DTM: Hockenheim | 30.09.2003
Spannendes Saisonfinale
Das Finale der DTM 2003 auf dem Hockenheimring könnte kaum spannender sein, Bernd Schneider und Christijan Albers trennt gerade mal ein Punkt.
Die Zutaten zum Finale der DTM-Saison 2003 auf dem Hockenheimring von 3. bis 5. Oktober sind ein Garantieschein in Sachen Spannung. Erstens, weil die Entscheidung um die Meisterkrone erst dort fällt – erstmals in der vierjährigen Geschichte der neuen DTM.
Zweitens, weil die beiden Rivalen um den Titel, Bernd Schneider und Christijan Albers (beide AMG-Mercedes CLK) gerade ein Punkt trennt. Und drittens, weil auch eine illustre Schar weiterer Spitzenpiloten Siege anpeilt. Timo Scheider etwa, der im Opel Astra V8 Coupé zuletzt in Zandvoort den ersten Rennsieg unverschuldet knapp verpasste. Oder sein Markenkollege Peter Dumbreck, der fleißig Punkte sammelte und am Lausitzring bereits als Zweiter auf dem Podium stand.
Natürlich ist auch das Ziel von Laurent Aiello, sich im Abt-Audi TT-R mit einem Sieg aus seinem Meisterjahr zu verabschieden. Ambitionen auf Platz eins hat auch Aiello-Teamkollege Mattias Ekström, der in den Niederlanden mit einer sensationellen Aufholjagd erneut zeigte, was in ihm steckt.
Die Zutaten stimmen also für das Finalrennen über 37 Runden und 169,238 Kilometer auf dem 4,574 Kilometer langen Grand-Prix-Kurs. Und das spüren auch die Fans: 45.000 Tickets sind bereits im Vorverkauf abgesetzt worden – Rekord. Rennstart ist am Sonntag um 14 Uhr, die ARD überträgt ab 13.45 Uhr bis 15.55 Uhr, 40 Minuten mehr als sonst.
Schneider oder Albers: Generationenwechsel in der DTM?
Die Rivalen um den Titel könnten unterschiedlicher kaum sein: Tabellenführer Bernd Schneider ist mit 39 Jahren der erfolgreichste DTM-Fahrer aller Zeiten, der 24 Jahre junge Niederländer Christijan Albers war erst zu Saisonbeginn ins Mercedes-Werksteam HWA aufgerückt.
An Saisonsiegen steht es dabei 4:2 für den Newcomer, der zuvor im CLK des Vorjahres auf sich aufmerksam machte. Kaum im A-Kader der Stuttgarter Autobauer, überraschte Albers im zweiten Saisonrennen auf dem Adria Raceway mit seinem ersten Sieg. Sein Credo fürs Finale: „Bernd wird sehr stark sein. Aber ich werde alles geben – wie in jedem Rennen.“
Optimistisch gibt sich der dreimalige DTM-Champion Bernd Schneider: „Hockenheim ist mein Heimrennen. Ich mag den Kurs sehr, kenne jede Ecke aus dem Effeff und habe dort viele Erfolge gefeiert. Ich bin überzeugt, dass wir eines der dramatischsten Rennen sehen werden, die es in der DTM dieses Jahr gab.“
Mercedes-Benz-Sportchef Norbert Haug: „Bei einem Punkt Abstand zwischen Bernd Schneider und Christijan Albers ist der Titelkampf beim Finale in Hockenheim völlig offen und wir alle freuen uns auf ein großes Rennen vor vollem Haus. Alleine rund 12.000 Mercedes-Benz Mitarbeiter werden Bernd und Christijan vor Ort die Daumen drücken. Wer von den beiden nach dieser Saison die Meisterschaft gewinnt, hat sich den Titel wirklich verdient. Unsere Rivalen Audi und Opel werden in Hockenheim stark sein und es wäre schön, wenn wir diese erfolgreiche Saison für Mercedes-Benz mit einem Sieg abschließen könnten."
Opel-Youngster Timo Scheider: „Wir kämpfen bis zur letzten Runde“
Die größte Rechnung hat derzeit Opel-Pilot Timo Scheider offen, der tragische Held des neunten Laufs der DTM in den Niederlanden. Der 24-Jährige hatte dort im Opel Astra V8 Coupé zunächst die Pole Position geholt und diese mit einem Blitzstart in die Rennführung verwandelt. Ein missglückter Boxenstopp seines sonst perfekten Teams verhinderte den ersten DTM-Sieg von Timo Scheider.
Doch der Jungstar tröstet sich professionell: „Unsere Opel-Mannschaft war insgesamt stark in Zandvoort, als Marke waren wir die besten. Wir haben gezeigt, dass wir mit unserem Astra Coupé ein Rennen gewinnen können. Das gibt uns Mut und Energie fürs Finale. Wir kämpfen bis zur letzten Runde“
Auch Manuel Reuter, im Opel Calibra V6 ITC-Meister von 1996, verspricht: „Unsere Fans können sich in Hockenheim auf eine zu 100 Prozent motivierte Opel-Mannschaft freuen. Ich glaube, wir sind für das Finale ganz gut sortiert.“ Der dienstälteste Opel-Pilot schätzt: „Der Grand-Prix-Kurs mit seiner gelungenen Mischung aus eher langsamen und schnellen Kurven macht Spaß, und er müsste unserem Auto auch liegen. Außerdem gibt es dort Überholmöglichkeiten. Wir würden uns gerne bei unseren Fans mit einem Erfolg für ihre Treue bedanken.“
Sportchef Volker Strycek bestätigt: „Wir gehen gut vorbereitet zum Finale und werden alles dafür tun, dort eine genauso starke Leistung zu bieten wie in Zandvoort. Am schönsten wäre es, wenn wir dort dann auch den Lohn für unsere Leistung ernten könnten.“
Laurent Aiello will sich aus seinem Meisterjahr mit einem Sieg verabschieden
Hohe Ziele hat sich auch der amtierende Champion Laurent Aiello mit dem Abt-Audi TT-R gesteckt: „Ich werde alles dafür geben, um mich mit einem Sieg aus meinem Meisterjahr zu verabschieden“, kündigt der Franzose an. 2002 mit vier Siegen Meister geworden, gewann Aiello in diesem Jahr bislang nur auf dem Nürburgring.
Konkurrenz erwächst dem überlegenen Fahrer des vergangenen Jahres allerdings auch aus den eigenen Reihen, von seinem 25-jährigen Abt-Teamkollegen Mattias Ekström aus Schweden. Der verdrängte nämlich beim letzten Rennen in Zandvoort mit seinem kämpferisch eroberten Podiumsplatz den neun Jahre älteren mehrmaligen Tourenwagen-Meister Laurent Aiello vom vierten Platz in der Meisterschaft.
„Mein Ziel ist klar: Ich möchte das Finale gewinnen“, sagt Ekström. „Also wird in Hockenheim knallhart mit Vollgas gekämpft, die anderen sollen sich schon mal warm anziehen. Für mich spielt es keine so große Rolle, auf welchem Platz ich am Ende in der Meisterschaft bin, es zählt nur ein Sieg, und letztes Jahr war ich dort immerhin schon Zweiter.“
Teamkollege Christian Abt freut sich: „Im Motodrom herrscht immer eine gigantische Atmosphäre, das spornt einen unheimlich an.“ Und Abt-Teamchef Hans-Jürgen Abt analysiert: „Mattias hat in Zandvoort gezeigt, dass er ohne den schuldlos vermasselten Start noch weiter oben auf dem Podium hätte stehen können. Unser Auto war an der Spitze dabei, das haben auch die Rundenzeiten gezeigt.“
Der Teamchef aus Kempten im Allgäu gibt sich daher ebenso kämpferisch wie seine Fahrer: „Jetzt schauen wir nach vorne und werden im Finale wieder angreifen."