AUTOWELT

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter
Renault Kangoo Be Bop Z.E. - schon gefahren

Die Zukunft beginnt

Motorline.cc durfte den Prototypen des 2011 serienreifen Renault Kangoo mit Elektroantrieb bereits fahren, der erste Eindruck überzeugt.

schmudermaier@motorline.cc

Hier geht's zu den Bildern

Auf der Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt präsentierten zahlreiche Hersteller Prototypen von Autos mit alternativen Antrieben, neben Hybrid-Modellen auch reine Elektro-Fahrzeuge. Während die Technologie bei einigen Herstellern noch in den Kinderschuhen zu stecken scheint, haben andere bereits konkrete Pläne für den Start der Serienproduktion auf dem Tisch liegen, einer davon ist Renault.

2011 starten die Franzosen gleich mit mehreren rein elektrisch betriebenen Fahrzeugen, Motorline.cc hatte die Möglichkeit, einen Prototypen, den Kangoo Be Bop Z.E., im Alltagsverkehr zu bewegen. Rein optisch unterscheidet sich das Elektroauto nur in einigen Details von den Benzin- und Dieselbrüdern, auffällig der Schaltknauf der Automatik.

Wir sind zugegeben gespannt, wie sich der knapp eine Million teure Prototyp auf den ersten Testkilometern schlägt, bevor es losgeht, betätigt man die Bremse und startet wie bei einem herkömmlichen Auto auch, sprich mit dem Zündschlüssel. Damit ist der Elektromotor in Betriebsbereitschaft, jetzt noch den Wählhebel nach unten drücken und die Fahrt kann losgehen.

Ungewohnte Stille

Der Be Bop setzt sich völlig lautlos in Bewegung, ein sehr ungewohntes Gefühl. Abgesehen davon fährt sich der Zero Emission Renault gleich wie jedes andere Auto auch.

Nimmt man den Fuß vom Gaspedal, überrascht zunächst die relativ starke Motorbremswirkung, die den Kango Be Bop bis zum Stillstand verzögert. Dabei wird – wie auch bei echten Bremsmanövern – übrigens bis zu 20 Prozent der Energie wieder zurück gewonnen, wer bremst, gewinnt in diesem Fall.

Die Beschleunigung ist tadellos, die Kraft wird linear abgegeben. Rein subjektiv ist es schwierig, Beschleunigung und Geschwindikeiten einzuschätzen, zu sehr haben wir uns an das dazugehörige Motorengeräusch gewöhnt. Hier hört man den Elektromotor leise summen, ähnlich wie bei der U-Bahn.

130 km/h schaffen der Prototyp und auch das später folgende Serienmodell, auch auf Autobahnen ist man damit gut gerüstet, wenngleich das natürlich nicht das Revier des Be Bop ist.

Der Elektromotor wird von einer mit 250 Kilogramm nicht gerade leichtgewichtigen Lithium-Ionen-Batterie mit einer Leistung von 15 kWh gespeist und leistet 60 PS, die Reichweite beträgt unter normalen Bedingungen 160 Kilometer. Dann gibt es drei Möglichkeiten, den Renault wieder flott zu bekommen.

Normalladung, Schnellladung oder Batterietausch

Entweder mittels Schnellladung an der Starkstrom-Leitung – 80 Prozent der Batterie sind in 20 Minuten geladen – oder z.B. über Nacht mit normalemWechselstrom – der Ladevorgang dauert dann sechs bis acht Stunden.

Möglichkeit drei (noch nicht beim Kangoo) ist der Tausch der Batterie bei einer Tausch-Station, der Unterflur eingebaute Kraftspender soll in nur drei Minuten gegen ein geladenes Exemplar getauscht werden können. Diese Variante setzt allerdings eine dementsprechende Infrastruktur voraus, zum Europastart im Jahr 2011 wird das System noch nicht verfügbar sein.

Mit gleich drei Fahrzeugen will Renault in zwei Jahren loslegen, der Kangoo – in Normalversion nicht als Be Bop – soll verstärkt in Fuhrparks zum Einsatz kommen, der Fluence – Stufenheck-Ableger des Mégane – möchte ebenso wie ein speziell für den Stadtverkehr zugeschnittenes Modell um Privatkunden werben, 2012 folgt als vierte Elektro-Baureihe ein Kompaktauto in der Größenordnung eines Clio.

Warum sich so viele Hersteller nun ernsthaft mit dem Thema Elektrofahrzeug auseinandersetzen, liegt auf der Hand. Die EU hat den Autoproduzenten vorgeschrieben, dass 2020 im Schnitt der gesamten Fahrzeugflotte nur noch 100g CO2 pro Fahrzeug und Kilometer ausgestoßen werden dürfen, mit herkömmlichen Verbrennungsmotoren nicht zu schaffen.

Emissionsfrei sind freilich auch rein elektrisch betriebene Autos nicht. Schließlich kommt der Strom zwar aus der Steckdose, erzeugt wird er aber in verschiedenartigen Kraftwerken, vom Kohlekraftwerk über das Wasser- bis zum Windkraftwerk. Mit Ausnahme des Windrades verursachen alle Kraftwerke mehr oder weniger viel CO2.

Indirekter Co2-Ausstoß

Vergleicht man nun den CO2-Ausstoß eines Renault Mégane mit 85 Diesel-PS und inkludiert dabei auch den Ausstoß bei der Erzeugung des Kraftstoffes, kommt man auf 139g / km. Umgerechnet auf den Stromverbrauch des Elektro-Kangoo kommt man bei der Stromerzeugung durch ein Kohlekraftwerk auf 138g, ein Gaskraftwerk bringt es auf 65g, was auch ziemlich genau dem Gesamtschnitt aller europäischen Kraftwerke entspricht.

Vereinfacht gesagt: Stößt der Diesel Mégane 139g CO2 / km aus, sind es beim Elektro-Kangoo im Schnitt umgerechnet 67 g CO2 / km. So weit, so gut, nun wird wahrscheinlich vielen Lesern die Frage nach dem Preis auf den Lippen brennen. Renault ist sich natürlich dessen bewusst, dass ein Elektroauto vom Markt nur dann angenommen wird, wenn es preislich auf dem Niveau das Fahrzeugs mit Verbrennungsmotor liegt.

Und das ist nach derzeitigem Stand nur dann möglich, wenn das Fahrzeug zum einen eine staatliche Förderung erhält und man zum anderen die Batterie nicht in den Verkaufspreis miteinbezieht. Da die Batterie aber natürlich unumgänglich ist, haben die Franzosen folgenden Lösungsansatz.

Der Fahrzeugbesitzer kauft die Batterie nicht sondern least sie, die Kosten dafür schmälern freilich den Vorteil gegenüber Benzinbetriebenen Fahrzeugen und machen den Hauptanteil der Betriebskosten aus. Dennoch ist man weiter deutlich unter den Kosten herkömmlicher Autos.

Was den Ladevorgang der Batterie betrifft, so könnte es abhängig vom tatsächlichen Nutzen zu verschiedenen Paketen kommen, für Vielfahrer zum Beispiel eine Strom-Flatrate, ähnlich wie bei den Handytarifen.

Laut aktuellen Studien bewegen übrigens 50 Prozent der Autofahrer ihr Fahrzeug weniger als 20 Kilometer am Tag, 37 Prozent bis zu 60 Kilometer. Und nur 13 Prozent aller Autos werden jeden Tag mehr als 60 Kilometer gefahren.

Rechnet sich ab 13.000 km pro Jahr

Wobei man nicht unerwähnt lassen sollte, dass echte Wenigfahrer rein ökonomisch mit einem herkömmlichen Auto besser bedient sind, erst ab rund 13.000 Kilometer im Jahr (ca. 35 km / Tag) beginnt sich der elektrifizierte Franzose zu rechnen, darunter sind nicht zuletzt die Fixkosten für das Batterie-Leasing zu hoch.

Auf der IAA hat Renault noch weitere Elektro-Studien gezeigt, Details und Fotos finden Sie hier!

News aus anderen Motorline-Channels:

Weitere Artikel:

Mit einem Fahrsimulator zur Entwicklung von neuen Reifen können nicht nur Zeit und physische Prototypen eingespart werden: Pirelli kommt damit auch seinem Ziel näher, bis 2030 CO2-neutral zu produzieren.

Wer einen neuen Golf braucht, sollte jetzt schnell sein. VW bietet den Rabbit samt All-inklusive Package für fünf Jahre ab € 399,– monatlich an – ganz ohne Anzahlung. Viel Zeit lassen sollte man sich aber nicht.

Lexus LBX – schon gefahren

Luxuriöser Einsteiger für Aufsteiger

Ein gewöhnlicher B-Crossover passt nicht mehr zur dienstlichen Position? Dann bietet Lexus mit dem LBX künftig das Passende. Das kleinste Modell der Japaner liefert gewohntes Premium-Flair.

Mehr Leistung, mehr Sicherheit, mehr sauber

Škoda Scala und Kamiq werden umfangreich aufgewertet

Skoda verpasst den Kompaktmodellen Scala und Kamiq neu gestaltete Front- und Heckschürzen, ein neues Interieurdesign inklusive Design Selections und neuen nachhaltigen Materialien. Dazu git es ein umfassendes Angebot an Assistenzsystemen.

Festivals: Anreise und Co

Musik macht mobil

Auch wenn die Vorfreude groß ist und die Kumpels im Auto schon abgehen: Vorausschauende Fahrweise und besonders viel Rücksicht bringt alle am besten zum Festival der Wahl. Eine Anreise mit der Bahn ist ebenso eine Überlegung wert, ist einfach stressfreier.