CLASSIC

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter
25-jähriges Jubiläum: Volvo 940 und 960

Kanten-König

Eckig wie ein Schuhkarton ist der Volvo 940 und 960. Vor 25 Jahren kam die bis 1998 produzierte, geräumige Reise-Limousine auf den Markt.

mid/wal

So konservativ das Design, so progressiv waren die Sicherheitssysteme des Oberklasse-Volvos. Insbesondere beim 960, unter dessen Haube ein Sechszylinder-Motor mit drei Litern Hubraum und 150 kW/204 PS raunt, kratzte Volvo damals an der Luxus-Klasse.

Von skandinavischen Königshäusern erhielt Volvos Flaggschiff-Limousine den Ritterschlag, hielt sie doch Einzug in die königlichen Fuhrparks.

Komfort vom damalig Allerfeinsten und eine Zusatzausstattung, die kaum Wünsche offen ließ, dafür stand der Volvo 960 Executive. Diese Chauffeur-Limousine fuhr mit einem um 15 Zentimeter verlängerten Radstand vor, bot besonders breite hintere Türen für bequemen Ein- und Ausstieg sowie noch mehr Beinfreiheit und Komfort für die Passagiere im Fond.

Außerdem war der Volvo 960 als extra lange Limousine und mit Sonderaufbauten, etwa als Krankenwagen, lieferbar. Insgesamt wurden in gut achtjähriger Produktionszeit über 478.000 Volvo 940 und mehr als 154.000 Volvo 960 gebaut, dann folgten die Typen Volvo S90 und Volvo V90 als vorläufig letzte Volvo-Pkw mit Hinterradantrieb.

Der großvolumige Motor des Volvo 960 galt mit zwei obenliegenden Nockenwellen und vier Ventilen pro Zylinder als sehr modern, auch aufgrund der äußerst kompakten Bauweise des aus Aluminium gefertigten Reihenmotors. Er erreichte beinahe die kleinen Abmessungen eines V-Sechszylinders, übertraf ihn aber in puncto Laufruhe.

Im Modelljahr 1995 folgte dann ein kleineres 2,5-Liter-Sechszylinder-Aggregat für den Volvo 960. Für andere Volvo Modelle wurden aber auch neue Vier- und Fünfzylinder-Triebwerke auf Basis dieser Motorenbaureihe entwickelt.

Beim Volvo 940 bestand das Aggregateangebot aus sparsamen und sehr drehmomentstarken Vierzylinder-Benzinern, die bei Überholvorgängen beachtliche Schubkraft schon bei geringen Drehzahlen boten. Hinzu kam ein leistungsstarker und effizienter Sechszylinder-Diesel, mit dem der Volvo 940 für Fahrkultur auf gehobener Ebene sorgte.

Als hochmodern galt damals zudem eine Differenzialsperre, die Volvo für die beiden 900er im Angebot hatte. Für fast fünf Meter lange Fahrzeuge rekordverdächtig klein war der Wendekreis, der beim Volvo 960 nur 9,70 Meter maß. Sogar die Fachpresse verglich die Handlichkeit der größten Volvo mit der von Kleinwagen.

Wie kaum eine andere Marke definiert sich Volvo über das Thema Sicherheit. Und die Volvo 940 und Volvo 960 legten bei der Fahrzeugsicherheit, vor allem durch das neue Side-Impact-Protection-System (SIPS), nochmals nach.

Während konventionelle Seitenaufprall-Schutzsysteme damals oft nur aus Türverstärkungen bestanden, wird bei SIPS der Aufprall abgefedert, indem die Impulsenergie auf andere schützende Karosseriestrukturen wie Säulen, Dach und Boden umgeleitet wird.

Grundlegend dafür war die robuste Konstruktion der Karossen aus neuartigen hochfesten Stahlblechen, die viermal so stark wie konventionelles Autoblech waren. Bereits serienmäßig wurden die großen Modelle mit Fahrer- und Beifahrerairbag ausgeliefert, ab 1995 ergänzten Seitenairbags und eine nochmals verstärkte B-Säule in allen 960ern das Sicherheitspaket.

Neue Standards setzten außerdem automatische Dreipunkt-Sicherheitsgurte für die Rücksitze und die weltweit erste höheneinstellbare Kopfstütze für den mittleren Fondsitz.

Auch beim Schutz der jüngsten Passagiere präsentierte sich die Volvo Oberklasse zukunftsweisend. Der optionale, preisgekrönte integrierte Kindersitz war in der Armlehne im Fond verborgen und als erster Sitz nach der europäischen Norm ECE R44 getestet und genehmigt.

Und es gab damals schon das serienmäßige Tagfahrlicht. Für diese Vielzahl essentieller Sicherheitstechniken sowie die zahlreichen Neuentwicklungen in den 900er-Modellen ernteten die Schweden allerhand Auszeichnungen.

In den USA gründete sich gar ein "Volvo Saved My Life Club". Dazu passte eine Anzeigenkampagne von Volvo aus dem Jahr 1993, in der sich Volvo-Fahrer vorstellten, die nach ihrer Ansicht einen Autounfall nur deshalb überlebt hatten, weil sie in einem Volvo saßen.

Zudem überdauern die Fahrzeuge selbst Widrigkeiten wie etwa den Zahn der Zeit: Laufleistungen im hohen sechsstelligen Bereich sind keine Ausnahme. Das liegt auch an den größtenteils aus verzinktem Stahlblech gefertigten Karosserien, die dem Rost durch diese Schutzmaßnahme über viele Jahre hinweg trotzen. Entsprechend häufig sind die alten Kanten-Limousinen noch im heutigen Straßenbild zu entdecken.

News aus anderen Motorline-Channels:

Weitere Artikel:

Zwischen Kaiserwetter und Temperatursturz

Flachgau-Höllental Spring Classic 2025

Leider hatten sich nur 25 Teilnehmer zu dieser tollen Rallye am 4. und 5. April 2025 angemeldet. Ich kann allen Nicht-Teilnehmern nur sagen: Ihr habt was versäumt.

Kleiner Bruder, das Luder

Helden auf Rädern: Renault 6

Plattformübergreifende Entwicklungen waren schon in Mode, bevor sie wirklich in Mode kamen. Im Falle des Renault 6, brachte das Gleichteileprinzip aber fast mehr Nach- als Vorteile mit sich.

Wenn Genossen den Eid genossen

Helden auf Rädern: Shanghai SH760

Automobilbau in China? Vor 70 Jahren nahezu unvorstellbar. Dafür zeigte der SH760, wie schnell sich in diesem Land das Blatt wenden und man in diesem Spiel dazulernen kann. Ein Auto wie ein Spiegelbild der Lernkurve eines Landes.

Als Kombis noch lange nicht Mainstream waren, wollte man in Montevideo unbedingt einen haben. Ohne wenn und aber, weswegen der NSU P10 keinen riesigen Erfolg hatte. Das Genick brachen ihm aber eher die Begleiterscheinungen.

Zweierlei Reibwerte

Helden auf Rädern: VW Öko-Polo

Viele technische Neuerungen sind älter als sie scheinen. Oft ist die Zeit aber einfach noch nicht reif dafür, weswegen ambitionierte Technik oftmals in der Schublade verschwindet. Der Öko-Polo zeigt aber, dass ein wenig Abwarten auch Vorteile haben kann.

Es bleibt in der Familie

Mit dem neuen Rabbit im Golf-Museum

Ein runder Geburtstag ist immer ein guter Grund, seine Vorfahren zu besuchen. Zum 50-jährigen Jubiläum ging es mit dem neuen Rabbit auf Spurensuche, wie viel sich im Laufe von acht Generationen Golf geändert hat. Und was alles gleichblieb.