Suzuki GSX-R 1000 – im Test | 10.07.2003
Wer braucht 164 PS am Motorrad?
Eine Frage, mit der man in der Diskussion um die neue Suzi unweigerlich konfrontiert wird.
Text: Darth Christian, Fotos: Der Haliklik
Nun ja, sicherlich zwei Kategorien von Menschen (Profis ausgenommen):
1. Jene mit ausreichender Selbstbeherrschung
2. Solche mit kurzen Anfahrten zur Rennstrecke
Die nüchternen Fakten: 164 PS bei 10.800 U/min, 111 Nm bei 8.400 U/min, Radstand 1.410 mm, 193 kg fahrbereit.
Bei einem Fahrergewicht von 85 kg samt Ausrüstung (österreichischer Mittelwert, leider nicht meiner) immerhin 0,6 PS/kg! Das sind Werte, über die sich vor nicht allzu langer Zeit jeder Superbike-Teamchef gefreut hätte, obwohl die meisten Profis dort nur 60 kg bis 70 kg wiegen.
Was bedeutet das für den ambitionierten Motorradfahrer der über das nötige Kleingeld von € 14.699,- verfügt?
Wenn man einen wirklich mächtigen Motor in ein dermaßen hervorragendes Fahrwerk einpackt, dazu Bremsen in neuester Radialbauweise an das Vorderrad schraubt, braucht man nur mehr wunderbare Reifen – die serienmäßigen Bridgestone BT012 lassen keinen Zweifel aufkommen, daß sie sich fast perfekt um die wichtigste Verbindung zwischen Motorrad und Straße bemühen –
zur Übertragung der möglichen Leistung auf den Boden und für die Fahrt auf öffentlichen Straßen Gehörschutzstopfen!
„Spinnt der?“, werden sich jetzt einige denken, da ist doch ein fader Serienauspuff drauf, den keiner hört. Stimmt, vom Auspuff hört man als Fahrer fast nix, aber das Ansauggeräusch ist so unglaublich geil, daß man schon sehr viel Selbstbeherrschung aufwenden muß, um im „grünen Bereich“ der StVO zu bleiben.
Am schlimmsten ist es, wenn man sich dem Bike vollkommen unvorbereitet zur Abfahrt nähert: Helm auf, Schlüssel rein, Startknopf gedrückt, am Gas gezupft und wohlig erschaudert! Ein heiseres Fauchen dröhnt aus der Verkleidung, das dir ganz eigen wird.
Beim Hochschalten geht das gänsehautige Röhren weiter, und wenn man keine anderen Verkehrsteilnehmer als Referenzpunkte anpeilen kann, sollte man tunlichst den digitalen Tacho im Auge behalten – denn da reisst es die Zahlen so durch, als würde ich gemeinsam mit W. Grissmann die Waage besteigen.
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