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Als Ford den goldenen Fiesta fliegen lässt
Ford

Wer wirklich Flügel verleiht

Wie Ford den neuen Fiesta nur spektakulär bewerben wollte – und daraus ein Wahrzeichen der Stadt Köln wurde. Die Geschichte eines wahren Goldstücks, das zwar mehrmals umgesiedelt und restauriert wurde, aber immer noch ein Tourismus-Highlight ist.

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Autos sind irgendwie auch Kunstwerke auf Rädern. Maler, Bildhauer, Architekten - sie alle legen gerne Hand an, wenn es darum geht, Fahrzeuge zu veredeln. Und so werden diese Kreationen der Mobilität zu wahren Farbtupfern. Der kunterbunte 911er Porsche der legendären Sängerin Janis Joplin beispielsweise erlangte Weltruhm und ist ein heißbegehrtes Sammler-Objekt.

Doch welcher Hersteller kann schon behaupten, dass eines seiner Autos zu einem Wahrzeichen einer ganzen Stadt geworden ist? Vor 30 Jahren hievte ein mächtiger Kran den vom Künstler HA Schult gestalteten Ford Fiesta auf den Turm des Stadtmuseums in der Kölner Innenstadt. Ganz in Gold und mit riesigen Flügeln ist dieses Kunstwerk wahrlich nicht zu übersehen. Und in diesem Nest in so luftiger Höhe thront der Fiesta noch heute.

Hintergrund: Der Fiesta läuft seit 1979 in Köln-Niehl vom Band, inzwischen schon in achter Generation und mehr als neun Millionen Mal. Damit ist der Kleinwagen das am längsten und am häufigsten produzierte Modell in der 90-jährigen Unternehmensgeschichte der Kölner Ford-Werke.

"Die Ford-Werke sind am Standort Köln tief verwurzelt und eng mit der Stadt und ihren Bürgern verbunden", erklärt Gunnar Herrmann, der Vorsitzende der Geschäftsführung der Ford-Werke GmbH. Als größter privater Arbeitgeber Kölns habe Ford in den vergangenen 90 Jahren mehreren Generationen eine berufliche Heimat geboten.

"Dieser Verbundenheit hat HA Schult mit seinem Flügel-Fiesta ein goldenes Denkmal gesetzt, das sich zu einem echten Kölner Wahrzeichen entwickelt hat. Das macht uns natürlich stolz und glücklich", sagt Gunnar Herrmann. "Wir hoffen sehr, dass der Flügel-Fiesta noch viele Jahrzehnte auf dem Turm des Stadtmuseums stehen wird."

Doch wie begann diese Geschichte mit dem "goldenen Vogel" überhaupt? 1989 bekam der Aktionskünstler HA Schult elf nagelneue Ford Fiesta zur freien Gestaltung und die finanzielle Unterstützung für sein aufwendiges Kunstprojekt. Ford präsentierte so auf kreative Art und Weise die neue, dritte Fiesta-Generation, die zeitgleich in Köln-Niehl vom Band rollte. Dass sich daraus mit dem Flügel-Fiesta eines der bekanntesten Kölner Denkmäler entwickeln sollte, ahnte wohl keiner der Verantwortlichen.

Bei der Konstruktion und Montage des Flügel-Fiesta halfen übrigens auch Ford-Ingenieure und Auszubildende mit. Die jeweils rund 150 Kilo schweren Kunststoff-Flügel mussten mit Metallverstärkung an einem Rohr angeschweißt und im Wageninneren eingefügt werden. Nach der Kunstaktion im April 1989 vor rund 500.000 Zuschauern gingen HA Schults Fiesta-Modelle an Museen und Sammler auf der ganzen Welt.

Nur der goldene Fiesta blieb in Köln. Doch auf dem Dach des Stapelhauses konnte er nicht länger bleiben. Da kam das Stadtmuseum zur Hilfe und bot sich als neue Heimat an - zunächst nur vorläufig. Doch viele Kölner und letztlich auch die Landesregierung setzen sich für den Verbleib des Kunstwerks auf dem denkmalgeschützten Gebäude ein. Auf dessen Turm thront der "Goldene Vogel" nun seit dem 25. April 1991.

So sorgt das goldene Flügel-Auto weltweit für Aufsehen und Schlagzeilen. Die New York Times schrieb beispielsweise von Köln als der Stadt, in der die Autos Flügel haben. Was als Kunstaktion begann, ist heute Touristenattraktion und goldenes Wahrzeichen der Stadt. In einer Umfrage der Universität Köln belegt der "Goldene Vogel" den dritten Rang unter den Kölner Denkmälern.

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