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Formel 1: Hintergrund

Ricciardo über Teamwechsel: Ein "Fuck you!" und Missverständnisse

Daniel Ricciardo erzählt in offenen Worten über seinen Teamwechsel: Ein "Fuck you" in Baku am Beginn - heute gutes Verhältnis zum Ex-Team...

Daniel Ricciardo war gerade in Los Angeles aus dem Flieger gestiegen, da stand er vor der unangenehmen Aufgabe, seine Chefs Helmut Marko und Christian Horner darüber zu informieren, dass er seinen Vertrag nicht verlängern und stattdessen zu Renault wechseln wird. Das war im Sommer 2018. Ober die Details dieses Wechsels kursieren im Formel-1-Paddock inzwischen viele Mythen und unterschiedliche Darstellungen.

Marko "nimmt an", dass letztendlich Geld das wichtigste Motiv für den Wechsel war. Renault hat Ricciardo, das geht aus Gerichtsakten hervor, mit einer Jahresgage von 25 Millionen Euro geködert. RB, wird vermutet, soll eher zehn Millionen Fixum angeboten haben - und dazu die Möglichkeit, die Summe mit hohen Erfolgsprämien beträchtlich zu erhöhen.

Gleichzeitig wusste Ricciardo zu dem Zeitpunkt, dass sein Teamkollege Max Verstappen mehr verdient als er selbst. Das war einer der wichtigsten Gründe, Red Bull zu verlassen: "Wenn du an dich selbst glaubst, bist du davon überzeugt, dass du einen bestimmten Wert hast", verrät der 30-Jährige im Interview mit dem Formel-1-Podcast 'Beyond the Grid'.

Er meine mit diesem Wert zwar "nicht zwingend Geld", räumt aber ein, dass ihn die Diskrepanz zu Verstappen sehr wohl gestört hat: "Natürlich vergleichst du dich auch mit dem Teamkollegen", sagt Ricciardo. "Ich war nicht überzeugt, dass ich so bewertet werde, wie ich mich selbst bewerte. Das hat sicher reingespielt."

Marko nicht überrascht - Horner glaubte an Scherz...

Obwohl sich die beiden bei einem Treffen in Markos Grazer Büro vor dem Grand Prix von Österreich 2018 für 2019 schon so gut wie geeinigt hatten, nahm Marko Ricciardos Nachricht über den Wechsel zu Renault recht gelassen hin: "Ich schätze, da hat er schon geahnt, dass ich mich nach was anderem umsehe. Er war überrascht, ja, aber er hat sogar am Telefon gesagt: 'Ich wusste, dass das kommt.'"

"Ein bisschen peinlich" sei hingegen das Gespräch mit Horner verlaufen, erinnert sich Ricciardo: "Er dachte, dass ich einen Witz mache! Und ich so: 'Oh nein, leider nicht!' Sagt er: 'Komm schon, war lustig, jetzt reden wir weiter.' Und ich: 'Was soll ich sagen? Ich wünschte, es wäre ein Witz. Ist es aber nicht.' [...] Aber als es ihm dann klar wurde, hatten wir ein gutes Gespräch."

Mit einer Randbemerkung im Podcast bestätigt Ricciardo auch, was im Formel-1-Paddock als offenes Geheimnis gilt: dass nicht Horner derjenige ist, der den größten Anteil an den Fahrerentscheidungen hat. "Die Verhandlungen habe ich überwiegend mit Helmut geführt. Christian war eher der, mit dem ich dann darüber reden konnte", verrät der Australier.

Die Entscheidung, Red Bull zu verlassen, reifte in ihm beim vierten Saisonrennen in Baku. Nicht wegen der Kollision mit Verstappen, sondern weil ihm durch die teaminterne Abwicklung des Zwischenfalls dämmerte, dass er zusehends in eine Nummer-2-Rolle abzurutschen droht.

Ricciardo lacht: "Jetzt kann ich ja ehrlich sein ..."

"Jetzt kann ich ja ehrlich sein", lacht Ricciardo, als er seine Baku-Geschichte erzählt. "Als es gekracht hat, war mir das scheißegal! 'Sie verdienen das!' Das war mein Gefühl. Ich war nicht traurig oder habe mich über die verlorenen Punkte geärgert. Ich war einfach nur wütend."

"Was ich wirklich dachte, war: 'Fuck you, guys!' Jeder hat es kommen sehen. Und es wurde als 50:50 hingestellt, was ich ganz anders sah. In den Tagen danach war ich ziemlich verbittert", erinnert er sich. "In der Woche danach habe ich entschieden, dass ich weggehen muss."

"Aber dann gewinne ich Monaco! Das war das Höchste der Gefühle. Da dachte ich mir: 'Ach was, Baku war nur eine Emotion. Wir kriegen das schon wieder hin.' Aber Baku wegzustecken, war sicher eine harte Nuss", gesteht Ricciardo.

Heute ist sein Verhältnis zu RB Racing intakt. Mit Marko witzelt und wettet er dann und wann - zum Beispiel hat Ricciardo 1.000 US-Dollar verloren, weil er prognostiziert hatte, Valtteri Bottas werde 2019 nicht mehr für Mercedes fahren.

Auch auf Red-Bull-Seite ist man versöhnt. Ricciardos Wechsel habe ihm "leid getan", sagt Marko, "denn erstens war er ein sehr schneller und vor allem ein immer lustiger Fahrer, der sich an Verstappen gesteigert hat. Als Verstappen gekommen ist, war ja die erste Zeit für ihn nicht so leicht. Aber er hat sich gesteigert und war bis aufs Qualifying sicher auf Verstappen-Niveau."

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