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Spaß-Drilling

An der Yamaha MT-09 ist auf den ersten Blick nicht viel dran. Auf den zweiten erkennt man: Es fehlt vorwiegend, was man ohnehin nicht braucht.

Martin Häußermann/mid

Die Yamaha MT-09 macht Spaß: Sie bietet viel Motorrad fürs Geld. Wobei der erste Eindruck etwas anderes sagt - da ist ja nix dran: Keine Verkleidung, keine Koffer, noch nicht mal ein Gepäckträger.

Aber: Was man zum Motorradfahren braucht, ist natürlich schon da: Motor, Räder, ein breiter Lenker, eine schmale Sitzbank sowie die Sicherheitsausstattung, die die Straßenverkehrszulassungsordnung eben so vorschreibt. Schlank und schick kommt sie daher.

So puristisch die Yamaha auch erscheint, auf Elektronik haben die Japaner natürlich nicht verzichtet. Ein kleiner Aufkleber auf dem vorderen Kotflügel kündet davon, dass die Bremsanlage mit ABS ausgestattet ist. Statt eines Gaszugs verfügt die MT-09 über ein Ride-by-wire-System, der Gasgriff ist praktisch ein elektronischer Drehregler.

Das ermöglicht auch drei Fahrmodi, die per Knopf am Lenker eingestellt werden können: Standard, A und B. Im B-Modus wird die Spitzenleistung des Motors von 115 PS auf etwa 107 PS reduziert, dafür ist die Gasannahme deutlich geschmeidiger.

Für den Alltag - auf der Landstraße und speziell in der Stadt - ist der B-Modus genau richtig. Dumm nur, dass der nach jedem Neustart angewählt werden muss, denn beim Start stellt sich automatisch der Standardmodus ein. Der ist für eine engagierte Fahrweise richtig, der A-Modus hingegen ist jenen vorbehalten, die gerne mal ein paar Meter nur auf dem Hinterrad zurücklegen wollen.

Wheelies sind aber nicht unsere Sache, weshalb wir den Modus A wie aggressiv meiden. Die MT-09 macht auch so genügend Spaß und 107 PS sind für ein Motorrad, das keine 200 Kilo wiegt, wirklich mehr als genug.

Unsere Testmaschine hat die serienmäßige Auspuffanlage montiert, die ihre Abgase noch vor dem Hinterrad ins Freie entlässt - mit einer Geräuschentwicklung, die als charaktervoll, aber sozial verträglich beschrieben werden kann.

Der Drilling mit rund 850 ccm Hubraum bietet reichlich Druck. Eine ziemlich gleichmäßige Drehmomentkurve, die ihren Gipfel von 85 Newtonmetern bei 8.500 Umdrehungen erreicht, verleiht dem Aggregat beinahe turbinenartigen Charakter, der wiederum vom Fahrer einen gefestigten Charakter verlangt.

Ja, die Yamaha animiert zum Schnellfahren und man ist immer ein wenig schneller als man sich fühlt - und nach Gesetzeslage sein sollte. Zumindest auf der Landstraße, wo das ausgezeichnete Handling zur flotten Kurvenhatz einlädt.

Die Autobahn ist nicht so sehr das Revier der MT-09. Zwar sind die Geradeauslaufeigenschaften wirklich in Ordnung, dafür werden die Arme aufgrund des fehlenden Windschutzes lang und auch schnell müde. Die breite Lenkstange ist für einfaches Handling auf winkligen Straßen montiert.

Wobei im Winkelwerk der Genuss etwas geschmälert wird, wenn die Straßenoberfläche vernarbter wird. Dann teilt die Hinterhand dem Rückgrat des Fahrers deutlich die Belagsqualität mit. Über die Upside-Down-Gabel hingegen gibt es nichts zu meckern. Auch die fein dosierbaren, im Ernstfall kraftvoll zubeißenden Bremsen passen hervorragend zu dieser sportlichen, ausgewogenen Fahrmaschine, die ja auch ein wenig Sparmaschine ist, schließlich verlangt Yamaha inklusive ABS in Österreich vertretbare 9.990 Euro (in Deutschland gar nur 7.995 Euro).

Und wo wurde gespart? Wie beschrieben, wäre ein etwas hochwertigerer Stoßdämpfer hinten sicher kein Schaden. Das asymmetrische Cockpit - bei dem sich die Drehzahlen nur schlecht ablesen lassen - wirkt nach unserem Geschmack ein wenig billig und passt nicht so richtig in das ansonsten hochwertige Erscheinungsbild der Japanerin.

Auch die fehlende Möglichkeit, Gepäck unterzubringen, wird manchen stören. Hier hat Yamaha für die neue Saison mit der auf der EICMA vorgestellten Variante MT-09 Tracer Abhilfe geschaffen. Mit Verkleidung, Handprotektoren, Hauptständer und serienmäßigen Kofferhaltern soll sie nun auch die reiselustige Klientel ansprechen.

Technische Daten Yamaha MT-09

Motor: Wassergekühlter Dreizylinder-Reihenmotor, Hubraum 847 cm3, zwei obenliegende, kettengetriebene Nockenwellen, vier Ventile pro Zylinder, Nasssumpfschmierung, Einspritzung, Nennleistung: 84,6kW/115 PS bei 10.000/min, Max. Drehmoment: 87,5 Nm bei 8500/min (57 Nm bei 3500/min), mechanisch betätigte Mehrscheiben-Ölbadkupplung, Sechsganggetriebe, Kette.
Fahrwerk: Brückenrahmen aus Aluminium, Motor mittragend, Upside-Down-Gabel, Zweiarmschwinge aus Aluminium, Zentralfederbein mit Hebelsystem, verstellbare Federbasis und Zugstufenverstellung, Doppelscheibenbremse vorn, Ø 298 mm, ABS, Vierkolben-Festsättel, Scheibenbremse hinten, Ø 245 mm, Zweikolben-Festsattel. Alu-Gussräder 3.50 x 17; 5.50 x 17.
Reifen: V: 120/70 ZR 17; H: 180/55 ZR 17 (Bereifung Testmotorrad: Bridgestone S20).
Maße: Gewicht: 191 kg, Sitzhöhe 815 mm, Radstand 1440 mm, Tankinhalt 14 Liter. Höchstgeschwindigkeit: 210 km/h (Herstellerangabe). Testverbrauch: 5,1 l/100 km Super.
Österreich-Preis: 9.990 Euro mit ABS (Deutschland: 7.995 Euro)

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