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Indian Scout - schon gefahren

Pfadfinder

Zweites Modell nach der Indian-Wiedergeburt: Mit tiefer Sitzposition, Retro-Optik und sonorem V2-Motor tritt die Scout in der Cruiser-Klasse an.

Thilo Kozik/mid

Mit der neuen Scout möchte sich Indian ins lukrative mittlere Cruiser-Segment durchschlagen. Dafür haben die Amis einen neuen Motor und ein neues Fahrwerk entwickelt, doch ansonsten sehr darauf geschaut, dass die Eigenheiten der Marke gewahrt bleiben.

Die beiden sehr schräg stehenden Federbeine vermitteln den Starrrahmen-Look der klassischen Scout aus den Zwanzigern, der verschnörkelte klassische Schriftzug ist allgegenwärtig auf Motordeckel, im Tacho oder dem LED-Rücklicht zu finden.

Es gibt einen Zündschlüssel in Indianerkopf-Form und die Zahl 1901 auf der verchromten Drosselklappen-Abdeckung erinnert daran, dass Indian zwei Jahre vor dem Rivalen Haley Davidson aus Milwaukee gegründet wurde.

Dennoch wirkt die Scout weniger traditionell als eine Chief, mit der die legendäre Firma im vergangenen Jahr eine spektakuläre Wiedergeburt gefeiert hat. Insgesamt macht sie mit den fleischigen Reifen, der doppelläufigen Schalldämpferanlage und der typischen Long-and-low-Silhouette fast den Eindruck eines Power-Cruisers.

Deshalb kommt das Herzstück der Maschine als großer V-Twin sehr modern daher: Flüssigkeitsgekühlt mit Vierventiltechnik, zwei kettengetriebenen obenliegenden Nockenwellen und einem breiteren Zylinderwinkel von 60 Grad.

Aus einem Hubraum von 1.133 Kubik schöpft die Scout 72 kW/100 PS bei 8.000/min. Ein breites nutzbares Drehzahlband mit einer Spitze von 98 Newtonmeter bei 5.900 Touren steht zur Verfügung. Abgesehen vom leidlich gut integrierten breiten Kühler vor dem Motor kann sich das Triebwerk auch ohne den Reiz klassischer Kühlrippen sehen lassen. Denn seine Oberflächen visualisieren schon die darunter liegende Technik.

Nach dem Einlegen des ersten Gangs blubbert die Scout mit typischem Vau-Gefühl und unter dezenter Auspuffnote genüsslich drauflos. Per Ride-by-wire gesteuert, ergibt sich eine sanfte und fahrerfreundliche Leistungsentfaltung.

Der Motor geht sauber und ohne sich zu verschlucken ab 2 000/min auch im letzten Gang ans Werk. Bei 3.000 Touren wird er agiler und cruist mit 130 km/h bei relaxten 4.000/min. Das Sechsgang-Getriebe rastet zuverlässig ein und liefert die Power über einen klassischen Zahnriemen ans Hinterrad.

Wer's mag, kann die Scout auch eher sportlich bewegen. Dann legen die Vibrationen im Sitz und den Rasten ab 5.000 Touren ein Hochschalten nahe. Doch die Indian hat nichts dagegen, ordentlich gezwirbelt zu werden: Auf einer Geraden beschleunigt sie über Tacho 190 und ist damit noch nicht am Ende. Die niedertourige Souveränität der großen V-Motoren erreicht die Scout indes nicht.

Auch das Fahrwerk sträubt sich nicht gegen eilige Piloten, wenngleich es bei maßvoller Fahrweise am besten funktioniert. Halt gibt ein neu konzipierter Rahmen: Zwei Leichtmetall-Gussprofile für Steuerkopf und Schwingenaufnahme werden über zwei verschraubte Oberzüge miteinander verbunden. Der unten offene Rahmen nimmt den Motor als mittragendes Bauteil auf.

Zum Einlenken verlangt die Scout nur wenig Kraft bei neutraler Kurvenlage. Auf gut ausgebauten Landstraßen geht auch der Fahrkomfort in Ordnung. Der knappe Federweg von 760 Millimetern hinten indes lässt derbe Buckel unsanft im Rückgrat landen. Sehr unruhige Passagen bringen das Fahrwerk zudem an seine Grenzen.

Zum Verzögern der Scout sind je eine Scheibenbremse vorn und hinten montiert. Der Doppelkolben-Schwimmsattel vorn und die Einkolbenzange hinten verrichten ihren Job eher defensiv. Das aber passt durchaus zu diesem Motorrad. Die Scout wird serienmäßig mit ABS kommen, das zum Fahrtest aber noch nicht verfügbar war. Ein gutes Gefühl vermittelt der Einzelsitz aus Leder in 635 Millimetern Höhe, was eine stabile Bodennähe für Fahrer jeder Statur sichert. Der darauf sitzende "Indianer" blickt auf ein mit Chrom eingefasstes Rundinstrument mit integriertem kleinem LCD-Drehzahlmesser.

Schon im Stand fühlt sich die Scout infolge des niedrigen Schwerpunkts sehr leichtfüßig an. Das vollgetankte Lebendgewicht von 255 Kilogramm selbst ist jedoch gar nicht so wenig. Das Dreieck Rasten-Polster-Lenker ergibt eine Körperhaltung wie auf einem Cruiser mit nach vorn orientierten Füßen vor. Normalgroße finden das Ambiente akzeptabel bis geräumig.

Praxistauglichkeit ist nicht unbedingt das Hauptmerkmal eines Cruisers. Doch mit 12,5 Litern ist der Tank der Scout selbst für diese Klasse ziemlich knapp bemessen. Dazu gibt es nur ein Reservelicht und keine Tankanzeige. Wie für Ami-Eisen üblich, ist die Basisversion eher puristisch ausgestattet. Dafür existiert ein breit aufgestelltes Zubehörprogramm. Doch schon die Serienversion weist viel Detailliebe und eine außerordentlich gute Verarbeitungsqualität auf.

Somit ist die Scout zwar ein Einstiegsmodell, aber nicht vom Schlage eines Budget-Bikes wie Harleys Street 750. Die Indian verbindet traditionelles Styling mit innovativen Merkmalen zu einem charismatischen Mittelklasse-Cruiser mit einer für diese Klasse hohen Individualität, die mit knapp einem Preis von 15.930 Euro (Deutschland: 13.650 Euro) noch ohne Kultzuschlag auskommt.

Technische Daten Indian Scout:

Straßenmotorrad mit flüssigkeitsgekühltem Viertakt-Zweizylinder-V-Motor, vier Ventile je Zylinder, dohc, Hubraum: 1 133 ccm, Bohrung x Hub: 99 mm x 73,6 mm, max. Leistung: 72 kW/100 PS bei 8 000/min, max. Drehmoment: 98 Nm bei 5 900/min, elektronische Kraftstoffeinspritzung, geregelter Katalysator, Sechsgang-Getriebe, Zahnriemenantrieb, Leichtmetall-Rückgratrahmen, Telegabel vorn, Zweiarmschwinge mit zwei Federbeinen hinten, je eine Scheibenbremse vorn und hinten, ABS, Reifen vorn: 130/90-16, hinten: 150/80-16, Sitzhöhe: 635 mm, Tankinhalt: 12,5 l, Gewicht vollgetankt: 255 kg.
Österreich-Preis: 15.930 Euro (Deutschland: 13.650 Euro).

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