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Formel 1: News

“Wird nicht gewonnen, ist das schlecht für die Marke“

Mercedes-Sportchef Toto Wolff spricht über seine neue Aufgabe – Vorstand Niki Lauda findet lobende Worte für seinen Kollegen, auch Gerhard Berger optimistisch.

Foto: Daimler

Die Formel-1-Autos haben 2013 noch keine einzige Runde gedreht, dennoch scheint die Personalie der Saison ausgemachte Sache: Toto Wolff.

Der neue Mercedes-Motorsportchef steht im Fokus, wenn es um die sportlich dauerkriselnden Silberpfeile geht. Zusammen mit dem neuen Aufsichtsratsvorsitzenden Niki Lauda sollen zwei Österreicher die silberne Kogge wieder auf Kurs bringen.

"Ich erwarte, dass unsere Rolle sich noch nicht in Melbourne auswirken wird", bremst Wolff im ORF die Euphorie.

Überhaupt: Das große Medienecho scheint ihm nicht geheuer. Lieber will der 41-Jährige im Stillen arbeiten, um etwas zu bewegen. "Ich beginne sofort, bin voller Tatendrang und hoffe, dass wir die richtigen Weichenstellungen legen", sagt er über sein Engagement.

Niki Lauda ist sich sicher, dass dafür der richtige Mann am Werk ist: "Er ist ein Supertyp, aufrichtig, gerade, weiß, was er tut, intelligenter Mann", lobt er Wolff auf dem Sender. Auch Gerhard Berger glaubt an einen Glücksgriff bei Mercedes.

"Viele schlaflose Nächte"

Der Ex-Formel-1-Pilot berichtet im ORF über seinen Landsmann: "Das ist ein supercleverer Kerl, der einen sehr starken wirtschaftlichen Hintergrund hat, aber sehr viele Jahre mit Leidenschaft Autorennen gefahren ist."

Wolffs Vita gibt Berger Recht. Doch der neue Messias am silbernen Himmel will nicht als solcher verstanden werden. Der Finanzinvestor erhebt nicht den Anspruch, Heilsbringer zu sein, sondern ein unablässiger Arbeiter. "Das hört sich alles so rosig an, aber das ist es nicht", so Wolff. "Es sind viele schlaflose Nächte dahinter."

Seine bloße Präsenz betrachtet der ehemalige Williams-Direktor nicht als ausreichend, um die Dinge ins Lot zu bringen: "Ich hoffe natürlich auf den Trainereffekt, dass ich mich hinsetze und es wird alles besser, aber grundsätzlich bin ich eher von der pessimistischen Seite."

Er sei selbst überrascht, wie viel Medienecho die Ankündigung hervorgerufen hätte, wundert sich Wolff. Die Vorschlusslorbeeren müssten jetzt in Erfolge umgesetzt werden. Und daran wird in Brackley nicht erst seit gestern gearbeitet.

Große Marke, großer Druck

Mercedes rüstet an allen Fronten auf, wie Wolff betont: "Es sind Top-Piloten im Auto, der Motor ist gut und es wurde in die Infrastruktur investiert." Klingt nach einem Erfolgsrezept, doch die Köche müssen noch Hand anlegen.

"Natürlich: Jeder erwartet Erfolg, ich auch", räumt Lauda ein. "Das ist jetzt das große Problem, wie schnell man ein Team nach vorne beschleunigen kann." Der 63-Jährige ist sich darüber im Klaren, dass das Entwicklungstempo der Konkurrenz dabei keine unwesentliche Rolle spielt.

Wolff bleibt bescheiden: "Alle gehen davon aus, dass es besser funktionieren wird, aber eine seriöse Aussage darüber kann ich nicht treffen, weil ich es noch nicht gesehen habe", macht er keinen Hehl daraus, dass Mercedes wie viele andere vor dem Testauftakt in zwei Wochen im Dunkeln tappt.

Deutliche Worte findet der Österreicher, wenn es um die Marketingperspektive des Formel-1-Projektes geht: "Wenn der Wagen nicht schnell ist und wenn nicht gewonnen wird, ist das schlecht für die Marke."

Keine Seitenhiebe aus Deutschland

Das heißt Druck pur für Wolff, der erstmals in seiner beruflichen Karriere bei einem Großkonzern in der Verantwortung steht. "Ich glaube, deswegen bressiert es. Es ist wichtig, dass die Erfolge sich schnell einstellen. Die richtigen Weichenstellungen wurden getroffen."

Und das offenbar schon bei der Aufstellung des Gespanns an der silbernen Spitze. "Wie man sich vorstellen kann, hat Niki Lauda seine Finger in mehreren Bereichen im Spiel", berichtet Wolff davon, wie er seinen neuen Job ergatterte.

"Wir kennen uns schon seit vielen Jahren und sind irgendwann einmal ins Gespräch gekommen. Dann hat sich eins in eins gefügt." Und nun sind zwei Österreicher an der Spitze des Prestigeprojektes eines der deutschen Traditionsunternehmen.

Dass es in dieser nachbarschaftliche Hinsicht Seitenhiebe in Richtung Alpenrepublik geben könnte, befürchtet Lauda nicht. "Das kann ich mir nicht vorstellen, denn was ist bei uns schlechter als bei anderen?", fragt sich der dreifache Weltmeister.

Gute Fahrerkombination

Die wichtigsten Angestellten bleiben die mit den Helmen. Von der Fahrerpaarung für 2013 scheint Lauda überzeugt und glaubt, das gut befreundete Duo könnte sich gegenseitig zu Höchstleistungen motivieren: "Ich habe keine sensible, ich habe eine gute Fahrerkombination. Hamilton ist unbestritten einer der Schnellsten, die es gibt. Nico Rosberg auch." Unbeherrschte Manöver, wie sie der Brite in Vergangenheit bei McLaren gezeigt hat, fürchtet Lauda nicht. "Die wissen, was sie tun", ist er sich sicher.

Von seinen zwei "Vollprofis" verspricht er sich Teamarbeit. Berger ist davon überzeugt, dass Hamilton und Rosberg diese abliefern. "Das ist eine ideale Kombination für Mercedes, um das Team nach vorne zu bringen."

Aber reichen harte Arbeit und viele Tropfen Schweiß tatsächlich aus, um die Silberpfeile wieder mit Rot, Blau und Chrom um die Wette strahlen zu lassen? "Ganz vorne ist die Luft natürlich dann dünn", warnt Berger, wenn es um den Vergleich mit der Elite der Formel 1 geht.

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