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Schwedische Gardinen

Sein Name war Programm: "Duett" stand für "zwei Fahrzeuge in einem". Am 4. Juli 1953 feierte der Volvo "PV445 Duett" seine Premiere.

mid/tl

Erstmals verbanden die Schweden die Konzepte eines leichten Nutzfahrzeugs mit dem eines vielseitigen Familientransporters. Seitdem prägen Kombis das Gesicht der Marke aus Schweden. Kinderräder statt Kartoffelkosten, Hundekörbchen statt Handwerksutensilien, in den Fünfzigern des letzten Jahrhunderts änderten sich die Transportbedürfnisse der Familien im erblühenden europäischen Wirtschaftswunder.

Die Vereinigten Staaten hatten die "Station Wagons" damals bereits auf breiter Front erobert. Kombis, ursprünglich als leichte Nutzfahrzeuge auf Basis bestehender Limousinen-Baureihen konzipiert, durften sich plötzlich als Familientransporter etablieren.

Der Volvo "PV445 Duett" gilt als Wegbereiter aller variablen Kombis mit Pkw-Eigenschaften. Der "Duett" basierte technisch auf dem Volvo "PV444", dem berühmten "Buckel-Volvo". Schon bei der Konzeption der Baureihe, Mitte der Dreißiger, legten die Verantwortlichen die Grundwerte fest, für die die Marke eigentlich bis heute steht: Zuverlässigkeit, solide Technik, gutes Platzangebot.

Krieg und Materialknappheit verlagerten den Produktionsbeginn bis 1947. Ursprünglich planten die Schweden 8.000 Einheiten. Bis zum Produktionsende 1965 wurden es dann 440.000 Exemplare der zwischen 21 kW/29 PS und 61 kW/83 PS starken Limousine.

Anders als beim Volvo "PV444" war die Karosserie des Volvo "Duett" nicht selbsttragend, sondern ruhte auf einem robusten Rahmen, der hohe Nutzlasten vertrug. Passend dazu war die stabile Hinterachse blattgefedert, während das Kombiheck noch deutliche Ähnlichkeiten mit einem Kleintransporter aufwies und auch dessen Ladevolumen bot. Für den Volvo "Duett" war kaum etwas zu groß oder sperrig, weshalb ihm die schwedische Post 1997 mit einer eigenen Sonderbriefmarke ein spezielles Denkmal setzte. Es war ein Überschuss an Fahrgestellen, der zur Entwicklung des ersten Kombis für Arbeit und Freizeit führte.

Im Frühjahr 1952 hatten sich 1 500 Chassis angesammelt, die Volvo seit 1949 an unabhängige Karosseriebauer in Schweden und Amerika als Basis für Cabriolets, Lieferwagen, Transporter und Pick-ups vom Typ Volvo "PV445" lieferte. In dieser Situation traf der damalige Volvo-Chef Assar Gabrielsson die Entscheidung: "Wir müssen die Lagerbestände irgendwie loswerden und einfach unseren eigenen Transporter bauen". Nur ein Jahr gab Gabrielsson dem Entwicklungsteam dafür Zeit. Schnell stieg die Nachfrage nach dem Kombi über die Produktionskapazitäten hinaus und damit verlängerten sich auch die Lieferzeiten. Teilweise lagen die Preise für einen jungen gebrauchten "Duett" sogar über denen der Neuwagen. Auch in Nordamerika begeisterten sich Familien für den in schicken zweifarbigen Lackierungen lieferbaren Kombi mit einem Interieur im Format damaliger Limousinen trotz kompakter 4,40 Meter Außenlänge.

Lieferbar war der Volvo "Duett" in drei Varianten: als Kastenwagen ohne hintere Seitenscheiben, als Lieferwagen mit einfacher Rückbank und hinteren Scheiben sowie als revolutionäre Kombilimousine mit bis zu zwei umklappbaren Rücksitzreihen und voll verglasten Seiten. Eine damals außergewöhnlich gute Geräusch-Dämmung erzielte Volvo durch die edel wirkende Holzverkleidung des Gepäckraums. Das Verkratzen des Laderaumbodens durch Kisten oder Kästen verhinderten zusätzliche Holzleisten. Die vergleichsweise leistungsstarken Motorisierungen trugen ein Übriges zum Erfolg des Konzepts bei: Aus anfänglichen 32 kW44 PS wurden 38 kW/51 PS und schließlich sogar 50 kW/68 PS.

Weder die Vorstellung des sportlich-eleganten Volvo "Amazon Kombi" 1962 noch die Präsentation des Kombis Volvo "145" 1967 führten zur Einstellung des Volvo "Duett". Im Gegenteil, seine Fans schienen den Klassiker mehr denn je zu lieben. Als orange lackierter Transporter für ein schwedisches Telekommunikationsunternehmen erlebte er ebenso einen dritten Frühling wie als populäres Campingfahrzeug, bis der Kombi am 19. Februar 1969 neuen Zulassungsbestimmungen Rechnung tagen und seinen Ruhestand antreten musste.

Zu diesem Zeitpunkt hatten sich Kombis längst als Erfolgmodell im Programm der Schweden etabliert. Der "140" von 1966 reüssierte ebenso erfolgreich mit seinen Kombivarianten, wie der Volvo "240", dessen Kombilösung als Volvo "245" zwischen 1974 und 1993 den damaligen Schlachtruf der Marke, "Sicherheit aus Schwedenstahl" ebenso prägte wie das Transportverhalten ganzer Generationen wohl situierter Familien des Mittelstandes.

Unvergessen wie die kantigen Riesenkombis der Reihe "950/960" in den Neunzigern, die in die Modellreihe "S 90" überging, waren auch seine Vorgänger wie der "Volvo "760" zwischen 1982 und 1990. Aktuell ist Volvo gleich mit drei Baureihen bei den Kombis vertreten. "V40", "V60" und "V70" decken das Spektrum von den kompakten bis zur oberen Mittelklasse ab.

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