzünder hinzu.

Diesel-Power anno '74

Mit dem ersten Fünfzylinder-Diesel-PKW überraschte Mercedes-Benz im Jahr 1974; der drei Liter große Motor leistete 80 PS. Mit einer Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 19,9 Sekunden und einer Höchstgeschwindigkeit von 148 km/h war der 240 D 3.0 der spurtstärkste und schnellste Diesel-Pkw der Welt.

Das Aggregat war im Vergleich zur damaligen Konkurrenz sehr laufruhig, und der Verbrauch auf 100 km lag immerhin unter 11 Liter. Langsam wurde auch für Heizöl-Piloten das Autofahren lustig.

Taxi!

Apropos Diesel: Gerade im Mietauto-Bereich erwarben sich die Diesel-Varianten des "Strich-Acht" bald einen guten Ruf. Damit prägten sie auch bis weit nach dem Auslaufen der Serie die Stadtbilder in ganz Europa.

Die starke Nachfrage vor allem von Taxiunternehmern war letztlich auch dafür verantwortlich, dass die Baureihe nach der Vorstellung des Nachfolgers W 123 im Jahr 1976 noch eine Zeit lang weitergeführt wurde.

Von der Reihe W 114/115 wurden bis zum Ende im Dezember 1976 fast genauso viele Exemplare gebaut wie von allen anderen seit 1945 bis dahin gebauten Mercedes-PKW zusammen, nämlich über 1,9 Millionen. Unter ihnen befand sich auch ein Rekordhalter.

Rekord-Taxi!

Der Mercedes-Benz mit der höchsten bekannten Kilometerleistung ist ein griechisches Taxi vom Typ 240 D aus dem letzten Baujahr. Sein Besitzer Gregorios Sachinidis aus Thessaloniki hat darin insgesamt 4,6 Millionen Kilometer zurückgelegt. Seit 2004 genießt der Wagen in der Sammlung des Stuttgarter Mercedes-Benz Museums seinen verdienten Ruhestand.

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