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Bleibt alles anders?

Am 10. März beginnt die ChampCar-Saison mit dem Rennen in Monterey/Mexiko. Zeit also, einen Ausblick auf die kommende Saison zu wagen und sich einen kurzen Überblick über die Veränderungen, die das neue Jahr mit sich bringen wird (oder schon mit sich gebracht hat), zu verschaffen.

Manfred Wolf

Die Zeiten für CART sind nicht mehr so rosig, wie sie einmal waren. Die Konkurrenz-Serie IRL ist mittlerweile recht erfolgreich. Noch dazu wird das wohl bekannteste Autorennen der Welt, die Indy 500, mit den Autos der Konkurrenz-Serie ausgetragen. Der Riesenerfolg der NASCAR-Serie und der stetige Abgang amerikanischer Fahrer halfen der CART-Serie in ihrer ursprünglichen Heimat auch nicht unbedingt weiter. Noch dazu kamen Differenzen wegen des neuen Reglements ab 2003 (ab dann sind nur noch Saugmotoren erlaubt), worauf Honda (einer der drei Motorenhersteller neben Ford und Toyota) den Rückzug aus der CART-Serie Ende 2002 verkündete. Und nachdem das wohl bekannteste CART-Team um Roger Penske seinen Abgang in Richtung IRL verkündete, war endgültig Feuer am Dach.

Es musste die Notbremse gezogen werden, Gott sei Dank entschloss sich die CART (Championship Auto Racing Teams) zu einschneidenden Änderungen, die den erfolgreichen Fortbestand der Serie sichern sollen. An der Spitze vieler Veränderungen steht ein neuer „Boss“: Chris Pook, Gründer und Promoter des seit Jahren erfolgreichsten CART-Rennens in Long Beach/Miami übernimmt die Aufgaben des Vorsitzenden und Geschäftsführers Joe Heitzler. Der 60jährige Brite hatte bei „seinem“ Grand Prix erstmals 1984 die CART-Serie präsentiert, von 1976 bis 1983 veranstaltete er dort das Formel 1 Rennen: „Ich werde umgehend alles daran setzen, um die CART auf eine neue Erfolgsebene zu bringen“, so Pook in einer ersten Reaktion.

Eine weitere einschneidende personelle Änderung gibt es im Bereich der CART-Stewarts. Als Chief-Stewart kehrt Wally Dallenbach zurück, nachdem der „Neue“, Chris Kneifel, nicht immer unumstritten war. Tiefpunkt während Kneifel’s Amtszeit als Chief-Stewart war wohl die Aussage von Paul Tracy, der Kneifel nach einer umstrittenen Entscheidung beim Rennen in Laguna Seca mit einem „Zirkusclown“ verglich... Der mittlerweile 66jährige Dallenbach war schon von 1980 bis 1998 Chief-Stewart.

Die Reglement-Änderungen

Bei der sogenannten „Sneak Preview“ am 10. Februar in Laguna Seca, bei der Teams und Fahrer für 2002 präsentiert wurden, stellten die CART-Verantwortlichen auch das neue Reglement vor, das zum größten Teil ab 2003 einschneidende Änderungen bringen wird. Allerdings wird es bereits in dieser Saison in Teilbereichen Neuigkeiten geben.

Wichtigste Neuerung ab 2003: Die Turbo-Ära ist zu Ende. Ab der Saison 2003 dürfen nur mehr Saugmotoren mit maximal 3,5 Liter Hubraum und einer Höchstdrehzahl von 12.000 U/min verwendet werden. Auch die Verwendung einer Traktionskontrolle soll erlaubt werden. Doch ein Elektronik- und damit auch Preiswettrüsten wie in der Formel 1 soll mit klaren Reglementierungen verhindert werden. Das Motorenbudget darf 2,7 Millionen Dollar inklusive Test- und Rennkosten nicht übersteigen, ein Getriebe soll für rund 60.000, ein Chassis für nicht mehr als 250.000 Dollar erhältlich sein. Ziel ist es, die Gesamtkosten für eine komplette Saison auf etwa fünf bis sechs Millionen Dollar pro Auto zu reduzieren – die Hälfte der Summe, die jetzt notwendig ist.

Und – wohl noch wichtiger als die Kostensenkung – die kommenden ChampCar’s entsprechen dem Reglement der Konkurrenz-Serie IRL (Indy Racing League). Der Weg zu den Indy 500 ist somit für alle Teams frei, lediglich die Aerodynamikpakete (u.a. der Handford-Wing), sowie die Möglichkeit, den Tankstutzen für die nicht-Oval-Rennen auch rechts anbringen zu können, unterscheiden die Autos dann noch voneinander.

Trotzdem: Die ChampCar-Serie bleibt die Einzige mit Veranstaltungen auf Oval-, Superspeedway- und Rundstrecken- und Stadtkursen. Das lässt Platz für Spekulationen. Vielleicht spielt man innerhalb der CART-Organisation mit dem Gedanken, sich doch noch mit der IRL zusammenzuschließen und die gemeinsame Serie in zwei Bereich einzuteilen. Eine amerikanische und eine weltweite Serie, in der sich die besten amerikanischen Piloten mit der internationalen Konkurrenz messen können.

Und heuer?

Als Erstes wurde die Leistung der Motoren durch kleinere Turbolader um ca. 65 PS reduziert, gleichzeitig wird der erlaubte Verbrauch wohl steigen, da man sich von einem höheren Verbrauch deutlich mehr Spektakel für die Fans erwartet. Die Cockpits der Fahrzeuge werden mit Kohlefaserplatten verstärkt, dafür wurde das Mindestgewicht der Fahrzeuge um 6,8 Kilogramm angehoben. Und zur allgemeinen Überraschung wurde der Einsatz der Traktionskontrolle schon ab heuer gestattet – etwas kurzfristig für den Geschmack mancher Teams.

Und auch am Ablauf der Trainings und des Rennens wird sich schon heuer Einiges ändern: Das Qualifying Freitags und Samstags wird nun es nun auch bei Rundstreckenrennen geben, die Bestzeit für die Pole Position wird an beiden Tagen ermittelt werden. Sprich: Auch eine Bestzeit am Freitag kann für die Pole reichen. Um aber auch bei schlechteren Verhältnissen (etwa bei Regen) den Fans trotzdem Action auf der Strecke bieten zu können, wird pro Trainingstag ein Bonuspunkt für den Tagesbesten sorgen. Und wir wissen ja alle: Selbst ein Punkt kann am Ende der Saison über Sieg oder Niederlage entscheiden.

Weitere Änderungen: Bei der Zeitenjagd auf der Rundstrecke gibt es zukünftig 15 gezeitete Versuche (ähnlich der Formel 1), jeder Fahrer hat für diese 15 Runden ein Stunde Zeit. Bei den Oval-Rennen werden die Piloten in der umgekehrten Reihenfolge des Ergebnisses aus dem freien Training auf die Strecke gehen. Außerdem fällt das Speedlimit in den Boxen, dafür gibt es vorgewärmte Reifen wie in der Formel 1.

Der erste Vergleich

So stark wie Christiano da Matta die ChampCar-Saison 2001 zu Ende brachte (Sieg in den letzten beiden Läufen), so stark begann er auch beim ersten Kräftemessen in Laguna Seca. Erstmals traf das komplette Starterfeld in aktueller Besetzung aufeinander. Da Matta zählt sich selbst sehr bescheiden lediglich „zum erweiterten Favoritenkreis“, beeindruckte aber mit allen vier Tagesbestzeiten und damit auch der absolut schnellsten Runde insgesamt.

Insgesamt versprechen die Zeiten aber trotz der klaren Bestzeit von da Matta wieder eine extrem spannende Saison 2002. Zwischen dem Zweitplatzierten Patrick Carpentier und Adrian Fernandez auf Platz 19 lag nicht einmal eine Sekunde.

Bei den Teams selbst gab es einige Änderungen, einige der Wichtigsten im Detail: Vorjahres-Vizemeister Kenny Bräck fährt heuer für Chip Ganassi. In komplett neuer Besetzung auch das Team von Bobby Rahal, Jimmy Vasser und Michel Jourdain Jr. Greifen heuer dort ins Lenkrad. Nur ein Rookie hat für diese Saison bis jetzt einen Fixplatz ergattern können. Es handelt sich dabei um den Mexikaner Mario Dominguez. Ein anderer „Rookie“ könnte noch dazustoßen, sollten sich die hartnäckigen Gerüchte rund um Johnny Herbert halten. Bei ihm soll es ja angeblich nur mehr von der Finanzierung abhängen, ob er die Saison 2002 an der Seite von Max Papis im Team von „Sigma Autosport“ bestreiten kann. Leider nicht mehr dabei, wie oben schon erwähnt, die Penske-Truppe mit Vorjahres-Meister Gil de Ferran und Helio Castroneves. Auch Youngster Memo Gidley fand keinen Platz mehr, ebensowenig Bryan Herta und „Oldboy“ Roberto Moreno. Ein anderer „großer alter Mann“ gab während der Winterpause seinen Rücktritt bekannt: Mauricio Gugelmin wird sich nicht mehr hinters Steuer klemmen.

Die Top 10-Zeiten aus Laguna Seca:

  • 1. Cristiano da Matta (Newman-Haas, Lola-Toyota) 1.08,981
  • 2. Patrick Carpentier (Player’s Forsythe, Reynard-Ford) 1.09,519
  • 3. Alex Tagliani (Player’s Forsythe, Reynard-Ford) 1.09,545
  • 4. Bruno Junqueira (Target/Chip Ganassi, Lola-Toyota) 1.09,633
  • 5. Oriol Servia (PacWest, Lola-Toyota) 1.09,700
  • 6. Dario Franchitti (Team KOOL Green, Reynard-Honda) 1.09,720
  • 7. Christian Fittipaldi (Newman-Haas, Lola-Toyota) 1.09,726
  • 8. Scott Dixon (PacWest, Lola-Toyota) 1.09,786
  • 9. Townsend Bell (Patrick Racing, Reynard-Toyota) 1.09,880
  • 10. Kenny Brack (Target/Chip Ganassi, Lola-Toyota) 1.09,901

    Alle Fahrer, alle Teams (Stand 20. 02. 2002):

  • Adrian Fernandez, Honda/Lola, Fernandez Racing
  • Shinji Nakano, Honda/Lola, Fernandez Racing
  • Mario Dominguez, Ford-Cosworth/Lola, Herdez Competition
  • Tony Kanaan, Honda/Reynard, Mo Nunn Racing
  • Cristiano da Matta, Toyota/Lola, Newman/Haas Racing
  • Christian Fittipaldi, Toyota/Lola, Newman/Haas Racing
  • Scott Dixon, Toyota/Lola, PacWest Racing Group
  • Townsend Bell, Toyota/Reynard, Patrick Racing
  • Patrick Carpentier, Ford-Cosworth/Reynard, Player's/Forsythe Racing
  • Alex Tagliani, Ford-Cosworth/Reynard, Player's/Forsythe Racing
  • Max Papis, Ford-Cosworth/Lola, Sigma Autosport
  • Kenny Brack, Toyota/Lola, Target Chip Ganassi Racing
  • Bruno Junqueira, Toyota/Lola, Target Chip Ganassi Racing
  • Dario Franchitti, Honda/Reynard, Team KOOL Green
  • Paul Tracy, Honda/Reynard, Team KOOL Green
  • Michael Andretti, Honda/Reynard, Team Motorola
  • Michel Jourdain Jr., Ford-Cosworth/Lola, Team Rahal
  • Jimmy Vasser, Ford-Cosworth/Lola, Team Rahal
  • Tora Takagi, Toyota/Reynard, Walker Racing
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