
Honda Shadow 750 ABS - im Test | 27.09.2010
Diesseits der Extreme
Manche BikerInnen stehen auf Extreme wie hohes Tempo und große Hubräume, andere wiederum genießen den Charme solider Cruiser.
mid/wa
Mit der Honda Shadow 750 stellt der japanische Hersteller ein Motorrad für die Sinne auf die Räder, geschaffen für eine Welt jenseits der Superlative. Fadesse braucht auf dem Bike für 10.090,- Euro dennoch niemand zu erwarten.
Der Retro-Cruiser-Look gefällt mit den voluminösen Kotflügeln, den umhüllten Gabelrohren oder den opulenten Reifen. Freunde des Chromputzens kommen hier voll auf ihre Kosten, nicht nur wegen der glänzenden Shotgun-Schalldämpfer.
Hinter dem etwas erhöhten Lenker thront es sich in 65,8 Zentimetern sehr komfortabel; vor allem dann, wenn genussvolles Cruisen angesagt ist, was sich auf leicht geschwungenen Landstraßen am besten erleben lässt.
Enges Rangieren, schlechte Straßen oder wildes Kurvenräubern mag die 262 Kilogramm schwere 750er hingegen gar nicht. Entsprechend kostet man die Höchstgeschwindigkeit von 151 Stundenkilometern eher selten aus, auch wenn der Windschutz bis in diese (unerlaubten) Regionen achtbar ist.
Für angemessenen, wenn auch kaum rekordverdächtigen Schub sorgt ein angenehmer V2-Motor, der seine 34 kW/46 PS Leistung bei 5.500 Touren abliefert, und das Hinterrad via Fünfganggetriebe und Kardan antreibt. Das maximale Drehmoment von 64 Nm liegt hingegen schon bei 3.500 Touren - in solchen Regionen fühlt sich der flüssigkeitsgekühlte Twin mit seinen 745 ccm Hubraum und Dreiventiltechnik am wohlsten.
Außerdem wirkt sich das moderate Drehzahlniveau auf den Verbrauch aus. Er lässt sich problemlos auf 4,2 Liter Sprit drücken, ohne dass man zum Verkehrshindernis wird. In Kombination mit dem 14,6 Liter fassenden Tank sind Reichweiten von knapp 350 Kilometern drin.
Das sparsame Herz unter der hübsch-barocken Hülle der Shadow passt gut zum gesamten Auftritt des japanischen Cruisers. Er liefert den besten Beweis, dass zum zünftigen Landstraßengenuss weder 1.000 Kubik noch achthundert Kilo Lebendgewicht notwendig sind.
Ein serienmäßiges Combined ABS gibt's trotzdem. Das wiederum erklärt die Scheibenbremse am Hinterrad, die die bisherige Trommel ablöst. Deshalb hat die Honda kein Problem im Betrieb mit Sozius/Sozia.
Und auch die größere Wochenendtour mit zusätzlichem Gepäck in den optionalen Leder-Satteltaschen stellt die 750er nicht vor unüberwindbare Hindernisse. Ungeschickt gelöst sind nur die Leuchten für Leerlauf, Blinker und Aufblendlicht in der Gabelbrücke: Die feschen Leuchten lassen sich bei starkem Licht nur schwer ablesen.
Auf der Shadow 750 regiert die Gelassenheit: Nicht rasant, nicht schillernd oder laut, dafür aber mit einem nachdrücklichen Charme, der dafür sorgt, dass die Welt sofort ein wenig netter erscheint.
Teststeno Honda Shadow:
Cruiser mit flüssigkeitsgekühltem Zweizylinder-Viertakt-V-Motor, drei Ventile pro Zylinder, 745 ccm Hubraum, Leistung: 34 kW/46 PS bei 5.500 U/min, max. Drehmoment: 64 Nm bei 3.500 U/min, Höchstgeschwindigkeit: 151 km/h, elektronische Einspritzung, geregelter Katalysator, Einstufung nach der Euro-3-Norm, fünf Gänge, Sitzhöhe: 65,8 Zentimeter, Verbrauch: 4,2 Liter, Tankinhalt: 14,6 Liter, Reifen vorn 120/90-17, hinten 160/80-15, Leergewicht: 262 Kilogramm, Zuladung: 194 Kilogramm, Höchstgeschwindigkeit: 151 km/h; Preis 10.090,- Euro.