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Under investigation

Dramatisches Final-Rennen in Argentinien: Longin/Kumpen Sieger auf der Strecke, aber die FIA ermittelt – Bartels & Bertolini sind Champions.

Süßer Wahnsinn zum Saisonabschluss: GT-Promoter Stephane Ratel hat einen ebenso ungewöhnlichen wie spektakulären Schauplatz aus dem Hut gezaubert. Der Kurs in Potrero de los Funes in der argentinischen Provinz San Luis sieht auf den ersten Blick aus wie direkt aus einem Computerspiel gestohlen.

Die Tücke des Kurses zeigte sich schon im freien Training für das Gigawave-Team von Philipp Peter. Dessen Kollege Alan Simonsen machte Bekanntschaft mit den Begrenzungsmauern. Der Schaden war vor Ort irreparabel.

Einerseits etliche Überholmöglichkeiten und eine recht hohe Durchschnittsgeschwindigkeit, andererseits einige blinde Kurven, praktisch keine Auslaufzonen und kein Platz für Irrtümer, gegen Ende bröselnder Asphalt - bis auf die eine oder andere Kinderkrankheit erwies sich die „semi-permanente“, aus öffentlichen Straßen gebildete 6,3-Kilometer-Runde rund um einen See als attraktive Bereicherung der Meisterschaft.

"Fässelnde" Anfangsphase

Zu Beginn erwischte Pole-Mann Marcel Fässler einen sub-optimalen – oder wie er es ausdrückte, „besch*ssenen“ – Start, war aber dennoch einer der Protagonisten des ersten Renndrittels. Der andere hieß Frederic Makoviecki.

Der Franzose zeigte im Saleen S7-R von Larbre Competition eine starke Performance und gab dem Schweizer DTM-Veteranen einiges aufzulösen. Bei ihrem Kampf arbeiteten diese beiden einen satten Vorsprung auf das restliche Feld heraus.

Zurückhaltend gingen es die beiden Rivalen um den Titel an. Mike Hazemans in der Corvette Nr. 6 hatte mit hohem Zusatzgewicht zu kämpfen. Und Andrea Bertolini/Michael Bartels im Vitaphone-Maserati konnten es sich aus ihrer Position als Tabellen-Leader leisten, ein vorsichtiges Rennen zu fahren.

Ihr Schwesterauto verabschiedete sich nach einem Ausrutscher von Xandy Negrao vorzeitig aus dem Wochenende. Die an sich von den Fahrern als rutschig beschriebene Fahrbahn zeigte auch recht bald abseits der Rennlinie die „Todeszone“ mit Staub, Reifenabrieb und der einen oder anderen Ölspur aus den Rahmenrennen, wo einiges an Schrott produziert wurde.

Vorentscheidungen

Kurz vor den ersten Boxenstop-Runden ließen die Reifen am Saleen aber nach, Fässler konnte vorbeigehen. Makoviecki übergab an Roland Bervillé, und der konnte leider der Begrenzungsmauer nicht fern genug bleiben. Zwar brachte er das Auto zurück an die Larbre-Box, aber das Rennen war gelaufen.

Gelaufen war damit de facto auch der Meisterschaftskampf, denn Mike Hezemans bemerkte ganz richtig: „Bartels und Bertolini müssen mindestens Siebente werden, aber dafür sind nicht mehr genug Autos im Rennen!“

Das von vornherein dezimierte GT1-Feld (u.a. nach der Jetalliance-Absage und dem vorzeitigen Ausfall des Gigawave-Aston) wirkte sich zu Ungunsten der deutsch-holländischen Truppe aus, wenngleich die Vitaphoniker den Erfolg wohl auch aus eigener Kraft geschafft hätten.

Damit war das Phoenix-Team Nr. 5 unangefochten an der Spitze, am Steuer der argentinische Lokalheld Ricardo Risatti, dem Sieger des TC2000-Tourenwagenlaufes. Er schlug sich exzellent und brachte genau das an die Box zurück, was er übernommen hatte: eine fehlerlos laufende, in Führung befindliche Corvette.

Auf Platz 2 lag die Hezemans/Gollin-Corvette, es sah stark danach aus, als wollten die beiden einen teamtaktischen Platztausch arrangieren. Eine halbe Stunde vor Schluss mischte sich jedoch Bert Longin im belgischen Saleen in die Entscheidung um den Sieg ein.

Herzschlag-Finish

20 Minuten vor Schluss segelte der bis dahin fehlerlose Fässler in die Mauer, damit kam auch das argentinische Publikum um den Heimsieg von Risatti. Gleichzeitig konnte Fabrizio Hezeman wieder an Longin vorbeigehen.

Phoenix hatte wieder die Führung – aber aus eigener Kraft nicht mehr die Möglichkeit, die Meisterschaft für sich zu entscheiden. Was an der Kampfeslust des Mike Hezemans nichts änderte.

Auch Longin bereitete sich und seinem Kollegen Anthony Kumpen ein Trostpflaster für eine größtenteils mühsame Saison. Die beiden fighteten dennoch um den ersten Sieg in San Luis, und zwar mit Gusto.

In den letzten Minuten kam Hezemans noch einmal auf wenige Zehntel heran. Letztes Rennen, letzte Runde des Jahres: Longin hielt sich mit Zähnen und Klauen an der Spitze und kam als erster über die Ziellinie, aber dann…

Nach dem Zieleinlauf kam es dann noch zu einem Crash der beiden schnellsten Autos - diese Teams werden einander heuer keine Weihnachtsgrüße senden. Eine sinnlose Aktion eigentlich: denn der Saleen endete sein Jahr in der Mauer. Und die Rennleitung trat in Aktion – das Resultat ist „under investigation“.

„Mike ist mir ins Heck gefahren, und ich war ziemlich aufgebracht – ich hab gedacht, das war noch die letzte Rennrunde“, berichtete Longin hinterher. Eventuell gibt es für diese Nummer noch Strafen, das Resultat könnte sich ändern – eine komplett unnütze Angelegenheit.

GT2: Heimsieg!

Freuen durften sich die Fans über Luis Perez-Companc und Matias Russo. Die beiden Argentinier in ihrem Ferrari 430 waren in der Startaufstellung die Aller-allerletzten und zeigten ein starkes Rennen.

Russo tankte sich rasch in Richtung Klassen-Spitze durch, auch der ehemalige WRC-Pilot Companc war beständig in den Fight um die Führung involviert. Am Schluss zündete Russo dann den Nachbrenner.

Als Gesamt-Sechste verweisen sie die bereits feststehenden GT2-Champions Gimmi Bruni/Toni Vilander auf den zweiten Klassenrang. Satte 50 Sekunden danach kamen Christian Montanari/Thomas Biagi.

Andrea Bertolini zelebrierte mittlerweile Platz 5, aber vor allem natürlich seinen FIA-GT-Titel, mit einer Reihe von extrafeinen Donuts.

Champions: Vitaphone Racing

Auch Michael Bartels gab sein Pokerface für eine Weile auf. Und er hat allen Grund sich zu freuen, als „playing Captain“ der besten GT-Mannschaft in Europa.

Seit 2004 ist er mit seinem eigenen Team in der FIA-GT dabei, anfangs kam die technische Seite noch von Zakspeed. 2005 tat er sich mit eigener Mannschaft dann mit Maserati zusammen.

Mit ein Faktor für den Erfolg war heuer auch der metronomisch zuverlässige Ferrari/Maserati-Testpilot Andrea Bertolini. An Routine und Speed passen die beiden gut zusammen.

Zwei Saisonsiege haben sich Michael Bartels und Andrea Bertolini heuer geholt, darunter natürlich der wichtige Erfolg in Spa beim 24-Stunden-Rennen, der nach Punkten doppelt zählt.

Vor allem das unablässige Punktesammeln ist die Spezialität dieses Teams, während beispielsweise bei Jetalliance „hopp oder tropp“ das Motto war. Unterm Strich bringt das den vierten Team-Titel in Folge für Vitaphone Racing, den zweiten für Bartels/Bertolini als Fahrer.

Jetzt beginnt die Off-Season, die Zeit der Spekulationen – wen werden wir beim ersten Rennen der Saison 2009 wiedersehen? Neben dem Schwarz-türkis von Vitaphone hoffentlich wieder das Corvette-Gelb, und bitte auch das Blau der Jetalliance.

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