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Der Ritt auf der Kanonenkugel

Einmal in einem World-Rallye-Car mitzufahren ist der Traum vieler Motorsport-Fans, Manfred Wolf berichtet von seinem Ritt mit Armin Schwarz.

Manfred Wolf

Es ist ein eher trostloser zweiter Dezember. Viel Nebel, ein bisschen Regen - ein besseres Argument, um an einem Sonntag Zu Hause zu bleiben gibt es wahrscheinlich kaum. Und doch bin ich schon am frühen Morgen unterwegs. Nach Tirol, genauer gesagt nach Praxmar, 1650 Meter hoch gelegen. Dort soll es am "heißen Sitz" des Skoda Octavia WRC, gesteuert von Armin Schwarz, Rallye-Feeling pur geben. Organisiert wird das ganze von einer deutschen Agentur (Rallye+Racing Emotion) auf Initiative von Sigi Schwarz, der bei diesem Event von "seinem" Club WRC-Steyrling-St.Moritz und von Illmer-Racing unterstützt wird.

In Praxmar selbst ist schon einiges los. Der Skoda, betreut von zwei Mechanikern, sowie das ganze "Drumherum" ist schon da, und einige Dutzend Rallye-Begeisterte haben sich auch schon eingefunden. Und dann wird der Hauptakteur des heutigen Tages geweckt. Das Skoda Octavia WRC wird gestartet.

Die Leistungsdaten sind Rallye-Fans hinlänglich bekannt, nur die beiden Wichtigsten seien genannt: 300 PS und damit knapp über 600 NM Drehmoment stemmt der Skoda auf die Strasse. Der erste "Kandidat" sitzt schon im Auto. Nach wenigen Minuten hat der Skoda seine Betriebstemperatur erreicht und es geht los.

Vorfreude:
Die, die den Ritt bereits hinter sich haben, schildern gar freudig ihre Erlebnisse

Armin Schwarz ist am Anfang noch unschlüssig, mit welchen Reifen er fahren soll, doch angesichts des Straßenzustandes entscheidet er sich dann für die schmalen, gespikten Schneereifen. Man hat das Gefühl, dass sich Armin schon warm gefahren hat, gleich mit seinem ersten Beifahrer entschwindet er in atemberaubender Geschwindigkeit über die schmale, abwechselnd nasse und schneebedeckte Strasse aus unserem Blickfeld.

Nach wenigen Minuten schießt er, in unglaublichen Drifts den Berg wieder herunter. Kurzer Stopp, Beifahrerwechsel. Begeisterung verbunden mit Ungläubigkeit beim soeben Ausgestiegenen: "Das gibt's gar nicht, wie's da abgeht..." Die eigene Vorfreude wird noch größer und langsam kann ich es gar nicht mehr erwarten an der Reihe zu sein.

Los geht's:
Während ich den Atem anhalte, ist Armin so locker, als würde er zum Einkaufen fahren...


Und dann endlich. Ich bin an der Reihe. Helm auf und rein in den Skoda. Das ist schon einfacher gesagt, als getan. Zuerst versperrt dir die Sicherheitszelle den Weg und dann musst du dich in einen Schalensitz zwängen, der so eng ist, dass man Platzangst kriegen könnte. Das geschafft, wird der Sechspunktgurt von einem Skoda Mechaniker festgezogen, der dich auch an die Gegensprechanlage anschließt.

Mit einem fröhlichen "So hallo. Gehn wir's an, oder?" werde ich von Armin Schwarz begrüßt und in meiner grenzenlosen Begeisterung erwidere ich das Ganze mit einem "ja klar, lassen wir's krachen!". Und der Armin lässt es krachen: Die erste Ecke wird gleich mit der Handbremse genommen und dann spüre ich zum ersten Mal die unglaubliche Kraft des Autos. Bergauf beschleunigt der Skoda wie eine Rakete, Nässe und Schnee wirken sich auf die Traktion scheinbar nur unwesentlich aus. Und mit dem ersten kleinen Links-Knick beginnt eine Orgie aus Gasgeben, Bremsen und Schalten. Permanent hat man das Gefühl, dass sich das alles gar nicht ausgehen kann.

Doch die ganze Fahrt über wirkt Armin Schwarz so entspannt und locker, dass man meinen könnte, er fährt gerade einkaufen. Und während die Kurven nur so auf uns zufliegen unterhalten wir uns über Motoren, Drehmomente, das Wetter und die Tatsache, dass "die Reifen schon ziemlich fertig sind." Wobei der Armin ganz entspannt ausführt: "Aber das macht nichts, wir lehnen uns halt dafür mehr an den Schneewänden an..." Nix für schwache Nerven. Trotzdem: Nach etwas mehr als sechs Kilometern Höllenritt sind wir viel zu früh wieder im "Ziel", ich könnte noch Stunden mitfahren...

Zu guter Letzt bleibt mir eigentlich nur, mich bei Sigi Schwarz zu bedanken, der dieses unvergessliche Erlebnis für Wenige erst möglich gemacht hat. Und eines steht für mich und wohl auch für jeden anderen "Beifahrer" jetzt schon fest: Sollte sich die Gelegenheit wieder einmal ergeben, ich bin sicher wieder dabei...

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