CLASSIC

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter

Schneller Rücken

Vor siebzig Jahren entstand der Mythos des unverwüstlichen Schweden-Autos: Der Volvo PV444 war 1944 ein Auto wie eine Faust.

mid/wp

Im September 1944 wurde der Volvo PV444 vorgestellt. Mitten im zweiten Weltkrieg konnte solche Ressourcen nur ein Unternehmen in einem neutralen Staat wie Schweden freimachen. Zusammen mit dem größeren, aber weniger wichtigen PV60 setzten die Schweden ihre Personenwagen-Produktion auf Neustart und legten so den Grundstein für einige automobile Legenden.

Denn aus dem PV444 und seinem von 1958 an gebauten Ableger PV544 gingen jene Eigenschaften hervor, die seither mit einem Volvo verbunden werden: hohe Haltbarkeit, führend in der Crash-Sicherheit und - bis vor ein paar Jahren - konservativer Umgang mit technischen Neuerungen.

Die 1944er Autoausstellung mit der Premiere des PV444 begeisterte die Massen. Sie entdeckten den "Personenvagn mit 4 Zylindern 40 PS und 4 Sitzen" und es sollte der Start für viele Schweden in die automobile Motorisierung der Massen werden.

Im Design mit seinem schnellen Rücken orientierte sich der geräumige Schwede an den amerikanischen Vorbildern. Das Fastback sollte Schnelligkeit und Schnittigkeit signalisieren. Aber unter dem Blech huldigte er mit selbsttragender Karosserie, vorderer Einzelradaufhängung, großem Radstand und dem rückwärts gerichteten Kindersitz dem automobilen Fortschritt.

Zwar hatte Volvo einen recht angenehmen Sechszylinder im Regal, aber für die erhoffte Massenproduktion sollte ein Vierzylinder ausreichend sein. Deshalb wurde unter die massive Motorhaube zwischen die beiden nicht mehr ganz frei stehenden Radhäuser ein relativ kleiner Vierzylinder mit 1,4 Liter Hubraum eingesetzt.

Er schickte anfänglich nur 40 PS über die Kardanwelle auf die Hinterachse. Keine Mordsleistung, aber bis zur Auslieferung des ersten PV444 war die überhaupt geplante Produktionsmenge von 8.000 Stück schon übertroffen. 10.000 Kunden wollten einen PV444 kaufen, viele davon hatten das Auto zuvor noch nie gefahren.

Insgesamt kam der PV444 bis 1958 auf 195.959 Einheiten und der sehr behutsam modernisierte Nachfolger führte die Form des schönen Buckels bis zum Oktober 1965 mit insgesamt 440.000 Stück in die weite Welt hinaus.

160.000 Einheiten allein schipperten in die USA, wo der Volvo schnell zum Lieblingsauto der etwas betuchteren Studenten und Surfer an der kalifornischen Küste wurde. Wer finanziell knapper situiert war, musste sich eben mit dem VW Beetle begnügen. Später übernahm der Volvo 240, vor allem als Kombi, die Rolle des intellektuellen Transportvehikels.

News aus anderen Motorline-Channels:

Weitere Artikel:

Ein Zwerg auf der Suche nach Identität? Streng genommen hatte der Rascal sogar viele, dazu mehrere Familiennamen und je nach Marke unterschiedliche Produktionsstandorte mit wilden Zuordnungen.

Wenn Yankees Tee kochen

Helden auf Rädern: Jaguar X-Type

Jaguar ist nicht unerfahren darin, sich neu zu erfinden. Beim X-Type lief eine an sich coole Idee aber aus dem Ruder, weil Ingenieure, Konzernlenker und Strategen alle das Richtige wollten – die Kombination aber nur einen Rohrkrepierer zuließ.

Kooperationen und Übernahmen unter Konzernen sind wahrlich keine Erscheinung der Neuzeit. Und dennoch hat der Zusammenschluss, der zum Ford Corcel führte, eine ganz sonderbare Wendung, die zeigt, wie wirr und verworren ehemals die Verbandelungen unter den Autoherstellern waren.

Wenn Genossen den Eid genossen

Helden auf Rädern: Shanghai SH760

Automobilbau in China? Vor 70 Jahren nahezu unvorstellbar. Dafür zeigte der SH760, wie schnell sich in diesem Land das Blatt wenden und man in diesem Spiel dazulernen kann. Ein Auto wie ein Spiegelbild der Lernkurve eines Landes.

Die Schnellladefläche

Helden auf Rädern: Chevrolet S-10 EV

Noch seltener als der Chevy EV-1 war sein praktischerer und weit patriotischer Ableger. Der S-10 EV war ein Frühversuch elektrischer Nutzfahrzeuge, bei denen den Machern ein entscheidender Fehler passierte.

Zweierlei Reibwerte

Helden auf Rädern: VW Öko-Polo

Viele technische Neuerungen sind älter als sie scheinen. Oft ist die Zeit aber einfach noch nicht reif dafür, weswegen ambitionierte Technik oftmals in der Schublade verschwindet. Der Öko-Polo zeigt aber, dass ein wenig Abwarten auch Vorteile haben kann.