
VW Santana feiert 30 Jahre | 23.05.2011
Stufenheck-Klassiker
Und wieder gesellt sich einer mehr zum Kreis der in Ehren ergrauten automobilen Gentlemen dazu: Der VW Santana ist jetzt 30 Jahre alt.
mid/mah
Einen solchen Vertreter der Wolfsburger Stufenhecklimousine zu finden, ist heute relativ schwierig. Denn der oberhalb des Mittelklässlers Passat angesiedelte, 4,54 Meter lange Santana war hierzulande alles andere als ein Verkaufsschlager, nicht zuletzt wegen der optischen großen Nähe zum intern "B2" genannten Passat.
Von diesem unterscheidet er sich in der Frontansicht nur durch einen anderen Kühlergrill und weiße Blinkergläser, die neben den Scheinwerfern statt wie beim Passat in der Stoßstange platziert sind, und durch die üppige Chromeinfassung der Fenster.
Um ihn vom internen Mittelklassemobil abzugrenzen, wurde der Santana zum Marktstart bewusst nur in den gehobenen Ausstattungsvarianten "CL" und "GL" angeboten. Eine Rechnung, die nicht wirklich aufging.
Das Käuferklientel, dem der Passat mit Schrägheck oder als Kombiversion "Variant" nicht repräsentativ genug war, griff nicht zuletzt aus Imagegründen lieber zu den als "Komfortlimousinen" beworbenen Audi-Modellen 80 oder 100.
Überhaupt war die Zeit der großen Stufenhecklimousinen der Mitteklasse fast abgelaufen. Hand- und Heimwerker hatten gerade den Kombi für sich entdeckt und das Steilheck hat dank B-Kadett, Renault 16 und Co. aus der Kompaktklasse heraus seinen Siegeszug angetreten.
Folglich wurde die Produktion im Dezember 1987 wieder eingestellt. Weltweit wurde der Santana jedoch nicht zuletzt dank seines üppig bemessenen und separat abschließbaren Kofferraums zu einem echten Erfolgsmodell, das zeitweise unter anderem in Brasilien, China, Belgien, Mexiko, Japan und Südafrika gebaut beziehungsweise montiert wurde und zum Teil noch heute wird.
Frisch wie sein Namensgeber, die kalifornischen Santa-Ana-Winde, war für damalige Verhältnisse auch die Antriebspalette.
Sie umfasste Vier- und Fünfzylinder-Benziner, die ein Leistungsspektrum von 55 PS bis 115 PS abdeckten. Als Selbstzünder standen ein Saugdiesel mit 54 PS und ein 70 PS-Turbodiesel zur Wahl.
In den später nachgelegten Formel E-Modellen gab es sogar den frühen Vorläufer der Start-und-Stopp-Automatik. Diese erlaubte es dem Fahrer, etwa beim Ampelhalt den Motor per Knopfdruck abzuschalten.
Aber 30 Jahre ist nicht das Ende allen (Modell-)Lebens. Das zeigt das Beispiel China, wo der Wolfsburger das erste in Lizenz gebaute deutsche Auto war. Auch aus Sorge vor zu viel Technologie-Transfer wurde es lange in seiner ursprünglichen Form gebaut.
Im Reich der Mitte finden sowohl der Ur-Santana als auch die Luxus-Langversion "Vista" nach wie vor reißenden Absatz. Vor allem unter Taxifahrern erfreuen sie sich großer Beliebtheit.
Im Joint Venture mit SAIC sind dort bis heute insgesamt 3,6 Millionen Santanas vom Band gelaufen.