
Jubiläum: Alfa Romeo feiert ersten F1-Sieg | 17.05.2015
Dottore numero uno
Der Italiener Giuseppe Farina gewann im Mai 1950 am Steuer eines Tipo 158 Alfetta das erste Rennen in der Geschichte der Formel-1-WM.
mid/rlo
Dieses Datum hat Autobauer Alfa Romeo für immer rot im Kalender angestrichen. Die italienische Marke feierte vor 65 Jahren den Sieg beim ersten Formel-1-Weltmeisterschaftslauf der Geschichte.
Giuseppe "Nino" Farina gewann im Mai 1950 das Rennen im englischen Silverstone im Tipo 158 Alfetta vor seinen Teamkollegen Luigi Fagioli und Reginald Parnell. Farina wurde am Saisonende auch Weltmeister.
Es gab also schon vor Valentino Rossi einen italienischen "Dottore" im Rennsport - allerdings einen echten, Farina (Bild links unten) war promovierter Wirtschaftswissenschaftler.
Der legendäre Argentinier Juan-Manuel Fangio wiederholte diesen Erfolg in der Saison 1951 mit der weiter entwickelten Alfetta. Zwar gab es auch schon vor 1950 Formel-1-Rennen, allerdings wurde bis dahin ohne Weltmeisterschafts-Prädikat gefahren.
Der rund 300 PS starke Alfa-Einsitzer aus dem Mailänder Vorort Portello erwies sich 1950 auch im Rest der Formel-1-Saison als der überlegene Rennwagen. Farina und Fangio gewannen alle WM-Läufe, bei denen Alfa Romeo am Start war. Nur der Pokal vom Großen Preis der USA fehlt in der Sammlung: Wie alle europäischen Werksteams verzichtete auch Alfa auf die Teilnahme in Indianapolis.
Das Weltmeisterauto von 1950 und 1951 basiert auf einem schon 1938 konstruierten Rennwagen. Zu diesem Zeitpunkt gewann die 1,5-Liter-Klasse bei Grand-Prix-Rennen an Bedeutung, die sogenannten "Voiturette" (französisch für "kleines Auto").
Alfa Romeo entwickelte ein Pendant zum Tipo 308, der in der großen Dreiliter-Klasse antrat. Der bald unter dem Spitznamen "Alfetta" - für "kleiner Alfa" - bekannte Renner erhielt die Typenbezeichnung 158, zusammengesetzt aus dem Hubraum von 1,5 Liter und 8 Zylindern.
Der Reihen-Achtzylinder ist aus dem Leichtmetall-Legierung Elektron (90 Prozent Magnesium, zehn Prozent Aluminium) gefertigt. Das Getriebe ist samt Kupplung an der Hinterachse mit dem Differenzial verbaut.
Dank eines zweistufigen Kompressors stieg die Leistung des 1,5-Liter-Triebwerks bis Mitte 1951 sogar von 300 PS auf 425 PS. Die bis dahin auch in vielen anderen Bereichen weiter verbesserte Alfetta trug im letzten Jahr ihrer Grand-Prix-Karriere die Bezeichnung Tipo 159.
Der Sieg des Tipo 158 vor 65 Jahren beim Großen Preis von Großbritannien hatte hohe symbolische Bedeutung für Alfa Romeo. Die sportlichen Erfolge der Alfetta waren eine treibende Kraft hinter der Wiedergeburt der Marke aus den Ruinen des Zweiten Weltkriegs. Die Alfetta schlug die Brücke zur Bedeutung des Unternehmens im Italien der Vorkriegszeit.
Nach der Saison 1951 zog sich das Werksteam Alfa Corse offiziell aus dem Rennsport zurück. Alfa Romeo und die Techniker konzentrierten sich fortan auf die Entwicklung von Serienfahrzeugen. Von 1979 bis 1985 war Alfa Romeo wieder in der Formel 1 vertreten, konnte aber nicht mehr an frühere Erfolge anknüpfen - ein Sieg (1989 durch Alessandro Nannini) ging sich immerhin aus.
Dafür spielte Alfa später in der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft (DTM) und der Tourenwagen-Weltmeisterschaft eine größere Rolle - wieder mit Nannini am Steuer, der nach einem Hubschrauberunfall seine Formel-1-Karriere aufgeben musste. Seit die Italiener aber auch in diesen beiden Rennserien nicht mehr vertreten sind, ist es im Motorsport ruhig um die Traditionsmarke geworden.