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Niki Lauda – vom Wind(kanal) verweht!
Namen sind wie Schall und Rauch

Hans-Peter Voglhuber geht dieses Mal unter anderem mit Niki Lauda hart ins Gericht, eine Kolumne, die mit Sicherheit die Gemüter erhitzt.

Hans-Peter Voglhuber

Die eigentliche Überraschung für mich war der späte Zeitpunkt der Trennung und nicht die Trennung selbst. Gemeint ist der Abgang von Niki Lauda bei Jaguar als Chefdompteur der lahmenden Raubkatzen. Dass Lauda überhaupt so lang bei Jaguar das Sagen haben konnte, verdankt der ehemalige Formel1-Champion wohl eher seinem Ruf und seinem exzellenten Showtalent und nicht seinen Führungsqualitäten oder gar seinem technischen Verständnis.

Lauda war unbestritten ein ausgezeichneter Rennfahrer, der es wie selten ein anderer Formel1-Pilot verstand, den Technikern seine Fahreindrücke und seine technischen Forderungen zu vermitteln. Es ist jedoch etwas völlig Anderes, wenn man einem Rennteam vorzustehen und bei der Entwicklung der Boliden mitzuarbeiten hat, respektive bei den anfallenden Problemlösungen aktiv und kreativ eingreifen soll.

Ich möchte nur daran erinnern, wie sehr sich doch Niki Lauda seinerzeit an den Windkanal geklammert hat. Möglicherweise war es ja weniger Niki Laudas Glaube an die enormen Chancen, die der neue Windkanal bieten sollte, als die einfache Überlegung, dass solang der Windkanal nicht fertig ist, auch sein Arbeitsplatz erhalten bleibt.

Aber irgendwann einmal ist auch der modernste und größte Windkanal fertiggebaut und so kam dann, was kommen musste, Niki Nationale wurde vom Wind(kanal) regelrecht „verweht“. Denn die Aerodynamikteile, welche nun dank der neuen Blasmaschine entwickelt und geformt werden konnten, halfen den lahmenden Raubkatzen auch nicht wirklich auf die Sprünge.

Herr Lauda schien offensichtlich nicht erkannt zu haben, dass ein gut funktionierender Rennwagen eine Einheit aus gut arbeitendem Chassis, starkem Motor und optimaler Aerodynamik ist, wobei Letztgenannte nicht zur Geltung kommen kann, wenn das Chassis nichts taugt und der Motor zu schwach ist.

Anscheinend fehlte Lauda hier der das nötige technische Verständnis, sodass er persönlich wenig bis gar nichts zur Problemlösung beitragen konnte. Es ist eben zuwenig, ein prominenter Teamchef zu sein, griffige Statements abzugeben und publicitywirksam ein paar Runden im Formel1-Boliden zu drehen.

Niki Lauda:
Als TV-Kommentator top, als Teamchef flop?

Hinzu kommt, dass Laudas Kommentatorenrolle beim Fernsehen seinen Bossen ziemlich sauer aufgestoßen haben dürfte. Denn welcher Chef goutiert es schon, dass sein Team unter ferner liefen herumkrebst und der dafür Hauptverantwortliche das Rennen und die meist erfolgreicheren Mitbewerber fürs Fernsehen kommentiert und analysiert, anstatt sich nach dem Rennen sofort mit dem eigenen Personal und den eigenen Problemen auseinander zu setzen.

Ich weiß nicht, was Niki Lauda bewog, neben seinem Fulltimejob auch noch den TV-Kommentatorenjob zu übernehmen – war es Geldgeilheit, Publicitygeilheit oder schlichtweg Naivität – klug war es jedenfalls nicht.

Allerdings muss man Niki Lauda zugestehen, dass er als fachkundiger TV-Kommentator weitaus besser war, wie als Teamchef von Jaguar. Und schlussendlich ist Lauda auch Opfer der billigen Effekthascherei von Jaguar-Eigentümer Ford geworden.

Scheinbar hatte man bei Jaguar-Ford mehr auf den klingenden Namen Niki Lauda, denn auf seine tatsächlichen Qualitäten und technischen Fähigkeiten gesetzt. Eine ähnliche Spekulationspolitik sehe ich persönlich auch bei Williams-BMW mit „Motorsportdirektor“ Gerhard Berger, dessen Job-Ende bei BMW-Formel1 sich ebenfalls abzuzeichnen scheint.

Immerhin dachte Gerhard Berger über ein Ende bei BMW schon vorsorglich laut nach, da ein mehr oder minder „freiwilliger“ Abgang für den Betroffenen noch immer besser aussieht, wie etwa Laudas Blitz-Eliminierung bei Jaguar.

Motorsport-Direktoren:
Geht's nach Hans-Peter Voglhuber, könnte man sich diese "Publicity-Posten" sparen

„Motorsportdirektoren“ á la Gerhard Berger, Niki Lauda oder auch Norbert Haug sind angesichts der fachkompetenten Teamleitungen wie Frank Williams, Ron Dennis, Dr. Mario Theissen usw. völlig überflüssig.

Derselbe Unfug wird ja auch bei manchen Fußballvereinen praktiziert, wo sich plötzlich neben Trainern, Managern und Präsidenten sogenannte „Sportdirektoren“ mit klingenden Namen tummeln. Kluge Vereinsführungen sind aber inzwischen draufgekommen, dass derartige „Führungspositionen“ so wichtig wie ein Kropf sind und nur zusätzlich einen Haufen Geld kosten.

Dass sich Lauda jetzt so überrascht gibt und nichts von seiner Ablöse gewusst beziehungsweise geahnt haben will, darf bezweifelt werden. Schließlich wurde er während der ganzen Rennsaison immer wieder diesbezüglich von Journalisten angesprochen.

Abgesehen davon ist es wohl logisch, dass der Teamchefjob heftig wackelt, wenn ein Millionenteam, wie es Jaguar ist, so hinterherfährt. So gesehen ist Laudas „Überraschung“ weder glaubhaft noch nachvollziehbar. Doch denke ich, dass wir uns um das Wohlergehen des Herrn Lauda ohnehin keine Sorgen machen müssen, denn Niki Lauda sollte auch ohne diesen Job ganz gut leben können.

Eine ähnliche Entwicklung wie bei Jaguar dürften wir spätestens im nächsten Jahr auch bei Toyota erleben, da nicht anzunehmen ist, dass Toyota in der nächsten Formel1-Saison mit denselben Technikern, dem gleichen Konstrukteur und denselben Teamverantwortlichen plötzlich zum großen Race-winner wird.

Mäßiger Erfolg:
Die meisten ehemaligen Piloten, die als Teamchef oder Team-Eigentümer zurückkamen, sahen eher blass aus

Es gab schon eine ganze Reihe von Formel1-Piloten, welche sich als Teameigentümer oder eben als Teamchef á la Niki Lauda versucht haben, aber nur wenige waren auch tatsächlich so erfolgreich, wie zum Beispiel Jack Brabham, Bruce McLaren, John Surtees, Dan Gurney oder Graham Hill.

Außer Brabham wurde zwar keiner von den anderen Fahrern mit seinem Produkt Formel1-Weltmeister, aber sie schlugen sich alle ausgezeichnet und fuhren auch den einen oder anderen GP-Sieg ein. Und hätten Bruce McLaren oder Graham Hill länger gelebt, wer weiß, ob sie mit ihrem Team nicht auch den einen oder anderen WM-Titel gewonnen hätten.

Jackie Stewart hingegen zählt für mich weniger zu den erfolgreichen, als zu den „glücklichen“ Teamchefs. Im Gegensatz zu Prost hatte Stewart gerade noch die Kurve gekriegt, indem er sein Team rechtzeitig verscherbelte, ehe es so unrühmlich stranden konnte, wie später die Prost-Truppe.

Auf Grund der letzten Ereignisse bin ich gespannt, worauf die Formel1-Teams bei ihren zukünftigen Personalbesetzungen ihr Augenmerk richten: auf Sein oder doch wieder nur auf Schein?!

Meint Ihr Hans Peter Voglhuber

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