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Das PS-Imperium

"Live fast, die young" - "Lebe schnell und sterbe jung" - das Kredo der Hippie-Generation verkörperte der neuseeländische Rennfahrer, Konstrukteur und Unternehmer Bruce McLaren mit brutaler Konsequenz.

Mit nur 33 Jahren verstarb er 1970 im Rennauto und durfte somit die Blüte seines PS-Imperiums nicht mehr miterleben. Fünf Jahrzehnte McLaren feiern nun einen engagierten Produzenten von Extrem-Sportwagen und den nach Ferrari erfolgreichsten Rennstall in der Formel 1.

Was haben der frühere BMW-Vorstand Bernd Pischetsrieder, der britische Mime Rowan Atkinson ("Mr. Bean") und der langjährige McLaren-Chef Ron Denis gemeinsam? Sie bilden einen erlauchten Zirkel von Autofahrern, die es geschafft haben, jeweils einen von 106 gebauten Supersportwagen McLaren F1 final zu zerstören. Körperlich unversehrt, aber rund um ein gehöriges Stück ärmer entstiegen sie aus den Wracks.

Ein technischer Superlativ auf vier Rädern, wie ihn die Welt bis dahin nicht gesehen hatte. Der Fahrer saß in der Mitte, zwei weitere Sitzschalen flankierten den zentralen Volant zu beiden Seiten nach hinten versetzt. Für den Antrieb des knapp 1.200 Kilo schweren Boliden sorgte die BMW Motorsport GmbH. Die Münchner Spezialisten schufen aus dem Fünfliter-V12 aus dem BMW 750i ein Leistungsmonster mit 6,1 Litern Hubraum, das in mehreren Leistungsstufen zwischen 627 PS und 680 PS über die Hinterräder des F1 herfallen ließ. 3,2 Sekunden für den Spurt aus dem Stand auf Tempo 100 und eine Höchstgeschwindigkeit von über 390 km/h reichen auch heute noch für Spitzenplätze in der elitären Welt der Supersportwagen.

Mit dem F1 hatte McLaren 1993 den Sprung zum Autohersteller geschafft. Bis dahin registrierte die Unternehmenshistorie 30 Jahre Motorsportgeschichte, die den Namen des 1937 geborenen Bruce McLaren zum Superstar der Zunft befördert hatte. McLaren selbst war ein Senkrechtstarter. Der dreifache australische Formel-1-Weltmeister Jack Brabham entdeckte das Talent aus Neuseeland und holte ihn 1958 zu Cooper. 1959 errang der Newcomer mit 22 Jahren und 104 Tagen als jüngster Formel-1-Fahrer den ersten Sieg. Die Marke fiel erst 44 Jahre später durch Fernando Alonso, der 2003 mit 22 Jahren und 26 Tagen den Großen Preis von Ungarn gewann.

Nachdem Cooper technisch in Rückstand geriet, entschied Bruce McLaren, sein eigenes Auto zu konstruieren. Er gründete am 2. September 1963 die "Bruce McLaren Motor Racing", die ab 1966 in der Formel-1 antrat. 1969 errang McLaren bereits den dritten WM-Gesamtrang und galt als großer Favorit für 1970. Wie beispielsweise auch Ferrari engagierte sich der Neuseeländer damals nicht nur in der Formel 1, sondern auch erfolgreich bei Sportwagenrennen. Für Ford hatte McLaren 1966 die 24 Stunden von Le Mans gewonnen. Seine Testfahrt mit dem CanAm-McLaren im englischen Goodwood endete am 2. Juni 1970 tödlich.

McLarens Frau Patty, die er 1961 geheiratet hatte, führte das Team mit Teamchef Teddy Mayer weiter. Seit dem Großen Preis von Monaco 1966 ist McLaren bei jedem Formel-1-Rennen als Großmacht angetreten, und seither sammelte der Rennstall acht Konstrukteurs- und zwölf Fahrerweltmeisterschaften. Die Statistik vervollständigen 182 Rennsiege, 155 Pole Positions und 152 schnellste Rennrunden. 1988 schaffte das Team das Kunststück, 15 der 16 Rennen jener Saison zu gewinnen.

Zum prägenden Bild der McLaren-Renner gehörte die weiß-rote Lackierung einer bekannten Zigarettenmarke. Der erste Formel-1-Titel ging 1974 an den Brasilianer Emerson Fittipaldi, 1976 folgte der Brite James Hunt. Zu den prägenden Figuren avancierte der Ex-Mechaniker Ron Dennis, der Anfang der 80er das inzwischen erfolglose Team erwarb. Dennis schmiedete erfolgreiche Allianzen mit Porsche oder Honda als Motorenlieferanten, die Niki Lauda 1984 und Alain Prost 1985, 1986 und 1989 mit Weltmeistertiteln krönten. 1988, 1990 und 1991 schaffte das auch der Brasilianer Ayrton Senna. 1995 dockte Mercedes bei McLaren an. 1998 und 1999 fuhr der Finne Mika Häkkinen zum WM-Titel mit McLaren. Der letzte Weltmeister für McLaren war 2008 der Brite Lewis Hamilton.

Die Ehe mit Mercedes bescherte McLaren den zweiten Auftritt als Auto-Produzent. Aus der gemeinsamen Entwicklungsarbeit entstand der Mercedes-Benz SLR McLaren, der zwischen 2004 und 2009 in einer Auflage von rund 1.400 Exemplaren entstand. Die avisierte Produktion von 3.500 Einheiten verfehlte der Supersportler deutlich. AMG züchtete für den Zweisitzer mit Flügeltüren, später auch als Roadster verfügbar, einen aufgeladenen V8 mit 5,4 Litern Hubraum, der zwischen 625 und 680 PS leistete. Der 334 km/h schnelle Bolide krankte lange an Qualitätsproblemen, was die Kunden zu Preisen ab 420.000 Euro kaum tolerieren wollten.

Nach der Scheidung von Mercedes legten die McLaren-Entwickler frische weiße Bögen auf ihre Zeichentische und kreierten einen komplett neuen Supersportwagen. Der McLaren MP4-12C feierte 2009 seine Weltpremiere und rollt seit 2011 in Kundenhand. Herzstück des nur 1 300 Kilo schweren Mittelmotorboliden ist ein selbst entwickelter V8-Biturbo mit 3,8 Litern Hubraum, der 626 PS leistet. Das Coupé kostet ab 200.000 Euro, der offene Spider etwa 30.000 Euro mehr.

Nach 50 Jahren Erfolgsgeschichte ist der Optimismus bei McLaren ungebrochen. 4.000 Autos sollen pro Jahr einen Käufer finden. Und auch in der Formel 1 bleibt McLaren beim Establishment. 2012 schloss der Rennstall mit Platz drei in der Weltmeisterschaft ab.

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